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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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wie oft sie und Ian bei einer Flasche Bier oder einem Glas Wein genau hier gesessen hatten, nachdem sie die Mädchen ins Bett gebracht hatten.
    Und jetzt war sie im Begriff, ihre Ehe, ihr Heiligtum, mit ihrem kleinen, verdorbenen Seitensprung zu besudeln. Die Hütte hatte es nicht verdient, Zeugin ihrer Untreue zu werden. Sie war ein Zufluchtsort, wo sie und die Kinder viele glückliche Stunden verlebt hatten. Wie hatte sie nur auf die Idee kommen können, Oliver hierher einzuladen? Sarah fand sich egoistisch und abstoßend. Ganz zu schweigen davon, wie leicht sie hier erwischt werden konnte! Sicher, es war immer noch ruhig, die Feriensaison hatte noch nicht begonnen, aber man konnte ja nie wissen, ob einer der anderen Eigentümer plötzlich hier auftauchte. Oder ob Roy, der sich um alles kümmerte, wenn sie nicht da waren, auf einen kleinen Willkommensgruß vorbeikam. Was würde er wohl denken, wenn er sie mit einem anderen Mann hier antraf?
    Roy war wirklich nett. Er strahlte Kraft und Weisheit aus, hatte haselnussbraune Augen und eine sanfte, leicht heisere Stimme. Aber ihm entging nichts. Würde er ihr Geheimnis für sich behalten?
    Sarah schüttelte sich bei diesem Gedanken. Sich mit Roys Augen zu sehen brachte sie wieder auf den Teppich. Sie konn te das hier nicht durchziehen. Es war absolut unmöglich! Sie würde Oliver auf ein Glas Wein hereinbitten, ihm sagen, dass sie ihn mit falschen Versprechungen hergelockt hatte, und wenn er ein Gentleman war, würde er wieder gehen.
    In diesem Augenblick entdeckte sie ihn am Ende des Strands. Er ging gerade an der ersten Hütte vorbei. Sarahs Herz machte unfreiwillig einen Sprung, als sie ihn über den Sand gehen sah.
    Er hatte seine Schuhe in der einen Hand, eine Flasche in der anderen. War es schon zu spät, um sich zu verdrücken? Sie könnte hinter den Hütten entlang zum Parkplatz laufen, ins Auto springen und nach Hause flüchten. Sie könnte um zehn zu Hause sein. Sie würde Ian sagen, dass er ihr gefehlt hatte. Sie könnte mit ihm ins Bett gehen, ihm den Hals kraulen, so wie früher, und er würde sich ihr lächelnd zuwenden. Wenn sie Sex wollte, konnte sie ihn doch jederzeit haben!
    Leise schlich sich Sarah in die Hütte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie ihre Autoschlüssel und ihre Handtasche nahm. Sie hatte das Gefühl, als würden ihre Beine unter ihr nachgeben. Lauf, Sarah, lauf!
    Aber wenn sie jetzt weglief, würde sie es nie wissen. Und sie würde nie den Mut aufbringen, diese Situation noch einmal herbeizuführen. Sie wollte dieselbe Luft atmen wie er, wollte seine Haut berühren. Es war ein körperliches Verlangen, das jeden klaren Gedanken verhinderte. Wie die unbändige Lust auf Schokolade nach zwei Tagen Diät. Egal wie sehr sie sich auch ermahnte, sich zu beherrschen, sie gab immer nach. Zögernd legte sie die Hand auf die Türklinke. Sie konnte einfach keiner Versuchung widerstehen. Das hatte sie noch nie gekonnt.
    Langsam stellte sie ihre Tasche wieder ab und warf die Schlüssel auf den Tisch. Ihre Wangen glühten. Ihr blieben noch zehn Sekunden, den Mut aufzubringen und ihm zu erklären, dass sie sich geirrt hatte, dass sie gehen müsse, dass er nicht bleiben könne.
    »Hey.«
    Sie schloss die Augen, bevor sie sich zu ihm umdrehte. Sie konnte ihn riechen. Spüren. Seine Anwesenheit allein veränderte die Luft um sie herum. Als Sarah ihn ansah, spürte sie, wie alles in ihrem Innern ins Wanken geriet.
    Er ließ den Blick durch die Hütte wandern, über die grün-blaue Holzverkleidung, die Zwillichvorhänge, die ungerahmten Leinwände mit abstrakter Malerei.
    »Hübsch hier.« Er trat ein, nahm die Umgebung in sich auf, offenbar beeindruckt. »Hierher bringst du also deine Lover?«
    »Gott, nein, natürlich nicht! Ich habe noch nie jemanden mit hierhergebracht. Ich habe dir doch gesagt …«
    »Stimmt, ich erinnere mich. Du warst noch nie untreu .«
    Er sprach das Wort mit ironischer Betonung aus. Er machte sich über sie lustig. Das ärgerte sie.
    »Und was ist daran so komisch?«
    »Nichts. Gar nichts. Es macht das alles umso …«
    »Umso was?« Er machte sie wütend. Die Erinnerung folgte auf dem Sprung. Wie unterbelichtet sie sich fühlte, wenn er sie aufzog. Wie ein naives Schulmädchen. Sie stand mit hängenden Armen da und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte nicht, dass er ihren hervorragenden Einrichtungsgeschmack lobte. Sie wollte, dass er sie packte! Sie wollte, dass er die Beherrschung verlor und über sie herfiel!

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