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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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dass er sich nicht oft genug die Zähne putzt, und ihm das zu sagen, wäre grausam (in Wahrheit aber eher nett, wenn man genauer darüber nachdenkt).
    Trotzdem will er möglicherweise wissen, warum er verlassen wird; vielleicht ist er ja Masochist (also ein bisschen komisch). Falls er es wirklich wissen will, dann sag am besten so etwas wie: ‹Weißt du, es klappt einfach nicht mit uns. Es tut mir leid.› Dann musst Du seufzen. Dann: ‹Vielleicht treffen wir uns ja irgendwann wieder mal.› Noch ein Seufzer.
    Wenn er das nicht akzeptieren will, musst Du ein bisschen direkter werden. Aber versuche, ausführliche Begründungen zu vermeiden, das wird nur unangenehm für Euch beide.
     
    Ein paar Wochen, bevor Carlas Mutter Calvin heiratete, beendete ich meine Beziehung mit Oliver. Ich fühlte mich ziemlich unwohl, als ich es ihm beibrachte, doch er verkraftete es gut. Kein Drama. Keine Gemeinheiten. Der einzige seltsame Moment war der, in dem ich vom Fenster aus beobachtete, wie er mit seinem Saxophon in ein Taxi stieg. Er ließ die Schultern hängen, und auf seinem Gesicht lag Traurigkeit. Hoffentlich hatte ich ihn nicht so verletzt, dasser mich dafür hasste. Hoffentlich hatte ich uns beiden einen Gefallen getan.
    Aber ich musste mich um mein eigenes Leben kümmern. In ein paar Wochen würde ich Corey wiedersehen.
     
    Am Tag der Hochzeit half Carla ihrer Mutter mit der Frisur. In deren Schlafzimmer lagen überall weiße und rosafarbene Kleidungsstücke herum, und alles war in eine süßlich riechende Wolke aus Haarspray und Parfüm getaucht. Ich flüchtete nach draußen und fand Mum und Abbi nebenan auf den Eingangstreppen sitzen. Mum sah vollkommen erschöpft aus.
    «Lois!», rief Abbi. Ihr gelbes Ballerinakleid flatterte, als sie aufsprang.
    Ich setzte mich neben Mum, und Abbi quetschte sich zwischen uns. Ich überprüfte Abbis Hände routinemäßig auf klebrige Süßigkeitenreste, bevor ich sie in meine Nähe ließ.
    «Hallo, Mum.»
    «Hallo. Du siehst gut aus.»
    Ich sah auf meinen Rock aus Seidenorganza hinunter, über den Abbi immer wieder bewundernd mit der Hand strich. «Was machst du da, Abbs?»
    «Ich glaube, sie mag es, wie sich der Stoff anfühlt», sagte Mum.
    «Meine kleine Schwester hat einen Fetisch gefunden!», meinte ich lachend.
    Mum schaute einfach nur geradeaus und sagte nichts.
    «Lois, was ist ein Feentisch?», fragte Abbi neugierig.
    «Ach, nichts Wichtiges.» Ich schaute in ihre wundervollen strahlenden Augen, die mich intensiv musterten. Ich gab es nicht gerne zu, aber für ein Kind (das heißt, fürein Kind aus unserer Familie) war sie wirklich auffallend schön. Sie wirkte so unschuldig und zart. Ich bezweifelte, dass irgendein Mensch in der Lage wäre, ihr jemals etwas abzuschlagen.
    «Fährst du mit Carla und mir zur Hochzeit?»
    «Dein Auto ist ein Zweisitzer», sagte Mum.
    «Ich habe einen neuen Firmenwagen   … Ich habe doch gerade die neue Stelle angefangen. Am Montag.»
    «Oh, das hast du mir gar nicht erzählt.»
    «Doch. Sogar schon vor ein paar Wochen.»
    «Entschuldige. Mir geht zurzeit so viel im Kopf herum. Wie ist es so? Für wen arbeitest du jetzt?»
    «Für eine Investmentbank.»
    «Und mit Computern, so wie vorher?»
    «So ungefähr. Nur bin ich dieses Mal für die I T-Systeme zuständig, über die die Bank ihre Geschäfte in Asien und dem Mittleren Osten abwickelt.»
    «Das klingt toll. Und wichtig. Das hätten wir doch zusammen mit Carlas Familie feiern können.»
    «Ich wollte keine große Sache daraus machen, Mum.»
    «Meine Tochter bekommt schließlich nicht jeden Tag so eine hochrangige Stelle. Ich bin sehr stolz auf dich.»
    «Danke, Mum», sagte ich nur. Weiter fiel mir nichts ein, obwohl mich ihre Worte berührt hatten.
    Dann sah ich sie an. «Mum, ist alles in Ordnung?»
    «Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin nur ein bisschen gestresst – kein Wunder bei der Kleinen! Also, hast du den Firmenwagen schon? Zeig ihn mir doch mal.»
    «Ich bekomme ihn erst nächste Woche. Heute nehmen wir Robs Auto.»
    «Darf ich auch mit Lois mitfahren, Mummy?»
    «Natürlich darfst du das.»
    Abbi strahlte übers ganze Gesicht, sprang begeistert auf und tanzte mit fliegenden Locken vor uns herum, als hüpfte sie über ein unsichtbares Seil.
    «Ich habe in letzter Zeit nicht viel von dir gesehen», sagte Mum. Die alte Leier. Es war, als müsse sie bei meinem Anblick automatisch anfangen, sich zu beklagen oder mich zu kritisieren – kam sie nicht von selbst darauf, dass ich

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