Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
ihrem Körper schienen zu knistern; es war, als würde eine sanfte Meeresbrise über sie hinwegstreichen, vom Kopf bis zu den Zehen. Sie kam überhaupt nicht auf die Idee, sich dagegen zu wehren. Kein Zögern, keine Bedenken. Es war so schicksalhaft wie die Begegnung von Joe und Anita.
Sie erinnerte sich, wie sie die Worte gelesen und gestaunt hatte, welche Kraft sie besaßen. Und wie sie die beiden beneidet hatte. Und jetzt spürte sie die gleiche Erregung, als Terence sie hochhob, durch den Flur zu seinem Schlafzimmer trug und sanft auf das Bett legte. Sie sah ihn mit großen Augen an und wagte kaum zu atmen.
»Jane, wir müssen das nicht tun, das weißt du.«
»Doch, das müssen wir«, sagte sie atemlos, und in einem unerwarteten Anfall von Wagemut zog sie ihn zu sich herunter. Sie wollte Teil von diesem Mann sein, von diesem Mann, der so viel empfunden hatte, gelitten hatte, diesem Mann, der sie zum ersten Mal in ihrem oberflächlichen Leben wirklich zum Nachdenken gebracht hatte.
Behutsam knöpfte er ihr Kleid auf und küsste jedes Stückchen Haut, das er freilegte – ihr Schlüsselbein, ihre Schulter, den Nacken, ihre Brüste – o Gott, sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es so sein würde. Jane erschauderte, als er seine Erkundung fortsetzte, konnte nicht fassen, was mit ihr geschah, erbebte, als sie seine Lippen auf ihrer Haut spürte.
»Ich habe noch nie …«, keuchte sie.
»Schhhh«, erwiderte er. »Ich weiß.« Er beruhigte sie, indem er sie mit sicheren, kräftigen Händen streichelte.
Jane sank noch tiefer in die Matratze, als seine Finger die Innenseite ihrer Schenkel liebkosten. Instinktiv reckte sie sich ihm entgegen. Sie wollte seine Hände spüren, ihre ganze Haut schrie nach Berührung. Noch nie hatte sie ein solches Verlangen empfunden – bisher kannte sie nur das angenehme Prickeln und das wohlige Kribbeln im Bauch, wenn sie mit Jungs in London getanzt hatte. Aber diese überwältigende, beinahe schon verzweifelte Gier war ihr gänzlich unbekannt gewesen.
Als er sie schließlich zwischen den Schenkeln berührte, sog sie erschrocken die Luft ein und entspannte sich dann. Es war ihr fremd, dort von jemandem angefasst zu werden, aber dann fühlte es sich so selbstverständlich an, so köstlich, dass sie keine Spur von Scham empfand. Er streichelte sie, stundenlang, so schien es ihr, und sie konnte gar nicht genug bekommen, spürte, wie sich etwas Gewaltiges in ihr aufbaute, ein süßer Schmerz, der ihr fast die Sinne raubte.
Plötzlich hörte er auf.
Jane riss entgeistert die Augen auf, aber da rollte er sich schon auf sie und schob ihre Beine auseinander, um in sie einzudringen. Sie wusste kaum, wie ihr geschah, es war, als würde sie vollkommen in Besitz genommen. Sie schob sich ihm entgegen, begierig, das lustvolle Gefühl noch intensiver zu erleben, und er bewegte sich gemeinsam mit ihr, und da war es wieder, und sie wurde in einen pulsierenden Strudel gerissen …
Ihre Beine spannten sich um ihn, als sie von ihrem ersten Orgasmus überwältigt wurde.
Lange lagen sie danach beeinander, hielten sich in den Armen und sagten kein Wort. Hin und wieder hauchte er ihr einen Kuss aufs Haar, wie um sie zu beruhigen, aber sie waren beide in ihrer eigenen Welt, aufgewühlt und ergriffen. Sie atmete seinen Geruch ein, spürte seinen Schweiß auf ihrer Haut und konnte nicht glauben, wie entspannt sie war, so nackt, wie sie neben ihm lag.
Schließlich löste er sich von ihr, und als die nüchterne Realität ins Zimmer drang, wurde ihr plötzlich kalt. Was nun? Sollte sie sich wieder an die Arbeit machen? Oder erwartete er, dass sie ging?
»Wir werden viel Spaß miteinander haben, du und ich«, flüsterte er, und sie spürte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete und jegliche Ungewissheit verflog.
Irgendwie war Jane klar, dass es nicht einfach werden würde, aber das konnte sie nicht abschrecken.
Wenn sie morgens zur Arbeit kam, wusste sie nie, in welcher Stimmung er sein oder wie er sie behandeln würde. Es kam vor, dass er sie überhaupt nicht beachtete, dass er sich benahm, als wäre sie gar nicht anwesend. Dann ging sie einfach nach oben, machte ihre Arbeit und wartete, bis er irgendwann erschien. Dann wieder begrüßte er sie überschwänglich und wollte stundenlang nur reden. Und manchmal packte er sie wortlos, küsste sie und zog sie auf den Boden.
Er konnte sich genauso schnell abschalten, wie er auf Touren kam. Ihn als launisch zu bezeichnen war noch schmeichelhaft.
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