Für immer Dein
nimm sie nicht ernst.“
Joselyne blieb stehen. „Nicht ernst nehmen!“ schrie sie dann schon fast, was das rege Treiben des unteren Burghofes, auf dem gerade ein Markt stattfand, kurz lahm legte. „Sie hat mich beleidigt, beschimpft. Alles in deiner Gegenwart und statt mich zu verteidigen, bezeichnest du sie als grob?! Ich fasse es einfach nicht. Vielleicht hat sie ja recht, vielleicht sollte ich wirklich gehen.“
John, den die Blicke der Menschen nicht weiter zu stören schien, packte sie wieder an der Schultern, diesmal etwas fester und zog sie weiter.
„Hör auf mich zu ziehen, als wäre ich dein Schoßhund!“ schrie sie abermals.
„Joselyne, was sollte ich tun verdammt?“ Nun war es er der schrie, doch diesmal blieben die Menschen nicht stehen, sondern verkrochen sich schleunigst. Der Platz, der vorhin noch gut gefüllt war, war nun menschenleer. „Sie ist meine Mutter und du, du bist nicht meine Frau. Ich kann dich nur von ihr fernhalten. Mehr nicht. Du musst es akzeptieren, ansonsten gilt mein Vorschlag noch immer.“
Sie wusste welchen Vorschlag er meinte und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Warum machst du alles kaputt, was wir uns gestern aufgebaut haben? Warum willst du nicht, dass es funktioniert? Du bist wie sie.“
Dann lief sie weg und ließ ihn stehen. Sie passierte das Tor, lief über die breite Brücke, vorbei an fragenden Gesichtern. Dann folgte sie der langen Straße. Nicht wissend wo sie eigentlich hinlaufen wollte. Nur weg. Nur weg von ihm. Von Anne. Für einen Moment weg von all den Problemen, die in Dovers Mauern gefangen waren, wie ein verfluchter Geist.
Doch sie blieb nicht lange alleine. Dies merkte sie spätestens, als Staub hinter ihr aufgewirbelt wurde und John auf sie zugerannt kam. Das Haar vom Wind zerzaust, die Stiefel, sowie das Hemd und die Hose schmutzig.
Ihn ignorierend rannte sie einfach weiter. Als sie dann fast gestolpert wäre, hatte er sie aufgeholt.
„Joselyne“, schrie er.
„Lass mich in Ruhe und fahr zur Hölle“, schrie sie zurück.
„Das werde ich tun“, er packte sie am Arm und drehte sie um. „wenn du mir zugehört hast.“ Er hielt sie noch immer fest, machte aber keine Anstalten etwas zu sagen. Erst als sie sich räusperte, kam er wieder zurück. „Na gut. Es tut mir Leid. Ich bin ein Idiot. Ein Arschloch, alles was du willst.“
Sie schüttelte den Kopf, was ihn erneut zum Schweigen brachte. „Nein, du bist ein Vollidiot. Ein Muttersöhnchen. Ein Rockzipfelhänger.“
John nickte bedächtig. „Ja, alles was du sagst. Nenn mich Eunuch und ich stimme dir zu. Doch bitte lauf nicht vor mir weg. Nicht wegen ihr. Nicht wegen dieser grimmigen, verzweifelten, eigensinnigen alten Frau.“ Er atmete noch immer schwer, deshalb legte er eine weitere Pause ein um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Sie ist meine Mutter. Ich kann sie wegschicken, aber nicht wenn sie nicht will. Ich kann sie nicht umbringen. Ich kann dir nicht mehr geben, als dass was ich habe.“
Joselyne schluckte. Sie hatte vielleicht etwas überreagiert. „Es tut mir Leid, dich so beleidigt zu haben.“
„Wenigstens bist du von selbst schon ein ganzes Stück dorthin gelaufen, wo ich dich eigentlich hinbringen wollte“, sagte er und lächelte wieder etwas.
„Und das wäre?“ wolle Joselyne wissen und suchte die Umgebung nach einem Anhaltspunkt ab. Doch außer einer abgemähten Wiese, der Straße und dem großen Feld, war in der näheren Umgebung nichts zu sehen.
„Wir müssen nur noch ein Stückchen laufen, dann sind wir da. Einverstanden?“
„Einverstanden.“
„Wenn du möchtest kannst du gerne wieder vor mir herlaufen. Ich kann dich auch tragen, oder wir können hinrollen. Was immer du willst“, zog er sie auf, was ihm einen Stoß in die Rippen kostete, der ihn zusammenzucken ließ. Joselyne nutzte diesen schwachen Moment und lief ihm davon. Er lachte kopfschüttelnd und folgte ihr dann.
16
Nachdem sie wie Kinder tollend zu dem Ort gelaufen waren, an den er sie schon längst hatte bringen wollen, zog er sie in die Arme und küsste sie. Sie war darauf nicht vorbereitet gewesen, weswegen sie kurz aufschrie, nur um sich ihm im nächsten Moment zu ergeben.
Doch er musste sich noch gedulden. Ein Haufen Äste, Sträucher und Bäume trennten sie noch, dann waren sie endlich da.
Er half ihr hindurchzuklettern und genoss dann das Leuchten in ihren Augen, das sie beim Anblick dieses Ortes bekam. Wie jeder, der diesen Ort
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