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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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nicht in Frage.« Wieder legte Liam seinem Freund einen Arm um die Schultern. »Von der Sorte gibt’s noch jede Menge.«
    Vom oberen Rand des Strands gelangten die beiden auf die schmale Straße, die durch das Dorf zum Hotel führte. Als sie am »Ship Aground« vorbeigingen, machte keiner von beiden einen Kommentar zu Dans Junggesellenparty. Das war alles bereits Geschichte, einer von diesen Abenden, an denen Dinge passierten, die später nie wieder erwähnt wurden. Ein Gentleman genießt und schweigt, lautete der ungeschriebene Kodex. Sie gingen durch das Tor und überquerten den Rasen vor dem Hotel.
    »Okay, mein Bester«, sagte Liam. »In einer halben Stunde an der Bar auf der Terrasse. Ich spendier dir ’ n Brandy.«
    »Am besten einen doppelten«, sagte Dan grinsend, als sie das Hotel betraten, zwei alte Freunde, von denen einer dabei war, sich auf das nächste große Abenteuer seines Lebens einzulassen.
    Kirsty Inglis suchte ihr Spiegelbild nach Makeln und Problemzonen ab. Ihr Hochzeitskleid aus weißem Chiffon war lang und schmal geschnitten, mit Spaghettiträgern, die ihre braune Haut zur Geltung brachten. Ihr langes blondes Haar fiel ihr, zu Löckchen gedreht, so gerade bis auf die Schultern. Sie trug eine silberne Halskette mit einem Muschelanhänger und weiße, mit Swarowskikristallen übersäte Flipflops. Ihr Finger- und Zehennägel waren blassrosa lackiert. Sie sah aus wie eine Mischung aus Meerjungfrau, Strandnixe und Märchenbraut.
    Glücklich über so viel Perfektion, gestattete sie sich ein an erkennendes Lächeln, dann nahm sie das Glas Champagner, das man ihr aufs Zimmer geschickt hatte, und trank einen Schluck. Sie hatte darauf bestanden, sich allein zurechtzumachen. Die Vorstellung von einer ganzen Traube von Freundinnen, die an ihr herumzerrten und -zupften, hatte ihr überhaupt nicht behagt. Was sie nicht selbst hinkriegte, hatte sie von Profis erledigen lassen. Und jetzt war sie fertig, eine Stunde vor der Zeit. Eigentlich wollte Jenna, ihre erste Brautjungfer, zu ihr hochkommen und mit ihr anstoßen, aber sie war spät dran. Wie immer. Doch diesmal war Kirsty nicht böse darüber, denn sie war froh, noch ein bisschen allein zu sein. Jenna würde sie nur nervös machen – nicht absichtlich natürlich, aber ihre Freundin wirkte meist wie aufgezogen, und das war ansteckend. Allein der Gedanke machte Kirsty kribbelig.
    Sie holte tief Luft, um das Flattern in ihrem Bauch zu beruhigen. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass sie ab heute Nachmittag Mrs. Daniel Harper sein sollte. Für berufliche Zwecke würde sie natürlich weiterhin ihren Mädchennamen benutzen – sie hatte sich ja nicht zehn Jahre lang einen Namen als Personal Trainer und Ernährungsberaterin aufgebaut, nur um das alles jetzt über Bord zu werfen –, aber natürlich würde sie den Namen ihres Mannes annehmen. Sie wollte, dass sie ein richtiges Ehepaar waren, vor allem, wenn sie ein Kind bekamen. Was hoffentlich sehr bald passieren würde. Sie war jedenfalls bereit. Sie war zweiunddrei ßig, was nach heutigen Maßstäben nicht einmal alt für eine Erstgebärende war. Wenn alles gut ging, würden sie einen Sohn und eine Tochter haben, bis sie fünfunddreißig war, das Alter, ab dem der Körper abbaute. Kirsty war eine Frau, die alles in ihrem Leben plante. Sie überließ nichts dem Zufall. Sie atmete noch einmal ein.
    Kirsty hatte den Tag mit Yoga am Strand begonnen, lange bevor die anderen aufgewacht waren. Als die Sonne gerade aufging, hatte sie ihre Matte auf den kühlen Sand gelegt und ihre Übungen gemacht. Sie ließ keinen Tag aus, deswegen war sie auch so schlank und geschmeidig. Danach war sie schwimmen gegangen, war mit kräftigen, sicheren Schlägen durch die eisblauen Wellen gepflügt. Um halb acht war sie wieder im Hotel gewesen, entspannt und erfrischt, bereit für ein Frühstück aus frischem Obst, Joghurt und Pfefferminztee. Noch war kein Einziger der Hochzeitsgäste zu sehen gewesen, was sie weder gewundert noch gestört hatte. Sie war es gewohnt, die einzige Frühaufsteherin zu sein, und ihr hatte ihre eigene Gesellschaft gereicht.
    Sie schloss die Augen und fragte sich, ob ihre Eltern wohl pünktlich eintreffen würden. Sie hatte noch nichts von ih nen gehört. Mum und Dad waren am Morgen mit dem Auto in Hampshire aufgebrochen. Kirsty hatte ihnen vorgeschlagen, schon am Vortag zu kommen, aber wegen der Hunde blieben sie nicht gern lange von zu Hause fort. Kirsty stellte sich den Aufbruch der beiden vor: wie

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