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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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für den Schulabschluss, Fahrstunden, und dann musste ich mir noch Gedanken um meine Zukunft machen. Sollte ich auf die Uni gehen (keine Lust) oder mir lieber einen Job mit einigermaßen anständiger Bezahlung suchen?
    Ich war über Corey hinweg, redete ich mir an diesem Abend immer wieder ein, während ich mein verheultes Gesicht an den Bauch des einäugigen Teddys schmiegte.
     
    Nachdem ich endlich die Abschlussprüfungen hinter mich gebracht hatte, fand ich einen Job als Schuhverkäuferin im Freeman Hardy Willis Shoeshop in Lewisham. Ich hatte regelmäßige Arbeitszeiten und bekam zwanzig Prozent Rabatt auf alle Schuhe – was Carla weit mehr begeisterte als mich. Zugegeben, die Arbeit war anstrengend. An heißen Sommertagen eine Leiter raufzusteigen, um «Miriam in Rot, Größe achtunddreißig» herauszusuchen und ständig die müffelnden Füße genervter Kunden vor sich zu haben, war auch nicht gerade toll. Aber die Freiheit, die es mir verschaffte, mein eigenes Geld zu verdienen, glich das alles wieder aus. Und bald wurde sogar Carla zur Sklavin auf dem Arbeitsmarkt. Sie hatte in der gleichen Straße einen Job bei Marks gefunden. Wir fuhren zusammen mit dem Bus zur Arbeit und trafen uns in der Mittagspause. Abgesehen davon, dass sie mir ständig erzählte, was Corey in Paris für tolle Sachen erlebte (seit seiner Abreise hatte er mir nur eine mickrige Postkarte geschrieben), lief alles sehr gut. Auf der Karte stand übrigens:
    «Liebe Lolli, Paris ist super. Eine wahnsinnig schöne Stadt.Und die ganze Kunst! Ich habe kürzlich einen halben Tag im Louvre verbracht. Da würde ich am liebsten gleich einziehen! Und der Arc de Triomphe ist auch ein Wahnsinnsteil. Ich hoffe, bei dir ist alles im grünen Bereich.
    Pass auf dich auf, Corey x»
     
    Ein paar Monate später wurde ich neunzehn und im Schuhladen zur Verkaufsleiterin befördert. Carla hatte inzwischen bei Marks gekündigt, ihr Kündigungsgrund lautete «unerträgliche Langeweile». Obwohl ich es auch nicht besonders lustig fand, Karikaturen von mir abzureißen, die meine eifersüchtigen Kollegen wegen meiner schnellen Beförderung an die Wand des Aufenthaltsraums pinnten, fiel es mir nicht ein, dort gleich aufzuhören.
     
    Das ist Deine BESTE Zeit. Ohne Verantwortung, jung und ungebunden. Nutze Deine Freiheit, Liebling, sammle Erfahrungen, unternimm Reisen. Weißt Du nicht, wohin es gehen soll? Dann schließ die Augen und stelle Dir einen Himmel vor und Dich darunter   … was könntest Du anhaben? Einen (anständigen!) Bikini? Einen Mantel aus Webpelz mit einer Wollmütze? Wo bist Du, Liebling?
    Stell es Dir vor.
    Liegst Du am Strand oder bist Du in klobigen Wanderschuhen auf einer staubigen Straße in den Bergen unterwegs? Afrika, Asien, Amerika, Himalaya? Du bist in einem Alter, in dem man meistens chronisch pleite ist und sich nichts leisten kann, doch absurderweise ist es trotzdem die beste Zeit zum Reisen. Mach Dir keine Sorgen, später hast Du bestimmt mehr Geld in der Tasche, aber Deine jetzige Freiheit ist unbezahlbar, das wirst Du noch merken. Wenn Du an der Uni bist oder eine andere Ausbildung machst, gibt es immer Ferien.Such Dir einen Wochenendjob, spar ein bisschen Geld, und bleib nicht immer auf dem gleichen Fleck sitzen. Fahr irgendwohin. Sieh Dich in der Welt um. Lerne andere Lebensweisen kennen. Es gibt so viel zu entdecken.
    Weißt Du, ich habe mir immer gesagt, dass ich reisen würde, wenn ich mal für vierzig Jahre treuer Bürodienste meine goldene Uhr bekommen hätte und in Rente wäre. Du und Deine Mum und ich würden dann durch Australien trampen, hatte ich mir vorgestellt. Wir träumten sogar von einer Safari in Afrika, bis mich Deine Mum an meine Katzenphobie erinnert hat (ja, so ein Schisser ist Dein Dad). Aber ich habe ihr erklärt, dass GROSSE Katzen etwas ganz anderes sind als diese kleinen Biester, die nachts in den Straßen herumstreichen und sich mit ihren spitzen Krallen auf alles stürzen, was harmlos an ihnen vorbeigeht. Die großen Katzen sind anders, das sind richtige, ernst zu nehmende Katzen! Aber ich schweife ab. Was ich sagen will, ist, dass ich vom Reisen geträumt habe, und wir wissen ja alle, was aus diesen Träumen geworden ist. Sie sind nicht wahr geworden. Ich habe immer in dieser völlig unbegründeten Überzeugung gelebt, dass ich noch endlos Zeit hätte   … wie dumm kann man eigentlich sein?
    Was morgen ist, weiß niemand, also lebe heute. Sieh Dir die Welt an.
    MACH'S NICHT WIE ICH.
    * Du bist und

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