Fuer immer 2 - die Liebe
Lücke und quetsche mich hinein. Immer bunter wird der Nebel über unseren Köpfen, als das gigantische Feuerwerk richtig losgeht. Ich versuche, an nichts zu denken, einfach mit dem Lärm und den Ohs und Ahs der Menschen um mich herum zu verschmelzen. Mit schrillem Pfeifen steigt eine besonders große Rakete auf und lässt einen Sternenschauer vom Himmel regnen. Tausende kleiner Funken tanzen vor meinen Augen, das Zischen dröhnt in meinen Ohren, und ehe ich die Panik richtig spüre, bin ich schon mitten in einer Erinnerung.
Überall auf der staubigen Straße explodieren die Böller, aber ich bin mittlerweile so an den Lärm gewöhnt, dass ich nicht einmal zusammenzucke, wenn einer direkt neben mir hochgeht.
»Wirf das hier!« Mein Bruder kommt angerannt und drückt mir einen kleinen brennenden Zylinder in die Hand.
»Thamun! Alle aus dem Weg!«, schreie ich, verscheuche hastig die anderen um mich herum und werfe den Böller auf eine freie Stelle am Boden, wo er krachend explodiert und die Gesichter der Umstehenden in flackernde Farben taucht. Dann rennen die anderen Jungs wieder in alle Richtungen davon und versuchen, ihre eigenen Knallkörper anzuzünden.
Seit vielen Wochen haben wir alle sehnsüchtig auf das Diwali-Fest gewartet: Wir dürfen lange aufbleiben, Süßigkeiten essen und draußen unsere Böller schmeißen. Nur die arme Kavita muss mit den anderen Mädchen im Haus bleiben, um zu kochen und aufzuräumen. Ich entzünde zu ihren Ehren einen Knallkörper, werfe ihn direkt vor Varuns Füße und halte mir den Bauch vor Lachen, als mein großer Bruder quiekt wie ein Mädchen und gerade noch rechtzeitig wegläuft, bevor der Kracher explodiert.
Wenige Sekunden später steht er wieder vor mir. »Ramesh, sieh dir das hier an.« In seinen Händen hält er eine Kugel, die fast so groß ist wie sein Kopf. Varun tätschelt sie zärtlich, beinahe so, als würde er einem hübschen Mädchen die Wange streicheln, und grinst mich an. »Das hier wird der größte Knaller des Abends.«
»Wo hast du denn das riesige Ding her?« Einen so großen Böller habe ich noch nie aus der Nähe gesehen.
»Ich habe jemandem einen Gefallen getan«, antwortet er geheimnisvoll. »Sag den anderen, sie sollen zurückbleiben, wenn ich ihn anzünde.«
»Thamun!«, brülle ich aus vollem Hals, aber niemand scheint auf mich zu hören. »Passt auf! Varun hat einen Riesenböller!«
Ich höre das Zischen, als die Flamme die Lunte entfacht, und drehe mich kurz zur Seite, um einen kleinen Jungen aufzuhalten, der genau in die Wurflinie läuft. Ehe Varun die Kugel richtig fortschleudern kann, gibt es plötzlich direkt vor mir eine riesige Stichflamme und einen ohrenbetäubenden Knall. Ich höre einen markerschütternden Schrei und finde mich auf allen vieren am Boden wieder. Meine Hände krallen sich in den Staub und werden ganz nass, denn irgendetwas tropft von oben auf sie herab. Ich bin blind vor Panik und es dauert ein paar Sekunden, bis ich merke, dass der durchdringende Schrei aus meiner eigenen Kehle kommt.
Ich zucke heftig zusammen, als ein weiterer Knall die Luft erfüllt, doch dann sehe ich, dass es nur eine Rakete am Himmel über mir ist. Diwali. Ich erinnere mich, dass meine Freundin Gabi mir davon erzählt hat. Mein Herz pocht wild, als ich die Bilder des Unfalls noch einmal vor mir sehe. Sie müssen zu dem Leben in Indien gehören, aus dem ich früher schon einige Episoden erinnert habe. Unwillkürlich betaste ich mit den Händen mein Gesicht. Was geschah nach jenem Abend? Habe ich den Unfall überlebt?
Ich frage mich, wie lange ich wohl weggetreten war, und schaue mich vorsichtig um, doch alle haben die Köpfe in den Nacken gelegt und betrachten das Farbenschauspiel in den Wolken. In immer kürzeren Abständen zischen die Raketen hinauf, es muss wohl schon das große Finale sein.
»Ah, du bist zurück.«
Die Worte schrecken mich aus meinen Gedanken auf und hastig drehe ich mich zur Seite. Als ich Drew sehe, bin ich sofort auf hundertachtzig. »Was tust du hier?«
Er wartet mit seiner Antwort, bis der Lärm einiger besonders lauter Raketen abgeebbt ist. »Auf dich aufpassen. Weißt du eigentlich, wie schutzlos du bist, während du dich in einer Erinnerung befindest?«
Wie immer, wenn er in der Nähe ist, spüre ich das Gewicht des Ankh an meinem Hals, auch wenn es im Moment unter meinem Shirt verborgen ist.
»Anscheinend sehr schutzlos, wenn du dich ungebeten an mich ranschleichen kannst.« Ich springe von der Mauer und
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