Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

würde ich eine einzigartige Geschichte finden. Für den einen ist sie ein Zufluchtsort, für den anderen ein Gefängnis. Und da die kleinen Strandhäuser traditionell in den Familien von einer Generation an die nächste vererbt werden, würde ich auf Geheimnisse, Verbitterung, Leichen im Keller und Rivalitäten stoßen. Für mich als Schriftstellerin war es ein Traum zu sehen, wie sich die Dramen hinter den verwitterten Wänden entfalteten – das einzige Problem lag darin, dass ich irgendwann aufhören musste …
    Die englische Strandhütte begann als ein Zugeständnis an die Sittsamkeit, als Hütte auf Rädern, die ans Meer gerollt wurde, damit sich die Damen diskret umziehen und ins Wasser springen konnten, ohne um ihren guten Ruf fürchten zu müssen. Selbst Königen Viktoria besaß eine Hütte, die mit viel Pomp an den Strand von Osbourne auf der Isle of Wight geschoben wurde. Als das Baden allmählich an Beliebtheit gewann, wurden die Hütten größer und stabiler, häufig waren sie aus alten Eisenbahnschwellen oder Treibholz konstruiert, was ihnen das merkwürdige Aussehen verlieh, das sie heute so kultig macht.
    Vor allem die britische Südküste ist gepflastert mit diesen schrulligen und liebenswerten Überbleibseln einer glück licheren Epoche. Unberührt vom Wandel der Zeiten, sind sie auch heute noch so spartanisch wie in der Ära der Genügsamkeit und Sparsamkeit und in ihrer Schlichtheit auf ganz besondere Weise englisch.
    Aber gerade wegen ihres schmucklosen Charmes sind die kleinen Häuschen inzwischen zu einer Art Statussymbol geworden unter Eltern, die davon träumen, ihren Kindern die Unschuld ihrer eigenen Jugendjahre zu ermöglichen, einschließlich Liegestühlen, Thermoskannen und Cricketspielen. Und sie erweisen sich als sinnvolle Investition, da sie ihren Wert behalten. Hütten in besonders begehrten Lagen erzielen beträchtliche Summen.
    Berühmte Eigentümer sind unter anderem Tracy Emin, die ihre Hütte in Whitstable an den Kunsthändler Charles Saatchi verkaufte, die leider bei einem Brand den Flam men zum Opfer fiel, und Keith Richards, dem eine Hütte in West Wittering gehört, und natürlich besitzt auch das Königshaus eine Hütte, in Holkham in der Grafschaft Norfolk.
    Die regional sehr unterschiedlichen Vorschriften für die Nutzung von Strandhütten können ausgesprochen streng sein. In manchen Gemeinden ist der Aufenthalt in den Häusern nach Einbruch der Dunkelheit nicht gestattet, andere erlauben die Nutzung der Hütten nur während der Sommermonate. Auch in Bezug auf das äußere Erscheinungsbild gibt es häufig strenge Vorschriften – eine Gemeinde verlangt für sämtliche Hütten einen einheitlich weißen Anstrich, andere ziehen bunte Farben vor – und wehe dem Eigentümer, der sich über diese Vorschriften hinwegsetzt.
    Spitzenlagen sind Southwold in Suffolk und Mudeford in Dorset, wo die kleinen Häuser für mehr als 100 000 Pfund den Besitzer wechseln können. Southend und Whitstable sind schon erschwinglicher, und im Nordosten des Landes sind durchaus noch Schnäppchen möglich. Aber wenn Sie sich nicht sicher sind, ob eine Strandhütte das Richtige für Sie ist, Sie aber gern einmal einen richtig englischen Strandurlaub machen möchten, mieten Sie sich doch eine Hütte für eine Woche!
    Vergessen Sie das Surfen, das Planschen in Gezeitentümpeln oder das Bauen von Sandburgen – für mich bedeutet eine Woche am Strand die ideale Gelegenheit, mich in ein gutes Buch zu vertiefen. Strandlektüre sollte spannend, aber nicht anstrengend sein. Hier einige Empfehlungen:
    Skrupel – Judith Krantz
    Solange du lügst – Sarah Waters
    Engel aus Stein – Sally Beauman
    Das Tal der Puppen – Jacqueline Susann
    Die Clique – Mary McCarthy
    Doktor Schiwago – Boris Pasternak
    Madame Bovary – Gustave Flaubert
    Rebecca – Daphne du Maurier
    Cold Comfort Farm – Stella Gibbons
    The Pop Larkin Chronicles – H. E. Bates
    The Jeeves Omnibus – P. G. Wodehouse
    Miss Marples Fälle – Agatha Christie
    Das verlorene Labyrinth – Kate Mosse

Rezepte
    Auch wenn die Küchenausstattung in einer Strandhütte meistens eher bescheiden ist, bildet das Essen einen wichtigen Bestandteil der Ferien in England. Hier ein paar Rezepte, die für mich zum Sommer gehören:
    Bananen-Pfannkuchen
    Schmecken zu jeder Tageszeit und sind fantastisch für ein Katerfrühstück am Morgen danach.
    ZUTATEN
    1 250-Gramm-Becher Ricotta
    (den ich anschließend als Messtasse benutze)
    ¾ Tasse Mehl
    ¾ Tasse