Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
Schandmaul; aber Mr Peters, der Obergärtner, schien ein guter Kerl zu sein. Sir John Falconbridge sei recht freundlich, flüsterte Helen, und fügte mysteriöserweise hinzu, sie wollte allerdings nicht mit ihm allein gelassen werden. Danach verstummte sie, denn es bedurfte keinerlei Erwähnung, dass die hagere Lady Falconbridge mit ihrer teuren, aber altmodischen Kleidung und ihrer distanzierten, kritischen Art diejenige war, die man fürchten musste.
Celia verstand nicht, weshalb ihre Mutter wegen der neuen Lebensumstände unglücklich war, denn so, wie sie es sah, war ihre Seite des Hauses wesentlich interessanter. Hinter der mit grünem Filz bezogenen Tür herrschte aufregendes Leben, das Celia in Verbindung mit den respektlosen Späßen der Dienstboten als ausgesprochen unterhaltsam empfand. Bei den Falconbridges dagegen passierte nichts außer den vier Mahlzeiten täglich und einem gelegentlichen, gemächlichen Spaziergang entlang der Küste oder durch den Garten. In regelmäßigen Abständen kamen die beiden Kinder des Ehepaars, Albert und Hermione, beide älter als Celia, in den Ferien aus dem Internat nach Hause, wo sie mit den Kindern anderer Familien spielten. Celia beobachtete sie aus angemessener Entfernung wie exotische Tiere. Albert, drahtig und mit hellen Augen, und Hermione, untersetzt mit krausem Haar, begegnete ihnen manchmal in der Auffahrt, hätte so gerne mit ihnen gesprochen, senkte jedoch immer nur den Blick. Während ihrer Anwesenheit änderte sich stets der Speisezettel. Die Köchin machte mehr Wackelpudding und andere köstliche Nachspeisen wie Trifle, und einmal kam Albert in die Küche und bedankte sich für ihren Schokoladenkuchen – mechanisch, so als habe man es ihm aufgetragen, und ohne ihr in das bleiche, bartstoppelige Gesicht zu sehen. Cook jedoch war entzückt und redete noch den ganzen Tag darüber.
Alle Mahlzeiten mussten auf die Minute pünktlich serviert werden – um neun Uhr, ein Uhr, vier Uhr, acht Uhr –, auf einem Servierwagen, der auf dem Weg in das Speisezimmer über die faltigen Teppiche holperte (oder zum Vieruhrtee ins Wohnzimmer), wenn die alte Standuhr zur vollen Stunde schlug. Celia begriff die Bedeutung dieser Pünktlichkeit nicht, doch es erklärte die Hektik in der Küche. Cook stand ständig unter Strom. Man wusste immer, wie die Speisefolge ausfiel, denn während hektisch gehackt, gekocht und gebacken wurde, brummte sie ständig leise vor sich hin: Sardellenpastete, Hühnerbrust, gedünstete Reisbällchen … Sardellenpastete, Hühnerbrust, gedünstete Reisbällchen. Cook war außerordentlich tüchtig. Celia beobachtete voller Bewunderung, wie sie mit perfektem Handgriff mit dem Rand eines Wasserglases Kekse aus dem Teig ausstach oder Teig faltete und knetete, bevor sie diesen in Brotformen legte. Jede ins Speisezimmer verfrachtete Mahlzeit war ein Triumph, denn der Küchenherd war äußerst launisch. So sorgfältig er tagsüber in Gang gehalten wurde, so regelmäßig ging das Feuer nachts aus, und eine der Aufgaben von Ella, dem Mädchen für alles, war es, ihn rechtzeitig fürs Frühstück wieder in Gang zu bringen, was bedeutete, dass sie um fünf Uhr morgens aufstehen musste. Das Geräusch, wenn die Asche mit dem Schürhaken ausgeräumt wurde, ertönte allmorgendlich so pünktlich wie das Zwitschern der Vögel. Ella beklagte sich natürlich. Hatten die Falconbridges überhaupt eine Ahnung, was für ein Aufwand getrieben wurde, nur damit ihr Haferschleim und ihr Räucherhering rechtzeitig auf den Tisch kamen?
Das Leben als dienstbarer Geist wurde Helen nicht leicht gemacht. Ihre kultivierte Art und die kühle Zurückhaltung, mit der sie stets den Querelen unter den Dienstboten begegnete, verstärkten die Ressentiments gegen sie nur noch mehr. Celia litt für die Mutter, kannte ihre verletzliche Seele und war deprimiert, als sie einmal hörte, wie Ella die Mutter auf grausam treffende Art parodierte.
Und dann, eines Abends, während des besonders hektischen Parcours bei der Vorbereitung eines Abendessens für wichtige Gäste, änderte sich die Haltung der anderen Dienstboten schlagartig.
Das Blech mit dem Braten entglitt Cook, als sie es aus dem Bratofen holte, die prächtige Lammkeule fiel zu Boden. Im Nu, so als habe er nur sein ganzes Leben auf diese Gelegenheit gewartet, kam Mr Peters’ Mischlingshund, Sparky, durch die offene Hintertür und war zur Stelle. Cook schrie nur: »Der Lammbraten!« und gab ihn, starr vor Entsetzen, verloren. Es war
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