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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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braune Augen in einem blassen Gesicht. Die Frau hatte eine Flasche Sekt in der Hand. Und an ihrem Lächeln erkannte Jane genau, weshalb sie hier war.
    Sie trat vom Fenster weg. Ihr drehte sich der Magen um. Mit so einer Frau konnte sie niemals, nicht in einer Million Jahren, konkurrieren.
    Jane hörte es klopfen. Die Haustür wurde geöffnet.
    »Überraschung!« Helles Lachen hallte durchs Treppenhaus. »Schatz, du hast es geschafft! Bravo! Du bist wirklich ein Genie.«
    Jane biss sich auf die Lippe, warf einen Blick auf die Schreibmaschine und tippte das letzte Wort: Ende .
    Zehn Minuten später betrat sie das Wohnzimmer.
    Die Frau hatte sich die Stiefel ausgezogen und lag auf dem Sofa, in der Hand einen Drink. Aus der Nähe war sie sogar noch umwerfender. Jane roch ihr Parfum. Es hatte die ganze Atmosphäre im Haus verändert.
    Der Neuankömmling winkte Jane unbekümmert zu.
    »Hey du! Ich bin Barbara. Der alte Griesgram ist gerade in der Küche. Willst du vielleicht ein Glas Sekt?« Sie sprang auf, um Jane ein Glas einzuschenken.
    »Nein, danke.«
    »Ach, komm schon! Du müsstest einen Orden dafür bekommen, dass du es die ganze Zeit mit Terence ausgehalten hast. Musstest du das komplette Manuskript abtippen? Alle Achtung! Er hat eine grauenhafte Klaue. Ich hätte das nie gekonnt.«
    »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    Jane eilte wieder nach oben. Tränenblind packte sie ihre Sachen zusammen. Wie hatte sie nur so naiv sein können? Natürlich hatte er eine Freundin. Vielleicht war sie ja sogar seine Frau? Wie hatte sie sich nur einbilden können, dass Terence Shaws Welt sich nur um sie drehte? All ihre Träume waren zerplatzt und flogen nun hohnlachend zum Fenster hinaus.
    Jane fügte das sauber getippte Manuskript zu einem ordentlichen Stapel zusammen. Sie schob die handgeschriebenen Seiten sorgfältig übereinander und brachte sie in die richtige Reihenfolge – sie hatte sie aufbewahrt für den Fall, dass er noch einmal darauf zurückkommen wollte. Dann öffnete sie die Tür.
    Terence war ins Wohnzimmer zurückgekehrt. Jane hörte die beiden miteinander reden: Barbaras laszive, heisere Stimme, Terence’ tiefes, sonores Dröhnen.
    »Du hast doch nicht etwa mit der Kleinen geschlafen, oder? Sie sieht ja ganz elend aus.«
    »Gott, nein.« Terence’ Antwort klang kühl. »Nicht mit so einer grauen Maus. Ich bevorzuge etwas mehr Esprit.«
    Barbaras kehliges Lachen sollte wohl bedeuten, dass sie selbstverständlich darüber verfügte. Und die nun folgende Stille ließ darauf schließen, dass das Gespräch vorerst beendet war und sich die beiden wichtigeren Dingen widmeten.
    Jane stand mit geballten Fäusten in ihrem kleinen Arbeits zimmer. Ihr Herz raste, und ihre Wangen glühten. Etwas mehr Esprit?
    Bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte, sammelte sie die Seiten vom Schreibtisch ein und schnappte sich ihre Umhängetasche. Dann lief sie nach unten in die Küche, und öffnete die Klappe des Holzofens, mit dem das heiße Wasser bereitet wurde. Die von Hand beschriebenen Seiten flogen als Erste ins Feuer. Die Flammen machten kurzen Prozess mit dem Papier, und sie schaute voller Genugtuung zu, bis sich auch der letzte Schnipsel in Asche verwandelt hatte. Und jetzt das getippte Manuskript!
    Aber als sie das Ergebnis ihrer Arbeit in der Hand hielt, kamen ihr die Tränen. Sie war außer sich vor Wut über die Ungerechtigkeit, aber sie ahnte schon, dass es ihr, wenn die Wut erst einmal verflogen war, erst richtig dreckig gehen würde. Und wenn sie jetzt ihren Rachegelüsten nachgab, würde ihr das kein Trost sein. Von diesem Schlag würde sie sich niemals erholen.
    Bevor sie ging, legte sie das Titelblatt oben auf den Ofen, um sicherzustellen, dass er begriff, was sie getan hatte.
    Wenige Tage später kam er dann natürlich. Sie sah ihn am Strand stehen, die Hände in den Hosentaschen. Sie hatte keine Angst vor einer Auseinandersetzung und ging auf ihn zu. Sie schlenderten außer Hörweite der Hütten am Strand entlang.
    Jane konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Er war weder abweisend noch wütend. Seine Stimme klang ruhig.
    »Du hast die Arbeit eines ganzen Jahres vernichtet.«
    Sie reckte das Kinn vor und begegnete achselzuckend seinem Blick. »Und du hast mein Leben ruiniert.«
    »Geht es um Barbara?«
    »Du hast mir nie von ihr erzählt.«
    »Ich habe dir aber auch keine Versprechungen gemacht.«
    Ihre Mundwinkel zuckten. Ihr war zum Heulen zumute, aber sie lächelte tapfer. Natürlich hatte er

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