Für immer Dein
einmal drauf hinzuweisen. Kann ich sonst noch etwas für Euch tun, ansonsten wünsche ich wieder allein zu sein und auf mein nahendes Ende zu warten.“
Wie schon Tage zuvor auf Goodrich Castle, schob er ihr Haar zur Seite und befreite ihren Hals, über den er mit seinem Zeigefinger strich. Er zog eine gerade Linie waagerecht von einem Ohr zum anderen, was Joselyne einen leisen Schrei entlockte.
„Habt Ihr Angst, Joselyne?“ er trat noch einen Schritt näher und drückte sie bedrohlich gegen die kalte Wand. „Wie denkt Ihr, wird es sich anfühlen, wenn die Klinge Euren Hals durchtrennt?“
Ihr war zwar wieder stark nach Heulen zu Mute, doch versuchte sie die Augen starr auf ihn zu richten und sich weder von seiner Nähe, noch seiner Geste einschüchtern zu lassen.
„Was würdet Ihr alles dafür tun noch in letzter Sekunde gerettet zu werden?“
„Ich habe mich meinem Schicksal ergeben“, log sie, obwohl sie in Wirklichkeit alles dafür getan hätte.
Auch wenn sie es nicht geglaubt hätte, doch es war wirklich noch Platz gewesen zwischen ihnen. Dieser wurde soeben aber vernichtet, da sich de Vere an sie presste und ihre Beine mit den seinen auseinanderschob.
Hatte sie es zuvor noch erfolgreich versteckt, so brach es nun durch. Sie zitterte am ganzen Leib, was jedoch nicht der Kälte des Steines zuzuschreiben war. Sie war alleine mit ihm. Hier in dieser dunklen Zelle. Er konnte sich nehmen was er wollte. Dies war es, was sie zum Zittern brachte.
Doch irgendetwas ließ sie spüren und es war nicht seine Erregung, die sich an ihre Schenkel presste, sondern seine Augen, die ihr sagten, er würde ihr nichts antun.
„Wie erklärt Ihr mir dann die Träne oder das Zittern. Wenn es nicht der Angst zuzuschreiben ist, wem dann?“ flüsterte er in ihr Ohr.
Sie wusste worauf er hinauswollte. Er dachte wohl er sei so unwiderstehlich, dass sie ihre letzten Stunden in seinen Armen verbringen wolle. Arroganter Mistkerl.
„Ich würde es eher der Tatsache zuschreiben, dass Ihr mich anwidert.“
Er lachte. Ein raues, selbstsicheres Lachen. Und um sie noch mehr zu bestrafen, presste er seine Hüften noch enger an die ihren. „Ihr aber Joselyne, erregt mich. Deshalb möchte ich Euch einen Vorschlag unterbreiten.“
Sie schnaubte. Hatte sie doch gewusst, dass er hier war um sie zu erpressen.
„Ihr kommt mit mir. Ich habe auch bereits einen Platz für Euch gefunden, reizende Joselyne. Und nun, da ich Euch hautnah spüre, bestätigt sich meine Entscheidung.“
„Eure Hure?“ fragte sie entsetzt.
„Haargenau. Doch ich bevorzuge das Wort Mätresse. Hure klingt so – billig. Doch das seid Ihr nicht. In Euch steckt eine ganze Menge Talent, das garantiere ich Euch.“
Wäre er nicht so nahe und somit gleichzeitig ihr Arm nicht eingeklemmt, hätte sie ihm eine Ohrfeige verpasst. Seine Hure. Alleine der Gedanke widerte sie so sehr an, dass ihr ihre Hinrichtung fast schon verlockend vorkam. In der Not fraß der Teufel Fliegen, das stimmte, doch ihm das Bett zu wärmen ging weit über fliegenfressen hinaus.
„Fahrt zur Hölle, de Vere. Ihr habt wohl vergessen, dass ich keins Eurer Flittchen bin, sondern aus gutem Hause stamme. Verschwindet und lasst mich in Ruhe.“
Das Lächeln, welches noch vor wenigen Sekunden seine Lippen umspielt hatte verschwand.
„Nein werte Joselyne, da täuscht Ihr Euch gewaltig. Ihr seid rein gar nichts mehr wert. Ihr seid dem Tod näher als dem Leben und so denke ich, habt Ihr keinen allzu großen Spielraum mehr.“
„Lasst mich los und verschwindet. Niemals würde ich Euer Angebot annehmen.“
Dann strich er ihr sanft über die Lippen, drehte sich um und ging auf die Tür zu. Nun würde ihr Engel, der ihr eine letzte Chance geboten hatte gehen und sie war selber schuld. Doch recht so.
Mit jedem Schritt den er zur Tür tat, schwand seine Hoffnung. Er hatte sich geschworen sie zu nichts zu zwingen. Er würde ihr die Entscheidung überlassen und das hatte er auch getan. Sie hatte sich gegen ihn entschieden. Eigentlich müsste er doch zufrieden sein. War er doch kein so schlechter Mensch wie er gedacht hatte.
Oder war nur seine Taktik daran schuld, dass sein Plan gescheitert war.
Er wusste, alleine durch Worte würde er nicht weiterkommen. Und schon gar nicht, wenn er ihr vorjammerte wie leid es ihm tat. Er musste sie von Anfang an dominieren. Es war alles nach Plan verlaufen, bis sie geweint hatte. Dann hatte er seine Regeln und Vorsätze über den Haufen geworfen und sich an sie gepresst.
Er war schuld
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