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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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Transistorradio und nahm es mit in das winzige Zimmer. Erst dort stellte ich fest, dass ich in dem Kellerraum keinen Empfang hatte. Die Stille und das Alleinsein bedrückten mich.Ich bemühte mich, die öden Tage schneller vergehen zu lassen, sang, führte Selbstgespräche, stellte mir Biyi in diversen erotischen Positionen vor und träumte davon, wie es mit meinem Leben bald wieder aufwärtsgehen würde.
     
    Manchmal, Liebling, muss man erst ganz unten ankommen, bevor es wieder aufwärtsgehen kann.
    Sagen wir es mal so: An manchen Tagen bist Du der Hund   … und an anderen der Laternenpfahl.
     
    Jeden Abend kam ich völlig erschöpft nach Hause. Diese Arbeit kostete mich mehr Kraft als meine Zwölfstundentage von früher. In der ersten Zeit wartete Biyi vor meiner Tür auf mich. Er brachte mir ein kleines Geschenk, ein Schaumbad oder meinen Lieblings-Schokoriegel oder beharrte darauf, das Abendessen zu kochen und mir zum Nachtisch die Füße zu massieren. Trotzdem packte mich die alte Angst, als er nach dem Unmöglichen fragte: «Willst du mir nicht einen Schlüssel geben?»
    «Zu meiner Wohnung?» Ich musste schlucken.
    «Warum nicht? Wir sind jetzt schon so lange zusammen. Ich könnte das Essen fertig haben, wenn du nach Hause kommst – dir sogar bei den Rechnungen unter die Arme greifen   …»
    «Mmh   … Nein, ich glaube, das wäre keine so gute Idee, Biyi», widersprach ich mit sanfter Stimme.
    «Nein? Einfach so? Keine Debatte, nichts?» Meine Reaktion hatte ihn durcheinandergebracht.
    «Ja. Es tut mir leid   … wirklich.»
    «Und du wirst nicht einmal darüber nachdenken?»
    «Es gibt bei diesem Thema eigentlich nichts, worüber ich nachdenken müsste.»
    «Ich verstehe dich einfach nicht, Lois Bates.»
    «Da wären wir schon zu zweit», flüsterte ich und wandte traurig den Blick ab.
    «Was meinst du damit?»
    «Nichts», sagte ich, obwohl ich mich am liebsten in seine Arme geflüchtet und ihm alles erklärt hätte. Warum ich nicht bereit war   … niemals bereit sein würde   … ernsthaft und ohne Ausflüchte mit ihm zusammen zu sein. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Es hatte sich noch nie richtig angefühlt   … mit niemandem.
    «Ich will nur, dass es dir gutgeht, Lois. Ich will dir nicht noch zusätzliche Schwierigkeiten aufhalsen.» Und das stimmte. Ich hatte es mehr als ein Mal wahrgenommen. Es sogar geschätzt. Ich konnte mich nur nicht dazu bringen, ihm echtes Vertrauen entgegenzubringen. Ich wusste schließlich ganz genau, was dann passieren würde.
    «Ich möchte nicht mehr darüber reden», sagte ich.
    «Aber ich glaube, dass wir darüber reden sollten. Und über uns», sagte er und griff nach meiner Hand.
    «Nein, ich kann das nicht, Biyi   … Bitte   … lass es gut sein   …»
    Er versuchte mich mit Schmeicheleien und Versprechungen umzustimmen, aber ich hatte eben meine eigenen Wahrheiten, und schließlich fügte er sich. Er war enttäuscht und traurig, an seinen mädchenhaften Wimpern hingen sogar Tränen.
    Ich musste ihn loslassen.
     
    Auch mit den Zeitarbeitsjobs sah es immer schlechter aus. Manche Stellenvermittlungen machten sich nicht einmal mehr die Mühe, mich zurückzurufen. Der
Leitfaden
half mir kaum aus meiner schlechten Stimmung heraus, und meinTraum vom eigenen Fotostudio schien in weite Ferne zu rücken.
    Doch das Schlimmste kam erst noch.
    Als ich wieder mal von einem erfolglosen Bewerbungsgespräch nach Hause kam, regnete es in Strömen. Schon auf dem kurzen Weg von der Bushaltestelle bis zur Haustür war ich vollkommen durchnässt. Ich hatte vergessen, einen Schirm mitzunehmen, und meine schwedischen Lederstiefel, für die ich vor anderthalb Jahren ein Vermögen ausgegeben hatte, saugten sich augenblicklich mit Wasser voll. Vor der Tür wühlte ich in meiner riesigen Handtasche nach den Schlüsseln, während mir der Regen in den Kragen lief. Als ich in der Wohnung war, überkam mich eine seltsame Vorahnung, und beim ersten Blick ins Wohnzimmer hatte ich dann die Katastrophe vor Augen. Wasser war vom Badezimmer durch den Korridor bis ins Wohnzimmer gelaufen.
    Alles war überschwemmt.
    Mir wurde übel vor Schreck. Ich begann zu schwitzen und konnte nur wie angenagelt auf das Chaos starren, bis mir ein Gedanke durch den Kopf schoss.
    Der
Leitfaden
.
    Ich rannte ins Schlafzimmer und riss die Kleider aus dem Schrank. Jeans, Gürtel und Blusen, meine gesamte Garderobe, die ich auf dem Höhepunkt meiner kurzen Karriere gekauft hatte, landete auf dem

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