Für immer, Dein Dad
Wange. Mir wurde vor Freude ganz warm.
«Wir haben dich vermisst!», sagte sie.
«Ich hatte ziemlich viel zu tun.»
«Hoffentlich hast du gründlich darüber nachgedacht. Ein Unternehmen zu gründen ist ein großer Schritt. Und woher nimmst du das Geld?»
«Das ist das Beste. Ich habe das Auto verkauft, und das Geld reicht gerade für eine Monatsmiete und die Farbe.»
«Die Farbe?»
«Für den Laden.»
«Aber in einem Laden bist du auf Kunden angewiesen. Wärst du nicht besser bei deinen Computern geblieben?»
«Kann sein», sagte ich knapp. Natürlich hatte meine Mutter keine Ahnung davon, was in den letzten Monaten alles passiert war. Und ihre Reaktion zeigte nur zu deutlich, dass es richtig gewesen war, ihr nichts zu erzählen.
«Wenn du es wirklich willst … dann ist es einen Versuchwert. Aber dir ist klar, dass du nicht so viel verdienen wirst wie vorher, oder?», sagte Mum.
Abbi kletterte auf meinen Schoß und zappelte herum. Als sie den Fotoapparat sah, der auf dem Tisch lag, begannen ihre Augen zu glänzen.
«Anfassen verboten!», sagte ich, als sie ihre Hand danach ausstreckte.
«Ich will doch nur gucken. Mach mal ein Foto von mir!», quengelte Abbi und sprang wieder von meinem Schoß. Ich hielt die Kamera aus ihrer Reichweite und streckte ihr die Zunge heraus. Aber natürlich fing ich sofort damit an, sie zu fotografieren. Es gefiel ihr, im ganzen Haus und in den unterschiedlichsten Posen Fotomodell zu spielen. Sie war ganz schön eitel und verlangte, dass ich sie in ihren Faschingskostümen ablichtete: Ballerina, Prinzessin und Harry Potter. Dann küsste sie als liebevolle Mutter ihre Puppe und posierte vor ihrem rosa Fahrrad mit den gelben Verzierungen. Anschließend war sie eine Tänzerin und warf ihre Beine in die Luft, während sie über das ganze schokoladenverschmierte Gesichtchen strahlte. Als sie herausfand, dass man in meiner Zauberkamera die Bilder gleich ansehen konnte, bestand sie darauf, jedes Foto gezeigt zu bekommen. Mein letztes Bild zeigte Mum und Abbi auf dem Sofa. Mum sah Abbi an, als sei sie der größte Schatz auf Erden. Dieser Anblick traf mich mitten ins Herz und machte mich gleichzeitig traurig. Es wurde Zeit, dass ich ging.
Als ich gerade auf dem Weg aus der Tür war, kam Bingo-Mann nach Hause.
«Hallo, Mädels!», rief er fröhlich. Auf seinem Gesicht standen Schweißtropfen, und er wirkte außer Atem. Dann wollte er seine sechsjährige Tochter hochheben.
«Lass sie runter, du bist zu alt dafür!», rief Mum. Promptgab Abbi eine Vorstellung als verwöhntes Gör und wälzte sich heulend auf dem Boden.
«Das ist gemein!», jammerte sie.
«Alles in Ordnung?», fragte Mum.
«Ja. Mach dir keine Gedanken … Wie geht’s, Lois?», fragte Bingo-Mann.
«Gut», antwortete ich und bemühte mich um ein paar höfliche Floskeln. Dann wandte ich mich zum Gehen.
«Bis bald», sagte Mum, als ich sie und Abbi zum Abschied auf die Wange küsste.
Erleichtert, dass ich meine töchterliche Pflicht erfüllt UND ein paar sehr gute Aufnahmen im Kasten hatte, ging ich zur Bushaltestelle. Der Bus kam ewig nicht. Super. Dann hörte ich, wie jemand meinen Namen rief. Noch besser. Es war nämlich Coreys Stimme.
Irgendwelche Ratschläge für so eine Situation, Dad? Nein? Hab ich mir schon gedacht.
«Hallo, Corey!»
«Lolli!»
Wenn er sich doch nur endlich abgewöhnen könnte, mich so zu nennen.
«Ich bin jetzt siebenundzwanzig, Corey!»
«Stimmt ja. Also herzliche verspätete Glückwünsche!»
«Lass gut sein. Mir war dieses Jahr nicht nach Feiern.» Auch Dads Botschaft war nur ganz kurz gewesen.
Hab einen schönen Geburtstag, Liebling! Und vergiss nicht, ihn zu genießen!
Corey küsste mich auf die Wange, und seine Lippen fühlten sich auf meiner Haut sanft und weich an. Außerdem war er rasiert und roch wie üblich frisch geduscht.
«Klingt ja furchtbar. Fühlen wir uns ein bisschen alt, mmh?»
«Kann man wohl sagen.»
«Aber warum denn?»
«Ich bin zu alt, um noch Fotomodell zu werden, auch wenn ich gut genug aussehen würde. Zu alt, um noch eine ermäßigte Schülerfahrkarte zu bekommen, falls ich eine haben wollte. Und definitiv zu alt, um mich noch Lolli nennen zu lassen.»
Sein Lächeln wurde breiter. «Immerhin siehst du dafür gut genug aus.»
«Ist ja auch egal … es ist … schön, dich … wiederzusehehen», stotterte ich. Mir war völlig schleierhaft, weshalb ich plötzlich so verlegen war. «Ich habe vorhin mal bei euch geklingelt, um bei deiner
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