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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Bushaltestelle.
    «Was gibt’ denn?»
    «Hühnchen mit Pommes frites. Lassen sie jetzt dich das Ding reparieren?»
    «Sie ist eben ein Mann in Frauenkleidern!», sagte Carla. Ich schlug ihr scherzhaft auf den Arm.
    Nachdem der MP 3-Player an die Lautsprecher angeschlossen war und wir uns den Bauch vollgeschlagen hatten, schlug Carla vor, dass Corey und ich mit ihr einen Spaziergang zum Spielplatz machen sollten.
    «Dabei können wir nach dem fettigen Essen gleich ein paar Kalorien loswerden. Kommt schon, wie in alten Zeiten!»
    «Grusel», murmelte ich.
    Wir gingen zum Spielplatz. Automatisch überquerten wir ihn, um zu der kleinen Mauer zu kommen, die früher unser Lieblingsplatz gewesen war.
    «Setzt euch, Mädels!»
    «Es ist aber schmutzig!», beschwerte ich mich. Corey schwang sich auf die Mauer und ließ die Beine baumeln.
    «In Wahrheit schafft ihr es nicht mehr bis hier rauf. Alt geworden, was?»
    «Sei du bloß ruhig, großer Bruder. Du bist schließlich schon über dreißig. Im Vergleich zu dir sind wir noch jung und knackig!»
    «Hier, nimm meine Hand, Lolli.»
    Sobald ich Coreys Hand berührte, fühlte sich mein ganzer Körper an wie elektrisiert. Corey lächelte. Ich zog meine Hand zurück. Es war gar nicht so leicht, auf die Mauer zu klettern, aber schließlich saß ich oben. Natürlich hatten die Zeit und die neuen Reinigungsgeräte der Stadtverwaltung unsere Graffiti längst ausgelöscht, doch die Erinnerungen – sie waren immer noch da.
    «Ich fasse es nicht, dass ich wieder bei Mum wohne UND dass sie mit einem Typen verheiratet ist, der viel cooler ist als ich!», sagte Corey.
    «Ich fasse es nicht, dass ich seit   … Ewigkeiten wieder Single bin und außerdem einen richtigen Job habe!»
    «Und ich fasse es nicht, wie schnell Abbi groß wird. UND dass Carla seit über drei Monaten bei Selfridges arbeitet!»
    Wir lachten. Dann kamen ein paar Teenager vorbei, die sich gegenseitig veralberten.
    «So waren wir auch mal», sagte Corey und sprach vermutlich aus, was wir alle gedacht hatten. Einer der Jungs zerzauste seinem Schwarm das Haar, und das Mädchen lächelte schüchtern. Halte durch   …
    «Da ist Abbi! He, Abbs, wohin gehst du?» Ich rannte zu meiner Schwester hinüber. Sie trug ein knappes, rosafarbenes Top, hautenge Jeans und hatte Lidschatten aufgelegt!
    «Ich gehe zu einer Freundin.»
    «Ganz allein?»
    «Ich bin fast neun Jahre alt, und es ist drei Uhr nachmittags!», sagte sie und legte den Kopf zur Seite.
    «Weiß Mum, dass du allein unterwegs bist?»
    Ihre Augen verrieten sie.
    «Mit wem bist du angeblich zusammen?»
    «Michaela.»
    «Und wo ist Michaela?»
    «Da drüben.» Sie seufzte erbittert und deutete auf ein Mädchen, das sich angeregt mit einem Jungen im gleichen Alter unterhielt.
    «Kannst du bitte nach Hause gehen? Jetzt!», sagte ich entschieden.
    «Du bist noch schlimmer als Mum! Nur weil ich als Kleinkind mal verschwunden war, ist sie total paranoid!»
    «Ich rufe in zehn Minuten bei Mum an, um festzustellen, ob du wirklich zu Hause bist. Übrigens, wer ist der Junge?»
    «Mein Freund.»
    «Wie alt ist er?»
    «Elf.»
    «Was für eine Sorte Freund ist er denn?»
    «Er hat ja nicht mal Muskeln, der kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Was denkst du denn?»
    «Kinder, was?», sagte Carla, als wir langsam zurückschlenderten.
    «Ich komme mir vor wie eine Großmutter. Wann ist aus meinem kleinen Schwesterchen ein Teenager geworden?»
    «Wir waren in ihrem Alter jedenfalls nicht so erwachsen. Heute ist alles anders, denk nur mal ans Internet. Ich wette, Abbi hat ihre eigene Mail-Adresse.»
    «Ihr hört euch an wie unsere Eltern. Hört auf damit. Wir sind immer noch jung!»
    «Jetzt mach mal einen Punkt. Wir können uns freuen, dass wir am Leben sind. Manche Leute werden kaum so alt wie wir. Das sollte man nie vergessen.»
    Die beiden schwiegen, denn sie wussten, wen ich gemeint hatte. Unser Schweigen hielt an, bis wir vor Mr.   Tallys Laden ankamen und uns eine Tüte Cola-Fläschchen zu Begeisterungsstürmen hinriss.
     
    Carla verbrachte ihren dreißigsten Geburtstag damit, sich zu betrinken und Calvin vor einem Pub in Greenwich auf die Schuhe zu kotzen. Schließlich befand sie aber das ganze Tamtam, das um diesen Geburtstag gemacht wird, für schlimmer als das Ereignis selbst. Als sie erst mal dreißig war, fand sie es richtig gut (na ja, erst einen Tag später, als sie ihren Kater überstanden hatte).
    In meinem Dasein als Neunundzwanzigjährige reihten sich die

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