Fuer immer 2 - die Liebe
sieht er eigentlich noch süßer aus als sonst. Ich hole mein Handy raus und mache ein Foto.
»Wofür soll das sein?«, fragt er.
»Für Rayne, wenn’s ihr wieder besser geht.« Denn es
muss
ihr einfach bald besser gehen.
»Willst du Zucker?«, frage ich und werfe die Tütchen auf den Tisch.
»Nein, danke, lieber ohne«, sagt er und nimmt einen Schluck.
»Ist ihre Mom da drin?« Ich deute mit dem Kopf auf die verschlossene Tür der Intensivstation. Dort kommt man nur rein, wenn die Krankenschwestern es erlauben.
»Ja, sie war fast die ganze Nacht bei ihr. Sie wollte, dass ich nach Hause fahre, aber ich gehe hier nicht weg, bevor ich Rayne gesehen habe, und auch danach würde ich eigentlich lieber bleiben.«
Ich versuche gar nicht erst, ihn umzustimmen, denn ich weiß ganz genau, wie er sich fühlt. Schweigend schlürfen wir unseren Kaffee und starren ununterbrochen hinüber zu der großen Wanduhr, auf der die Minuten quälend langsam verstreichen. Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Der Ausblick ist fantastisch von hier oben, man sieht die ganze Stadt. Ich frage mich, wie lange es noch dauern wird, bis auch Rayne die Aussicht hier genießen kann.
»Cole!« Raynes Mom kommt in den Warteraum. Ihre Haare stehen wild in alle Richtungen, nur ein paar wenigen Strähnen ist es noch nicht gelungen, sich aus dem Haargummi zu befreien. »Was machst du so früh schon hier?«
»Konnte nicht schlafen. Wie geht es ihr?«
Sie schluckt. »Sie ist jetzt endlich stabil. Während der Nacht mussten sie sie zwei Mal von der Maschine abnehmen und mit dem Beutel beatmen.« Tränen treten in ihre Augen. »Ich dachte, sie schafft es nicht.«
Ich nehme sie in den Arm und drücke sie ganz fest. Sie atmet tief durch und spricht weiter. »Sie liegt immer noch im Koma und zeigt keinerlei Reaktion, aber die Ärzte haben keine Ahnung, warum. Sie wollen Rayne später zum CT runterbringen – sofern sie stabil bleibt.« Sie schaut Peter an. »Möchtest du sie sehen?«
Er richtet sich auf. »Natürlich.«
Raynes Mom geht hinüber und setzt sich neben ihn. »Es ist nicht leicht. Sie sieht sehr mitgenommen aus und überall sind Schläuche. Wir dürfen jetzt immer zu zweit rein, wenn wir wollen. Soll ich mit dir kommen?«
Peter sieht mich an. »Gehen Sie zuerst mit Cole, sie ist schließlich ihre beste Freundin.«
Ich schüttele vehement den Kopf. »Kommt überhaupt nicht infrage, du hast die ganze Nacht hier gewartet. Du gehst zuerst, basta.« Was ich nicht sage, ist, dass ich noch ein bisschen Zeit brauche, um mich innerlich vorzubereiten.
»Okay, wenn du meinst.« Er steht auf und ich sehe, dass er ein bisschen wackelig auf den Beinen ist. Immer wieder reibt er sich mit den Händen über die Oberschenkel. Anscheinend ist er genauso nervös wie ich.
»Ich warte hier«, sage ich und setze mich auf seinen Stuhl, der noch ganz warm ist. Jetzt bin ich an der Reihe, hier zu sitzen und zu hoffen, dass alles gut werden wird. Es kommt mir vor wie Stunden, aber in Wirklichkeit vergehen nur zehn Minuten, bis die beiden zurück sind. Peter wischt sich mit dem Jackenärmel die Tränen weg. Raynes Mom legt eine Hand auf seine Schulter. »Es wird alles gut, bestimmt. Du warst sehr tapfer.«
Er nickt und lässt sich auf den Stuhl neben mir fallen. Er sieht total geschafft aus. »Geh zu ihr. Es ist nicht leicht, aber sie braucht uns jetzt.« Er atmet ein paarmal tief durch.
»Bist du sicher, dass du sie sehen willst?«, fragt Raynes Mom.
»Ganz sicher.« Ich folge ihr hinaus in den Flur bis vor die zweiflügelige Tür. »Und die Ärzte haben keine Ahnung, was mit ihr los ist?«
Sie schüttelt traurig den Kopf. »Nein, noch nicht. Meningitis haben sie ausgeschlossen, was schon mal eine große Erleichterung ist. Bisher wissen sie nur, dass irgendeine neurologische Störung dazu führt, dass ihre inneren Organe eins nach dem anderen versagen. Ihre Sauerstoffwerte waren die ganze Nacht über sehr schlecht und jetzt funktionieren anscheinend auch die Nieren nicht mehr richtig.« Sie drückt meinen Arm. »Aber sie werden herausfinden, was es ist, da bin ich ganz sicher. Und dann können sie auch die richtige Behandlung einleiten.« Ich sehe ihr sofort an, dass sie nicht so zuversichtlich ist, wie sie tut, und in Wahrheit Angst hat, die Ärzte könnten die Ursache nicht rechtzeitig erkennen – eine Befürchtung, die ich sehr gut nachvollziehen kann.
»Wir müssen uns vorher gründlich die Hände waschen und direkt hinter der Tür den Spender mit
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