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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Reich!», verkündete die Sekretärin und öffnete sie. Dahinter verbarg sich der bescheidenste Raum, den ich in dieser Firma bisher gesehen hatte. In einer Ecke des düsteren Zimmers standen zwei ausrangierte Computer, während aus einem der drei funktionierenden PCs auf den Tischen Garage-Music ertönte.
    «Hallo», sagte ein Typ mit schmuddeligem, schulterlangem Haar, der zu hundert Prozent nach Computerfreak aussah.«Ich bin Keith, aber du kannst mich Keitho nennen.» Er hatte einen bizarren amerikanisch-australischen Akzent.
    «Hallo», sagte ich und beschränkte mich auf ein Nicken, denn seine Finger schienen sich ohnehin nicht von der P C-Tastatur lösen zu können.
    Dann wurde mir Jamie vorgestellt, bei deren Anblick ich sofort an Erin denken musste. Sie war blond, hatte eine tolle Figur und sah auch sonst einfach blendend aus.
    «Hallo. Wir reden später, ich bin gerade in eins der Büros gerufen worden», sagte sie und zwinkerte mir zu. Offenbar war jemand aus der Buchhaltung nicht in der Lage, seinen Computer hochzufahren. Während Jamie die Tür hinter sich schloss, stellte sich das letzte Mitglied des Teams selbst vor.
    «Und ich heiße Matthew, aber nenn mich lieber Matt, das tun alle anderen auch», richtete ein umwerfend gutaussehender Mann das Wort an mich. Er hatte definitiv das Zeug zum Büro-Verlobten. Ich hätte den ganzen Tag in seine tiefgründigen Augen starren können.
    «Und wie heißt du?», fragte Matt.
    «Mh? Ach so   … ich heiße Lois.» Ich wurde rot.
    «Wie Lois Lane? Die Freundin von Superman?», kam es von Keitho.
    «Ja. Ich wurde nach ihr benannt, behauptet mein Dad.»
    «Wahnsinn!», rief Keitho begeistert aus.
    «Damit hast du einen Freund fürs Leben. Keitho ist nämlich total verrückt nach allem, was mit Science-Fiction und Comics zu tun hat!», sagte Matt mit einem Lächeln, bei dem er seine perfekten Zähne entblößte, die sehr gut zu seinen blitzenden Augen passten. Matt war vermutlich der bestaussehende Mann, dem ich je begegnet war, wenn man Calvin mal ausnimmt (und auch Corey – so sehr ich es hasste, das vor mir selbst zuzugeben).
    Zur Mittagspause ging ich mit Matt und Jamie in die bunte Kantine, während Keitho den Telefondienst übernahm. Jamie war eher still, Matt dagegen redete wie ein Wasserfall. Aber das war mir egal. Er sah wirklich super aus. Wie ein Filmstar im Körper eines Computertechnikers. Nachmittags um halb fünf hatte ich mit Matt als «Betreuer» meinen ersten Einsatz in einem der Büros hinter mich gebracht, und mir war klar, dass ich bei ihm aufpassen musste, um nicht schwach zu werden.
     
    Weil ich nun abends nicht mehr arbeitete, hatte ich das ganze Wochenende, um mich zu erholen. Das war aber auch bitter nötig, denn ich ging mit Matt, Keitho und Jamie nach der Arbeit oft noch etwas trinken. Bald kannte ich jede angesagte Cocktail-Bar und ganz besonders die an der Ecke zur Old Compton Street. Dort gab es nämlich die leckersten (und einzigen) Blue Lagoon-Cocktails, die ich je getrunken hatte. Mein Leben fühlte sich so unwirklich, so neu an, dass ich manchmal vor lauter Begeisterung hätte schreien können. Wenn wir nach der Arbeit zusammen loszogen, erfuhr ich einiges über meine Kollegen. Matt war Single und lebte mit seiner Mutter in Bow, also im östlichen Teil Londons. Keitho stammte aus Neuseeland. Nach fünf Jahren in England würde demnächst sein Visum ablaufen. Er hoffte, dass er rechtzeitig ein englisches Mädchen finden würde, das «verzweifelt genug» war, ihn zu heiraten, bevor ihn die Ausländerbehörde nach Hause schickte. Jamie war Single, doch sie liebte einen Mann, dessen Identität sie uns «garantiert nie» preisgeben würde. Matt und Keitho wetteten darauf, dass es unser ziemlich betagter und ziemlich verheirateter Geschäftsführer war, während ich eher auf einen Freund der Familie tippte.
    Die Arbeit selbst war weder eine besondere Herausforderung noch besonders interessant (Angestellte: «Mein Computer funktioniert nicht!» Ich: «Haben Sie ihn schon angeschaltet?»), doch mein Selbstvertrauen stieg dadurch ebenso wie mein Kontostand und mein Wunsch, mich neu einzukleiden – zumal ich so viel abgenommen hatte, dass ich mir meine Sachen jetzt eine ganze Nummer kleiner kaufen konnte.
    Es machte mir nun nichts mehr aus, in Covent Garden shoppen zu gehen und sechzig Pfund für ein Paar Schuhe auszugeben. Mit Grauen erinnerte ich mich an die Zeiten, in denen ich in Fabrikverkäufen um den Preis gefeilscht hatte. Es

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