Fuer immer 2 - die Liebe
dies das letzte Mal war, dass ich dieses Haus betreten habe.
Als ich die Autotür öffne, sehen Kat und Rayne mich fragend an. Schweigend setze ich mich auf den Beifahrersitz und nestele am Gurt herum. Das metallische Klicken, als er einrastet, klingt unnatürlich laut in der Stille. Mein Herz ist so schwer, dass ich fürchte, ich bringe kein Wort heraus. Tausend Dinge schwirren mir durch den Kopf, die ich Griffon so gerne noch sagen würde. Dass ich nicht mehr Allison bin. Dass ich die Zeit zurückdrehen möchte und wünschte, ich hätte niemals jemandem den Anhänger gezeigt. Doch all das wird wohl jetzt für immer ungesagt bleiben. Das Einzige, was ich schließlich über die Lippen bringe, ist:
»Es ist vorbei. Lasst uns nach Hause fahren.«
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11
»Nicole Ryan, du sagst mir jetzt sofort, ob du davon gewusst hast!« Obwohl Mom hinten im Wohnzimmer ist und ich unter meine Bettdecke vergraben liege, kann ich sie ausgezeichnet hören.
»Verdammt …«, murmele ich und hebe vorsichtig den Deckenzipfel, um einen Blick auf den Wecker zu werfen: Kat müsste inzwischen irgendwo über Texas schweben. Natürlich hat sie ihr Versprechen, es ihnen zu sagen, bevor sie sich aus dem Staub macht, nicht gehalten, und ich darf jetzt alles alleine ausbaden.
Mit donnernden Schritten kommt Mom durch den Flur und Sekunden später fliegt die Tür zu meinem Zimmer auf. »Hast du davon gewusst?«
Ich drehe mich langsam um, sodass ich den Türrahmen sehen kann, wo sie mit hochrotem Kopf steht und mit einem Stück Papier wedelt. »Wovon soll ich gewusst haben?« Ich weiß, dass so eine lahme Gegenfrage sie nur noch mehr auf die Palme bringen wird, aber ich brauche ein paar Sekunden, um nachzudenken.
»Davon! Von dieser Nachricht deiner Schwester. Was soll das heißen, sie gehört jetzt zu Owen und geht mit ihm nach England?«
Ich drehe mich wieder um und starre die Wand an, deren Anblick mir mittlerweile ziemlich vertraut ist, denn abgesehen vom Badezimmer habe ich in den letzten Tagen nicht viel anderes gesehen. »Ich vermute, es heißt, dass sie mit ihm nach England gegangen ist.« Es ist nicht mal eine Woche her, da tat sie mir noch leid, weil Owen abreisen musste. So schnell können sich die Dinge manchmal ändern.
»Wusstest du, was sie vorhatte? Herrgott noch mal, heute ist der 4 . Juli und am Nachmittag ist unser Straßenfest. Was soll ich denn bloß den Leuten sagen?«
Ich zucke nur die Schultern. Was soll die Aufregung? Kat sitzt in einem Flieger und ist unterwegs nach London, um dort mit ihrem Freund zusammenzuleben. Na und? Soll sie doch. Wenn Mom sich darüber aufregen will, bitte schön. Mir ist alles egal. Seit ich Griffons Haus verlassen habe, fühle ich mich so kalt und leer, als hätte ich überhaupt keine Gefühle mehr.
Entrüstet schlägt Mom mit der flachen Hand gegen den Türrahmen und ich zucke ein bisschen zusammen. »Und was ist mit der Schule? Was ist mit ihrer Zukunft? Oh Gott, und was wird aus dem Geld, das wir für die Modeschule angezahlt haben? Wie konnte sie das nur tun? Dein Vater wird außer sich sein.« Sie wartet darauf, dass ich etwas sage, doch als sie sieht, dass sie von mir nur Schweigen erntet, knallt sie die Tür wieder zu und stapft davon.
Als sie weg ist, atme ich ein wenig auf. Undeutlich erinnere ich mich daran, dass Kat heute Morgen in mein Zimmer gekommen ist, um sich zu verabschieden. Zumindest glaube ich, dass es heute Morgen war. Ich habe inzwischen so viel Zeit in diesem Bett verbracht, dass die Tage ineinander verschwimmen. Geschlafen habe ich allerdings kaum. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich Griffons Gesicht vor mir. Den Ausdruck darin, als er Drew und mich zusammen in dem Probenraum entdeckte, den Schmerz in seinen Augen, bevor er sich schließlich von mir abwandte und ging. Und jedes Mal krampft sich mir das Herz zusammen. Stundenlang habe ich immer wieder jedes einzelne Wort unter die Lupe genommen und mir das Hirn zermartert, was ich hätte sagen können, damit alles anders gekommen wäre. Wenn ich die Zeit zurückdrehen und nur eine einzige Sache in diesem Leben anders machen könnte, dann hätte ich mich an jenem Tag niemals auf ein Gespräch mit Drew eingelassen. Ich hätte ihn mitsamt seiner blöden Schatulle achtkantig aus der Musikschule geworfen. Ja, ich suchte Antworten auf die Frage, was in jenem früheren Leben wirklich geschehen ist, aber niemals wollte ich dafür das, was ich in diesem Leben habe – hatte –, aufs Spiel
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