Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer
anzünden, den Champagner in den Eiskübel stellen und die Musik einschalten.
Sie nahm die CD , die sie extra für diese Nacht gebrannt hatte, aus ihrer Handtasche und schob sie in den CD -Player. Jenna hatte ewig gebraucht, um die Stücke zusammenzustellen, hatte im Internet geforscht und ihre eigene Sammlung durchforstet, bis sie der Meinung war, dass sie den ultimativen Hochzeitsnachts-Soundtrack beisammen hatte. Sie drückte auf Play , um sich zu vergewissern, dass das Gerät einwandfrei funktionierte. Aus den Lautsprechern klang Al Greens »Let’s Stay Together«.
Sie sah sich noch einmal um. Sie hatte nichts vergessen. Es war der ideale Ort für das glückliche Paar, ein gemeinsames Leben zu beginnen. Dan und Kirsty. Die zukünftigen Eheleute Harper. Sie malte sich aus, wie Dan die schöne, schlanke Kirsty über die Schwelle der Hütte trug, sie aufs Bett legte und voller Bewunderung betrachtete …
Irgendetwas schnürte ihr plötzlich die Kehle zu. Eifer sucht? Missgunst? Panik? Jenna rang nach Luft. Es war schlicht überwältigend, ein richtiger Tsunami der Verbitterung. Und sie war machtlos dagegen. Verdammter Mist, so war das aber nicht geplant. Sie sollte doch die gute alte Jenna sein, die perfekte Brautjungfer mit dem strahlenden Lächeln.
Sie hielt das nicht mehr aus.
Jenna sank auf den Boden und weinte.
Dan Harper und sein Trauzeuge Liam waren im Morgengrauen zum Strand hinuntergegangen, um die besten Wellen zu erwischen. Sie waren beide leidenschaftliche Surfer, und auch am Morgen von Dans Hochzeit erschien ihnen das als ganz selbstverständlich. Surfen belebte, machte den Kopf frei, und es half gegen das Lampenfieber. Wie sollten sie sich hier wegen der bevorstehenden Hochzeit nervös machen, wenn sie mit den Elementen kämpften, jeden Muskel ihres Körpers zum Einsatz brachten und das Hochgefühl genossen, wenn sie eine Welle ritten? Sie schrien und lachten im Adrenalinrausch.
Dan und Liam hatten sich kennengelernt, als sie auf die Oberschule gekommen waren, und hatten sich, beide Sportasse, Pearl-Jam-Fans und verrückt nach hübschen Mädchen, schnell angefreundet. Sie hatten fast alles gemeinsam gemacht – das erste Bier, die erste Zigarette, den ersten Kater, den ersten Autounfall – und in all den Jahren ihrer Freundschaft jede wichtige Entscheidung ausgiebig diskutiert. Sie teilten ihre dunkelsten Geheimnisse und ihre tiefsten Ängste. Der heutige Tag würde alles ändern, denn ab heute würde jemand anders der wichtigste Mensch in Dans Leben sein. Aber sie nahmen es locker. Sie würden weiterhin Freunde sein. Für immer.
Nach einer Dreiviertelstunde – sie hatten sich nur eine halbe Stunde vorgenommen, aber es war einfach zu schön gewesen – zogen sie ihre Bretter schließlich aus dem Wasser und gingen wieder den Strand hoch. Ihnen blieb gerade genug Zeit, um ins Hotel zurückzugehen, zu duschen, sich anzuziehen und sich an der Bar auf der Terrasse noch heimlich einen kleinen Drink zu genehmigen.
Liam legte seinem Freund einen Arm um die Schultern.
»Na, Dan, keine kalten Füße?«
»Nee, keine Sorge.« Dan schüttelte sich lachend die nassen blonden Haare aus den Augen. »Es ist genau der richtige Zeitpunkt, Alter. Irgendwie denkt man ja immer, man ist nie so weit, dass man sich auf die Ehe einlassen will, und dann, plötzlich, kommt es einem vor wie das einzig Wahre.«
»Dann macht ihr also nächstes Jahr zu dritt hier Urlaub?«
»Kann schon sein. Am besten, du stellst dich schon mal drauf ein, denn du wirst Pate.«
Liam verzog das Gesicht. »Traust du mir so viel Verantwortungsbewusstsein zu?«
»Na klar.« Dan knuffte seinen Freund in die Rippen. »Und du bist sowieso der Nächste. Es wird allmählich Zeit.«
»Mag sein«, antwortete Liam. »Das Problem ist nur, dass ich noch nicht die richtige Frau gefunden habe. Woher willst du also wissen …«
»Ich weiß es einfach.« Dan grinste und wies mit dem Kinn auf drei junge Frauen im Bikini, die ihnen entgegenkamen, bepackt mit Strandtüchern und allem nötigen anderen Kram für einen Tag am Strand. »Wie wär’s mit einer von denen da?«
Die jungen Frauen kicherten untereinander, als sie an Dan und Liam vorbeigingen. Eine drehte sich im selben Moment wie Liam noch einmal um, und ihre Blicke begegneten sich kurz.
»Verdammt«, sagte er. »Und wieder einmal hält mich die Pflicht davon ab, meine Libido auszuleben.«
»Hey, tu dir keinen Zwang an! Ich finde schon einen anderen, der mir die Ringe reicht.«
»Kommt
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