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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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als auch Dans Drama in fünf Akten. Er wusste immer noch nicht, was er eigentlich glauben sollte: Jennas hastig revidierte Version oder die ursprüngliche Geschichte.
    Doch im Grunde wollte er das alles auch gar nicht so genau wissen. Er war froh, dass Dan und Kirsty glücklich in die Flitterwochen gefahren waren. Aber es hätte leicht auch ganz anders laufen können. Sein kindisches Verhalten im »Ship« hätte um ein Haar dazu geführt, dass die ganze Hochzeit im letzten Moment abgeblasen worden wäre, und das wäre auch seine Schuld gewesen. Als er den Pub damals mit seiner Eroberung im Arm verlassen hatte, hatte er im Vorbeigehen genau mitbekommen, dass Jenna auf Dans Schoß saß, und er hatte es noch nicht einmal für nötig gehalten, seinen Freund zu warnen.
    Am Morgen hatte er die Frau wiedergesehen. In der Post. Das war noch bevor sie ihm im Lebensmittelgeschäft mit ihren Kindern begegnet war. Diesmal war sie allein gewesen, hatte anscheinend Geld abgehoben. Er wäre so gern zu ihr gegangen und hätte sie gefragt, wie es ihr ging. Sie wirkte zerbrechlich, müde. Aber sie hatte ihn nicht gesehen. Als er ihr nach draußen gefolgt war, hatte ein silberner Mercedes gehalten, der Fahrer hatte ungeduldig gehupt, und sie war eilig eingestiegen. War der Fahrer schuld, dass sie so unglücklich war? War er der Grund, warum sie sich beim Sex so an ihn geklammert hatte? Er kannte nicht mal ihren Namen. Es hatte ihn bedrückt, dass er nicht wusste, wie es ihr ging, aber er hatte auch nicht den Mut aufgebracht, sie anzusprechen.
    Die Hochzeit, die Nacht mit dieser Frau – beides hatte dazu geführt, dass er sich total schmutzig fühlte. Deswegen hatte er sich fest vorgenommen, ein neues Leben anzufangen, den hedonistischen Lebensstil, dem er so lange gefrönt hatte, hinter sich zu lassen. Es hatte ihm gefallen, frei und ungebunden zu sein, aber wenn man sich schuldig fühlte, war es an der Zeit, etwas zu ändern. So konnte man sich mit Mitte zwanzig aufführen, aber nicht mit Mitte dreißig. Als er Dan gesehen hatte, wie er auf seine schöne Braut wartete, hatte er sich geschämt und zugleich seinen Freund zutiefst beneidet. Und als die beiden ihr Ehegelübde abgelegt hatten, hatte er sich geschworen, sein Leben drastisch zu ändern.
    Und jetzt ging es schon wieder los! Alte Gewohnheiten sind hartnäckig, dachte er reumütig, als der Barkeeper ihm die Gläser reichte. Aber du brauchst ja nicht gleich über sie herzufallen. Du kannst dich nett mit ihr unterhalten und es dabei belassen.
    Liam ging mit den Gläsern nach draußen. Zuerst dachte er, sie hätte sich gelangweilt und wäre gegangen, und es versetzte ihm einen Stich – aber nein, sie war noch da. Sie hatte sich an einen Tisch gesetzt. Sie lächelte ihn an, und ihm fiel auf, wie attraktiv sie war. Und einige Jahre älter als er. Genau wie die andere. Aber ein bisschen klarer im Kopf.
    Nur ein nettes Gespräch, sagte er sich und fragte sich zugleich, ob es ihm gelingen würde, ein einziges Mal gegen seinen Instinkt zu handeln.
    Sie redeten stundenlang. Sie waren sehr unterschiedlich, doch sie entdeckten auch Gemeinsamkeiten. Ihre Vorliebe für die indische Küche: Sie schwor auf die Kochbücher von Madhur Jaffrey, er schwor auf Improvisation. Eine Schwäche für Dan Brown – beide lasen seine Bücher heimlich. Beide träumten davon, einmal nach Machu Picchu zu fahren, am liebsten zur Weihnachtszeit, denn beide konnten Weihnachten nicht ausstehen. Als der Pub sich zu leeren begann, schaute Helena ihn an.
    »Ich kann garantiert nicht schlafen, wenn ich mich jetzt ins Bett lege«, sagte sie. »Ich habe heute einen ausgiebigen Mittagsschlaf gemacht. Ich glaube, ich mache noch einen kleinen Strandspaziergang.«
    Das war der Moment, an dem Liam sich hätte verabschieden sollen. Sein Stichwort, um zu sagen: »Freut mich, dich kennengelernt zu haben«, und ins Hotel zu gehen.
    »Ich komme mit«, sagte er.
    Der Mond erleuchtete den Strand, und hinter ihnen blinkten die Lichter von Everdene. Helena hatte ihre Stiefeletten ausgezogen und ihre Jeans hochgekrempelt. Ohne die hohen Absätze wirkte sie weniger einschüchternd. Irgendwie weicher. Diese Frau war faszinierend – eine seltsame Mischung aus extrem selbstbewusst und zurückhaltend. Liam hätte gern ihre Geschichte gekannt. Sie hatte gesagt, dass sie hergekommen war, um sich von etwas zu erholen. Einer gescheiterten Ehe vielleicht? Aber er würde sie nicht darauf ansprechen. Nicht zu vertraulich werden. Das Ganze

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