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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Ergebnisse der Fußballmeisterschaft diskutieren musstest (Charlie).
Er/​Sie lässt sich nicht von Komplimenten beeindrucken (Ihre Frisur ist ja raffiniert! Diese Farbe steht Ihnen wirklich gut!)
Und ganz gleich, wie stumpfsinnig und langweilig das Gespräch verläuft (das kann auch vorkommen) – Du darfst nie, wirklich niemals gähnen! Und wenn Du versuchst, ein Gähnen zu unterdrücken, siehst Du aus, als würdest Du gerade eine Maus verschlucken. Also schlaf in der Nacht davor lieber aus.
     
    Mein erstes Bewerbungsgespräch nach der Schule war gleichzeitig das, was am schlechtesten lief. Aber nicht, weil ich irgendetwas falsch gemacht hatte – ich war rechtzeitig da, trug meinen besten Anzug, hatte die Zähne geputzt und die Haare gekämmt, und Make-up trug ich auch keines. Trotzdem:
    Sobald der Personalchef einen Blick auf mich geworfen hatte, stand seine Meinung fest. Er würde mich nicht einstellen!
    Ich hoffe und weiß, dass es bei Dir anders laufen wird.
    Also, versuche so selbstbewusst wie möglich in dieses Gespräch zu gehen. Sag Dir, dass Dein Selbstvertrauen tief aus Deinem Inneren kommt. Von dort, wo vermutlich gerade Dein Frühstück verdaut wird. Und ich hoffe, Du hast viel davon (Selbstvertrauen, nicht Frühstück, das Du verdaust) und kannst es auch zeigen, ohne dass es arrogant wirkt. Denn der Unterschied zwischen Selbstvertrauen und Arroganz ist in den Augen anderer nur sehr klein. Hauchfein.
    Übrigens: Sich ein Dutzend Mal umziehen, mit einer halben Flasche Parfüm einsprühen, die wichtigsten Sätze mit der Haarbürste als Mikrophon vor dem Spiegel üben, alle zwanzig Sekunden in die hohlen Hände atmen, um zu prüfen, ob man schon Mundgeruch hat   … all das klingt für mich wie die Vorbereitung zu einem richtig heißen Date. Und vielleicht nützt es Dir ja, es auch so zu sehen. Auf jeden Fall darfst Du nicht nach jemandem aussehen, dem man ein «Hoffnungslos» auf die Stirn tätowieren könnte. Eine hoffnungslose Kandidatin erkennen die von der Personalabteilung sofort. Das sind Profis. Du aber bist einfach nur   … verzweifelt. Also mach ihnen vor, dass Du Selbstvertrauen hast, extrem effizient bist und noch dazu die EINZIGE Person, die für diesen Job in Frage kommt. Aber nochmal, arrogant darfst Du dabei nicht wirken, denn wie gesagt, es besteht nur ein hauchfeiner Unterschied   …
    PS: Und da wir gerade von Tattoos sprachen   … lass Dir bloß nie eines machen, bitte, Liebling. Die kriegst Du nie wieder richtig weg.
     
    Die Bewerbungsgespräche liefen besser, als ich erwartet hatte. Ich blieb die ganze Zeit entspannt und stellte auch keine dummen Fragen (wenn man mal über mein ‹Können Sie mir sagen, wo hier die Toiletten sind?› hinwegsieht). Das einzige Problem schien mein Alter zu sein. Hatte ich mit zweiundzwanzig wirklich schon genügend Erfahrung, um einen gutbezahlten Posten im I T-Bereich auszufüllen? Doch weil nahezu jede Woche etwas über den Mangel an Fachkräften auf dem I T-Sektor in der Zeitung stand, wusste ich, dass sie mein Alter kaum zum Ablehnungsgrund machen würden. Außerdem schleimte ich mich selbstverständlich mit der Behauptung ein, extrem motiviert und bereit zu sein, mich von ganz unten hochzuarbeiten.
    Innerhalb einer Woche wurden mir zwei Stellen angeboten. Ich entschied mich für die Firma, die tausend Pfund weniger zahlte, weil es eine schicke Werbeagentur war, während die andere langweilige Grundstückserschließungen machte. Abgesehen davon erschien mir schon das Gehalt von 22   000   Pfund wie ein Lottogewinn.
    An meinem ersten Arbeitstag kam ich viel zu früh. Unterwegs dachte ich an den Personalchef, mit dem ich das Bewerbungsgespräch gehabt hatte – ein aufgestylter Typ mit Prada-Brille. Die Firma lag in der angesagtesten Straße mitten in Soho, und allein für die Gestaltung des riesigen Empfangsbereichs hatten sie vermutlich irgendeinem berühmten Innenarchitekten ein Vermögen bezahlt. Ich war nicht sicher, ob Lois Bates für solch einen Arbeitsplatz überhaupt gut genug, schick genug oder hübsch genug war. Meine Garderobe bestand aus nicht gerade hippen Schnäppchenkäufen. Mein einziger Büroanzug stammte von einem Fabrikverkauf in Finsbury Park, der auch samstags geöffnet hatte. Meine Schuhe waren alt, und der rechte Absatz wackelteschon bedenklich. Trotzdem war ich morgens zufrieden gewesen, als ich in meinen Spiegel gesehen hatte. Die Hosen würde ich irgendwann enger machen lassen müssen, denn offenbar hatte ich in

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