Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
fünf vor acht Uhr, und wie sollte sie die gähnende Lücke zwischen der Artischockencremesuppe und dem Trifle als Nachspeise überbrücken? Um die Sache für Cook noch erniedrigender zu machen, hatte Helen, die Haushälterin, alles gesehen und schien gezwungen, die Unachtsamkeit der Köchin der Hausherrin Lady Falconbridge zu melden. Und wer sollte ihr das verübeln – so, wie sie behandelt worden war?
Während alle hilflos herumstanden, knallte Helen die Hintertür zu, versperrte Sparky den Fluchtweg, packte den knurrenden Hund beim Genick, klemmte ihn sich zwischen die Knie, stemmte seine Kiefer auseinander und entwand ihm die fettige Lammkeule. »Was man nicht weiß …«, erklärte sie mit erstaunlicher Gelassenheit, als sie Cook den Braten reichte. Cook untersuchte das Fleisch aufmerksam nach Hundehaaren, schnitt ihn mit zitterndem Messer auf, arrangierte die Scheiben auf einer Servierplatte und garnierte sie wie üblich üppig mit krauser Petersilie.
Das dramatische Geschehen war den ganzen Abend lang Gesprächsthema, gewürzt mit sämtlichen Varianten von entsetzten »Was-wäre-wenn-Spekulationen«.
»Er hätte Ihnen die Hand abbeißen können, Helen«, sagte Ella. Und fügte hinzu: »Keine schlafenden Hunde wecken, das ist mein Motto.«
»Der hat nicht geschlafen«, verbesserte Cook sie erschaudernd. »Nur eine Minute später, und er hätte sich draußen im Wald an meinem Braten gütlich getan!«, ergänzte sie mit ihrer rauen Männerstimme.
»Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß«, wiederholte Ella, die sich noch immer köstlich amüsierte.
»Noch sind wir nicht aus dem Schneider«, verkündete Mr Peters düster. Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Ist immer noch möglich, dass Sir John oder Ihre Ladyschaft oder einer der Gäste sich die Hundestaupe einfangen.«
Schließlich setzte Ella, unter schallendem Gelächter, die gleichmütige, servile Miene auf, mit der sie ostentativ den Servierwagen in den Speisesaal gerollt hatte. Die Dienstboten speisten an diesem Abend nicht die Reste vom Tisch der Herren, obwohl reichlich Lammfleisch übrig geblieben war. Cook bereitete ein großes Omelette zu, eine ihrer Spezialitäten, mit Champignons und Cheddar.
Der Vorfall machte aus Helen ein respektiertes und integriertes Mitglied der Dienerschaft: Von da an hatte sie Teil am Ratsch und Tratsch und all dem Spott. Und es gab immer viel zu lachen.
Wenn Salat auf dem Speiseplan stand, bestand Lady Falconbridge darauf, dass Kopfsalat, Gurken und Tomaten ohne Dressing serviert wurden. Grund war, so vermutete Mr Peters missbilligend, dass sie ihr kostbares Olivenöl der Küche nicht anvertrauen mochte. Obwohl das Öl in einem verschlossenen Schrank im Speisezimmer gelagert wurde, war Cook anderer Meinung. Man müsse schon eine Lady sein, um eine kontinäntel Winnigrätte mixen zu können, erklärte sie den anderen Dienstboten mit spöttisch zuckenden Mundwinkeln. Und dann machte Ella Lady Falconbridge nach, griff nach deren geliebtem Salatbesteck aus Olivenholz, das zur italienischen Salatschüssel passte, maß imaginäre Zutaten ab, bevor sie ihren kleinen Finger abspreizte und den Löffel an den Mund hob, um zu kosten.
Sir John Falconbridge nahm sämtliche Komplimente der Besucher gnädig entgegen, die seinen Garten lobten, als habe er die karminrot blühenden Rhododendrongruppen und Staudenrabatten in sanften Pastelltönen geplant und Peters, sein Obergärtner, lediglich die Anweisungen seines Herrn ausgeführt. Und reagierte Sir John nicht ebenso selbstzufrieden, wenn jemand den Meerblick bewunderte? »Er hält sich für Gott den Allmächtigen«, fasste Peters zusammen und verwirrte damit Celia (die alles wörtlich nahm). »Gott segne ihn!«
Wenn sich die Dienstboten über die Falconbridges lustig machten, senkte Helen den Blick, wenn auch die Teetasse auf dem Unterteller in ihrer Hand gelegentlich zu klappern begann. Auf diese Weise erfuhr Celia, dass Ellas Spott auf Sir John gemünzt gewesen war – auch wenn ihre Worte für sie keinen Sinn ergeben hatten. Ella hatte kurz zuvor erzählt, dass sie die Wäsche erledigt hatte und dann plötzlich, mit frechem Glitzern in den Augen richtete sie das Wort an den Obergärtner.
»Ich habe die langen Unterhosen von Sir John aussortiert, Mr Peters, und für einen Augenblick geglaubt, Sie wären mit den dreckigen Reifen Ihres Traktors drübergefahren.« Und beinahe liebevoll fügte sie hinzu: »Gott segne ihn!« Dann brachen sie, Cook und Mr Peters in
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