Für immer Dein
Fall zerrte es an ihren Nerven. Doch jede Minute die verstrich, brachte sie näher an ihr Ende, welches sie vor Angst zittern ließ.
Neben dem scheußlichen Essen, war die Luft hier unten das, was Joselyne am meisten zu schaffen machte. Es war stickig, nass, kalt und roch nach den übelsten Gerüchen. Alles in allem einfach der blanke Horror. Sollte sie je wieder hier herauskommen, durch ein Wunder, so wie Joselyne stets betete, würde sie sicher eine ordentliche Erkältung davonschleppen.
In Joselynes Bauch hatte sich eine Mischung aus Wut, Angst, Verzweiflung und Trostlosigkeit zusammengebraut. Ihre größte Wut galt Heinrich und vor allem de Vere. Hätte dieser schon nur ein wenig Gnade walten lassen und dem König nicht die ganze Wahrheit verkündet, hätte sie zumindest eine kleine Chance gehabt.
Und während sich dieser verdammte egoistische Kerl vom König bewirten ließ und auf ihre Hinrichtung wartet, saß sie hier fest. Von wegen, die Augen eines Menschen spiegeln dessen Seele wieder. Wenn dieses Ungeheuer denn überhaupt eine Seele besaß, so war sie tiefschwarz und würde vor Hass überlaufen.
Am Ärmel ihres Kleides hatte sich soeben ein Faden gelöst, den sie, in der Hoffnung die Auflösung ihrer letzten schützenden Barriere zu verhindern und somit nicht nackt zum Schafott treten zu müssen, zusammenknotete. Dieses Bild war einmalig. Sitzend am Boden wie eine Bettlerin, die ihr letztes Hab und Gut vor dem Zerfall zu retten versuchte.
Die schwere Tür zu ihrem Gefängnis wurde geöffnet und ein Mann stand im Rahmen, umringt von dem hellen Sonnenlicht, dass sich verzweifelt in den düsteren Raum zu verbreiten versuchte. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie geglaubt ein Engel würde dort stehen und sie retten wollen.
Na gut, dann war eben zu der Verzweiflung und Hilflosigkeit auch noch Wahnsinn hinzugekommen. Wen kümmerte es jetzt noch.
Der Mann trat einen Schritt vor und hinter ihm fiel die Tür krachend zurück in die Angeln. Im ersten Moment sah sie nichts mehr und auch ihm schien es nicht besser zu gehen, da sie keine Bewegung mehr vernahm.
Erneut machte er einen Schritt in ihre Richtung und Joselyne stand nervös auf. Nur seine Umrisse waren zu erkennen, doch die ließen sie nichts Gutes verhoffen. Seine breiten Schultern und der feste Stand nahmen den gesamten Raum ein und schnürten ihr die Luft ab.
Als er nur mehr eine Handbreit vor ihr stand schwanden all ihre Hoffnungen und zerfielen zu Sand. Es war de Vere, dessen leuchtende Augen vor ihr im Halbdunklen flackerten. Das Grau wirkte nun warm und wollig, seine Arme, an die sich im Normalfall geschmiegt hätte, ließen sie nun innehalten und sich mit dem Rücken an die Wand lehnen. Der Gegensatz war zum Haare raufen. Vor ihr dieser Mann, der sie scheinbar zu durchbohren schien und sie mit seiner Wärme umhüllte. Hinter ihr die kalte Wand, die ihr trotz dessen wärmer schien als ihre Zukunft.
„Wie ist Euer Name?“ fragte er sie gepresst.
„Mein Name?“
Er nickte und hob die Hand um auf sie zu zeigen. „Wie haben Euch Eure Mutter und Euer Vater genannt?“
Dachte er etwa sie sei blöd? Natürlich hatte sie die Frage verstanden, jedoch nicht weshalb er deswegen persönlich zu ihr kam.
„Joselyne. Falls Ihr einen Thropänschrank habt, in den Ihr die Namen Eurer Opfer aufbewahrt, gönnt mir einen Ehrenplatz. Denn ich denke von all denen, die Ihr in den Tod geführt habt, hasse ich Euch am meisten.“
Kaum zu glauben, aber er lachte. „Ein schöner Name und recht vorlaut für eine Verbrecherin.“
„Ich bin keine Verbrecherin!“ fauchte sie ihn an.
Er warf einen Blick auf die zusammengebrochene Pritsche. Das Eindringen in ihre Privatsphäre war eine Sache, doch sie dann zu sezieren wie einen Frosch die andere.
„Das sieht aber der König etwas anders“, meinte er beiläufig.
Wie bei einem trotzigen Kind, wurden aus all der Wut und dem Hass Verzweiflung. Die Portion Unterlegenheit noch dazu, rief die erste Träne aus ihren Augen hervor.
„Für den Verrat am Königreich war alleine mein Mann verantwortlich. Ich bin Engländerin und war meinem Land stets treu ergeben. Ich weiß nicht, warum ich dafür mit meinem Leben bezahlen soll.“ Es hätte fester klingen sollen, das tat es aber nicht. Denn als er wie gebannt auf die Träne sah, die über ihre Wange lief, war ihre Stimme nur mehr ein Krächzen gewesen.
„Trotzdem hat sich der König gegen Euch entschieden!“ sagte de Vere beiläufig.
„Wirklich reizend von Euch mich noch
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