Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Oberholz

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Hoffnung / geduldig in Trübsal / haltet fest am Gebet«, steht auf seinem Kreuz. Wie der es wohl mit den Frauen geregelt hatte?
    »Du weißt, ich bin sicherlich nicht der beste Ratgeber in Bezug auf die Rettung von Beziehungen, die verlaufen bei mir ja eher so wie meine Unternehmungen. Aber wenn du dich zwischendurch ablenken willst, würde ich mal mit Magnus ausgehen, der ist immer noch ganz wild unterwegs, soweit ich das abschätzen kann.«
    Dörte hebt müde den Kopf, sie nimmt eine Witterung auf. Die Zwillinge betreten mit Püppi den Garnisonsfriedhof, sie bleiben am Eingang stehen, Püppi springt vom Arm, kauert sich zusammen und zittert ein Würstchen auf den preußischen Offizierskiesweg. Das braucht seine Zeit.
    Einer der Zwillinge beugt sich hinunter, feuert Püppi an und beglückwünscht ihn am Ende zu seinem Geschäft. Fein gemacht, Püppi! Die andere Schwester sammelt das Würstchen auf. Sie sind recht weit von uns entfernt, aber ich meine erkennen zu können, dass es sich bei dem Werkzeug, mit dem das Würstchen aufgesammelt wird, um einen weißen Einwegbecher zum Mitnehmen handelt. Der Einwegbecher ist mit einem Stempel verziert.

12.
    FEINHEITEN
    M uss man jetzt mit dem Schweden in die Kiste hüpfen, wenn man nicht jeden Sonntagmorgen in die Frühschicht eingeteilt werden will?«
    Kaja legt einen Ausdruck des neuen Schichtplans vor mir auf die Arbeitsfläche in der Küche, wo ich mit Shanti über den Start der Wochenkarte spreche. Kaja ist sonst eine eher ruhigere, in sich gekehrte Mitarbeiterin, von der man nie etwas Persönliches hört.
    Heute ist der fünfzehnte Jahrestag der Deutschen Einheit, und heute ist Neumond. Der Feiertag an einem Montag erzeugt ein verlängertes Wochenende. Die Wetterhäuschentheorie hat sich in den letzten Tagen bestätigt. Das gesamte verlängerte Wochenende ist grau und verregnet. Das ist gut fürs Geschäft. Der Laden läuft seit zwei Tagen ein wenig in die Richtung, die ich mir erträumt hatte. Noch steigerungsfähig und noch nicht ausreichend, aber stetig belebt und nicht leer. Das ist noch keine Lösung für die Geldsorgen, aber eine positive Entwicklung, die mir Mut zurückgibt und mich wieder fester an das Konzept glauben lässt.
    Ich schaue auf den Ausdruck, die Arbeitsplatte ist feucht, man kann zusehen, wie der Ausdruck aufweicht, die Farbe verändert, transparent wird, Wellen schlägt. Die Buchstaben verlaufen, das muss wohl ein Tintenstrahldruckerausdruck sein. Warum hat Magnus dann bei mir eine Quittung aus dem Copyshop eingereicht? Was hat er denn kopiert, wenn nicht den Schichtplan? Ich versuche den Tintenstrahldruckerausdruck vor der endgültigen Auflösung zu retten, dabei fällt er auseinander. Die einzelnen Teile schiebe ich auf der Arbeitsplatte wieder halbwegs zurecht. Ein trauriger Anblick, dieser Schichtplan.
    »Also, ich hätte nichts dagegen, mit Magnus zu vögeln. Ich war neulich mit ihm in der Sauna, und ich sage euch …« Shanti bricht den Satz ab und hebt anerkennend die Augenbrauen.
    »Was ist denn mit dem Schichtplan nicht in Ordnung?«, frage ich Kaja, ohne auf Shantis Bemerkung einzugehen. Magnus scheint nie zu schlafen und nie alleine zu sein.
    »Ich bin an jedem Sonntag für die Frühschicht eingetragen. Das finde ich nicht fair. Wir haben die Sonntage doch sonst immer so aufgeteilt, dass Milena und ich jeweils abwechselnd einen Sonntag frei hatten. Jetzt hat Magnus das Erstellen der Schichtpläne übernommen – und dann das!« Sie zeigt auf den mittlerweile vollends aufgeweichten, unleserlichen Tintenstrahldruckerausdruck. Kaja trägt heute grüne Daisy-Duck-Schuhe.
    »Nun, ich glaube, da ist einfach was schiefgelaufen, es kann auch sein, dass ich beim Briefing vergessen habe, das Magnus gegenüber zu erwähnen. Wieso denkst du, dass man deshalb mit ihm in die Kiste muss?«
    Kaja erklärt mir, dass sie Magnus selber noch mal auf diese Regelung hinwies, nachdem sie erfahren hatte, dass er nun die Schichtpläne erstellt. Ich halte das für den Beweis meiner Vermutung, dass es sich dann nur um einen unbeabsichtigten Fehler handeln kann. Magnus muss sich in das Thema erst mal einarbeiten. Ich verspreche ihr, das unverzüglich zu ändern.
    »Aber was wolltest du vorhin mit deiner Bemerkung andeuten? Mit der Kiste?«
    »Ach, ist mir so rausgerutscht. Ich dachte, das könnte damit zusammenhängen, dass hier offensichtlich jeder mit jedem rumvögelt, nur eben ich nicht, und dass sich das nachteilig auf meine Schichten auswirkt.«
    Kaja hält