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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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bleibst mein Stern.
     
    «Ich fasse es nicht, dass sie einen guten Job hinwerfen will, um sich drei Monate lang in Amerika rumzutreiben!», jammerte Mum jedem vor, der es hören wollte. Carlas Mutter lackierte sich an unserm Küchentisch die Nägel leuchtend rot, während Mum weiterlamentierte. Ich kochte inzwischeneinen Tee und überlegte, was ich dort wohl alles erleben würde.
    Amerika.
    Es war zwar nicht dieses Land gewesen, das ich mir vorgestellt hatte, als ich die Augen schloss, aber es gab eine gemeinnützige Einrichtung namens Jump America, die es jungen Leuten und Studenten ermöglichte, Amerika «kennenzulernen». Sie versorgten einen mit einem Job für drei Monate. Essen und Unterbringung waren ebenfalls eingeschlossen, und das alles für den Preis eines bezuschussten Flugtickets. Also bewarb ich mich in der Überzeugung, dass sie mich sowieso ablehnen würden. Ich wäre so gern einen Sommer lang Mum und Bingo-Mann entflohen, die sich ständig entweder wie ein grässlich kitschiges Paar aus einer Vorabendserie oder wie Kathleen Turner und Michael Douglas in «Der Rosenkrieg» benahmen.
    «Das ist doch eine tolle Idee!», zwitscherte Carlas Mutter fröhlich und wedelte mit ihren frisch lackierten Nägeln über dem Küchentisch.
    «Danke!», sagte ich, erleichtert, dass mich endlich mal jemand unterstützte.
    «Wenn ich nicht so früh meine große Liebe kennengelernt und Kinder bekommen hätte, dann hätte ich genau dasselbe getan. Ich wäre gereist. Deswegen bin ich auch so froh darüber, dass Corey in Frankreich seine Erfahrungen macht, auch wenn er mir damit fast das Herz gebrochen hat.»
    Ich senkte die Augen, als sie Corey erwähnte, und Carlas Mum lächelte wissend in meine Richtung. Noch immer bewahrte sie unser «kleines Geheimnis». Am liebsten hätte ich Mum von Dads Standpunkt zum Thema Reisen erzählt und davon, dass ich von ihren Plänen für die Australienreise wusste. Aber dann sagte ich doch lieber nichts.
    Als der Brief mit der Nachricht eintraf, dass ich angenommen worden war, erschrak ich fast. Tausend Mal änderte ich meine Meinung, war einmal überzeugt davon, losfahren zu wollen, und dann wollte ich wieder zu Hause bleiben.
    «Aber ich wollte doch so viel mit dir unternehmen!», jammerte Carla. Zugegeben, da überfielen mich Schuldgefühle, aber sie verblassten gleich wieder, als ich Mum und Bingo-Mann das nächste Mal in der Küche streiten hörte. Mein Vorsatz festigte sich, als Carla das Neueste von Corey erzählte, der in Paris offensichtlich ein traumhaftes Leben führte.
    Das wollte ich auch.
    Dad hatte recht.

Reisen ist Leben
    Kevin Bates’ Schatztruhe: Ich wollte mir ein Tattoo machen lassen, richtig cool, aber im letzten Moment fiel mir ein, dass ich Mums Sachen aus der Reinigung holen musste. So war es, und dazu stehe ich   …
    Auch das Durcheinander von verspäteten Flügen und Änderungen der Abfluggates änderte nichts an meiner Überzeugung, das Richtige zu tun.
    «Es kommt mir so vor, als würde ich noch ein Kind verlieren!», schluchzte Carlas Mutter, als wir uns umarmten. Sie roch nach Zitronen und trug einen superknappen rotgepunkteten Minirock, nach dem sich trotz ihres Alters immer noch eine Menge Männer umsahen.
    «Mach’s gut», sagte ich und fuhr Carla durchs Haar. Die Schepperstimme aus dem Lautsprecher kündete eine neuerliche Verspätung des Fluges nach Washington an. Ich flog aber nach New York, und mein Flug startete den Angaben auf dem Bildschirm zufolge planmäßig.
    «Tschüss, Lois. Und bring mir was mit, ja?», sagte Carla.
    «Zum Beispiel?»
    «Keine Ahnung   …» Sie kratzte sich tatsächlich ihr schönes Köpfchen, wie eine Figur aus dem Comic. Nur, dass keine riesige Sprechblase mit Fragezeichen über ihr schwebte.
    «Und?», fragte ich mit gespielter Ungeduld.
    «Turnschuhe?» Und dann brach sie in Tränen aus. Ich hatte sie noch nie so weinen sehen. Nicht einmal, als Corey wegfuhr. Corey, der mir die sagenhafte Anzahl von zwei Postkarten geschickt und sich kein einziges Mal die Mühegemacht hatte, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und mich anzurufen.
    Da tauchte Mum wieder auf. «Ich habe dir schnell noch ein paar Bonbons gekauft. Die helfen, falls der Ohrendruck zu groß wird.»
    «Danke, Mum.»
    «Und pass auf dich auf. Iss immer ordentlich. Nicht zu viele Hotdogs, hörst du? Und ruf mich an, sobald du angekommen bist.»
    «Ja, Mum, mach ich», sagte ich, und ich würde es auch tun. Mir fiel auf, wie gestresst sie aussah, und im

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