Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
Vom Netzwerk:
machte mir inzwischen richtig Spaß, mich nach der neuesten Mode zu kleiden, und feierlich gab ich meine alten Sachen inklusive des beigefarbenen Strickjackenmonsters in die Kleidersammlung. Sogar Carla, die ich nur noch wenig sah, fiel auf, wie sehr ich mich verändert hatte, als ich einmal bei einem von Freds Gigs vorbeikam, obwohl Rockkonzerte noch nie mein Fall gewesen waren.
    Da ich mich nicht mehr mit zu viel Arbeit herausreden konnte, um Mum und ihr Kind nicht besuchen zu müssen, fuhr ich ungefähr einmal im Monat zu ihr nach Charlton. Aber ich fühlte mich dort unwohl und sah bei meinen Besuchen ständig auf die Uhr. Als ich wieder einmal dort war, lief mir auf der Straße Corey über den Weg.
    «Lolli!», rief er und riss mich in seine starken Arme.
    «Ich dachte, du bist noch in Frankreich!»
    «Ich bin zu Besuch hier. Hatte solche Sehnsucht nach den Kochkünsten meiner Mutter.»
    «Die Braten deiner Mutter sind wirklich unvergesslich   …»
    Darauf folgte Schweigen. Ich hatte keine Ahnung, worüber ich mit ihm reden sollte.
    Dann sagte Corey leise: «Die Fahrt durch den Tunnel dauert keine Ewigkeit, weißt du.
In beide Richtungen

    Ich ignorierte das. «Frankreich tut dir gut!», rief ich stattdessen mit übertriebener Begeisterung. Ich zerzauste seine lässige Frisur. Auch seine Baggy-Jeans und sein löchriges T-Shirt verkündeten der Welt: «Ich bin echt cool, was?»
    «Du siehst phantastisch aus!», gab Corey mit einem Kopfschütteln zurück, das vermutlich Bewunderung ausdrücken sollte. Er streckte die Arme aus, und ich wurde rot, als er mich noch einmal an sich drückte. Auch wenn ich halbe Nächte lang von Matt phantasierte, hatte ich seit der Episode mit Greg vor zwei Jahren nichts mehr mit Männern gehabt. Coreys Umarmung fühlte sich gut an. Er fühlte sich gut an.
    «Du musst mit reinkommen! Mum ist mit Calvin unterwegs. Wir quatschen ein bisschen, und du erzählst mir, was meine Schwester von diesem Idioten Fred will. Der Typ redet, als hätte er einen Frosch verschluckt.»
    Als ich Corey ins Haus folgte, überkam mich das Gefühl eines Déjà-vu.
    «Und, was denkst du über deine Mutter und Calvin?», fragte ich.
    «Ich versuche, möglichst NICHT an sie zu denken, wenn du verstehst, was ich meine.»
    Ich lachte nervös. «Na ja, er ist schon ganz schön jung.»
    «Dad lässt es sich in Barcelona bestimmt auch gutgehen   …»
    «Was macht er denn so?»
    «Hat eine Bar eröffnet. Ich war vor ein paar Wochen bei ihm. Er hat mich nach dir gefragt und wollte wissen, wann du mal zu Besuch kommst.»
    «Wirklich?» Das überraschte mich.
    «Na klar! Du gehörst doch zur Familie. Weißt du, wenn Mum so glücklich ist, soll sie sich vergnügen. Auch wenn ich gehofft hatte, sie würde sich jemanden suchen, der ein paar Jahre älter ist als ich.» Er zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und bot mir eine an.
    «Danke, ich rauche nicht.»
    «Ist auch besser so. Das ist eine grässliche Angewohnheit, und außerdem hätte ich mich daran erinnern sollen, dass du nicht rauchst», sagte er und zündete sich eine an. «Meine Schwester hat erzählt, du bist jetzt leitende Angestellte oder so was.»
    «Wohl kaum. Ich arbeite mit Computern.»
    «Schon verstanden, Lolli. Damit scheint man ja gutes Geld verdienen zu können. Bei dir überrascht mich das allerdings schon ein bisschen.»
    «Warum?» Ich hob meine frischgezupfte Augenbraue.
    «Vermutlich habe ich gedacht, du würdest lieber was Kreatives machen.»
    «So was wie du etwa?» Ich lachte.
    Corey ließ sich nicht irritieren. «Ich sehe bei meinen Freunden, wie verlockend deine Branche ist. Ein paar von ihnen sind auf den Computerhype aufgesprungen, haben eine Ausbildung als I T-Fachmann gemacht und sich von der Kunst verabschiedet. Das würde mir nie einfallen.»
    «Du denkst also, ich hätte mich kaufen lassen?»
    «Das habe ich nicht gesagt, Lolli. Ich glaube nur, dass wir alle eine kreative Seite haben. Meine ist die Kunst, Mum näht gerne und Carla   … na ja, Carla schwärmt gerne ihre Typen an.» Wir lachten. Da waren wieder Coreys Grübchen.
    «Und was ist meine kreative Seite?»
    «Keine Ahnung   … das musst du mir sagen.»
    Mir fiel mein Geschenk zum einundzwanzigsten Geburtstagein. Die überwältigende Freude, als ich die Bilder zum ersten Mal angesehen hatte. Mein Dad und ich. Zusammen. Die letzten Fotos, die je von uns gemacht worden waren – für die Ewigkeit.
    «Vielleicht habe ich sie noch nicht entdeckt. Tut mir leid  

Weitere Kostenlose Bücher