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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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lächelnd die Zigarette auf der Gartenmauer aus und hoffte, dass er nicht sah, wie sehr ihre Hand zitterte.
    »Ich geh mal wieder rein und lass mich blicken.«
    Er verzog das Gesicht und tat so, als würde er sich die Kugel geben. »Viel Spaß.«
    Drinnen schaute sie sich unter den Gästen um, bis sie die Frau entdeckte, die seine Ehefrau sein musste. Sie sah umwerfend gut aus. Eine Amazone in einem seidenen rückenfreien Kleid mit Paisleymuster, das nichts der Fantasie überließ, ohne gewöhnlich zu wirken.
    »Wir fahren nach St. Moritz!«, verkündete sie gerade. »Ollie fährt da schon seit seiner Kindheit hin. Für ihn kommt überhaupt nichts anderes in Frage. Wir wohnen im Badrutt.«
    Sarah konnte ihn sich genau vorstellen, wie er verwegen die tückischsten schwarzen Pisten hinunterglitt, anschließend ins Hotel schlenderte, sich die Haare aus der Stirn schob, im Vorbeigehen den Portier grüßte, selbstbewusst und lässig. Warum zum Teufel hatte er sich ihre Nummer geben lassen? Sie spielte nicht in seiner Liga.
    Wahrscheinlich langweilte er sich einfach. Morgen würde er sich bei einem Blick auf sein Handy fragen, wessen Nummer das noch mal war, und sie sofort löschen.
    Sarah ging zu einem Tisch, auf dem mehrere halb leere Sektflaschen standen, deren Inhalt schon schal wurde, und schenkte sich ein Glas ein.
    Ian kam zu ihr. Er wirkte ein bisschen betrunken, aber zufrieden. Bei solchen Anlässen blühte er auf.
    »Hallo, Süße.«
    Süße?
    »Die Johnsons fragen, ob wir mit ihnen nach Cheltenham fahren wollen.«
    Sarah sah ihn verdattert an. »Und was sollen wir da?«
    »Na, zum Rennen «, zischte er und warf hastig einen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, dass niemand ihre ignorante Frage gehört hatte. »Sie haben eine Box! Du musst dich in Schale werfen.«
    »Hunderennen? Frettchenrennen? Oder was?«
    »Herrgott noch mal …«
    Sarah zuckte die Achseln. »Meinetwegen.« Es hatte keinen Zweck zu widersprechen. Sie würden fahren und basta.
    »Was bist du denn so grantig? So eine Box zu mieten kostet ein Vermögen. Du solltest dich geschmeichelt fühlen!«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, Ian. Ich fühle mich … ausgesprochen geschmeichelt.«
    Er sah sie zweifelnd an.
    »Wirklich.«
    Sie trank noch zwei Gläser Sekt, um den Abend zu überstehen. Zweimal begegnete sie Olivers Blick, vermied es jedoch, mit ihm zu sprechen, denn sie fürchtete, dass man ihr anmerkte, wie aufgewühlt sie war. Die kurze Begegnung mit ihm hatte zu viele Fragen aufgeworfen.
    Er fing sie ab, als sie gerade ihren Mantel aus dem Schlafzimmer geholt hatte. Sie standen allein im Flur.
    »Wir gehen jetzt«, sagte sie nervös.
    »Ach«, erwiderte er. »Wie schade. Aber schön, Sie kennengelernt zu haben.«
    Er beugte sich zu ihr vor. Sie hielt ihm die Wange für das übliche Abschiedsküsschen hin, aber er legte ihr einen Finger ans Kinn und brachte ihren Mund ganz nah an seinen, sodass sich ihre Lippen flüchtig streiften. Nichts Aufdringliches. Dann schloss er die Augen und lehnte seine Stirn gegen ihre. Sie atmete seinen Geruch ein, sein Shampoo, sein Moschusparfum, den Zigarettenrauch. Er stieß einen kleinen, sehnsüchtigen Seufzer aus. Dann löste er sich widerstrebend von ihr.
    Er spielte mit ihr! Natürlich tat er das. Wenn er sich über sie hergemacht und ihr die Zunge bis in die Kehle geschoben hätte, hätte sie sich vor Ekel abgewandt. Aber es war so zart gewesen, so beinahe gar nichts, dass sie innerlich nach mehr schrie.
    Er ging rückwärts, ohne den Blick von ihr abzuwenden, dann winkte er zum Abschied.
    »Man sieht sich, Sarah.«
    Fall nicht auf ihn rein! Fall nicht auf ihn rein, Sarah! Er ist ein gottverdammter Anwalt. Er ist es gewohnt, eine Show abzuziehen. Leute zu überzeugen. Sie hinter Gitter zu bringen. Er ist ein wandelndes Klischee: geübt, ausgefuchst, wortgewandt. Und rede dir bloß nicht ein, du wärst die Erste. Wenn du dir dabei zusehen könntest, würdest du selbst schreien: »Tu’s nicht!«
    Es half nicht. Sie schaltete die mahnende Stimme in ihrem Kopf ab und tastete lächelnd nach dem Handy in ihrer Tasche.
    Er gab ihr das Gefühl, eine Frau zu sein.
    Interessant.
    Geheimnisvoll.
    Und sie war scharf auf ihn.
    Zu Hause nahm Sarah ihr Handy aus der Tasche. Seine Nummer erschien tatsächlich unter »Verpasste Anrufe«. Sie ging ins Bad, setzte sich voll angezogen auf den Klodeckel und starrte das Handy an.
    Sollte sie seine Nummer in ihrem Adressbuch speichern? Oder lieber nicht, damit sie

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