Für immer, Deine Celia: Roman (German Edition)
wieder freundlicher aus. Aber dann fiel sein Blick auf das Foto mit Mirandas lachendem Gesicht, und erneut gewann Verzweiflung die Oberhand. Bis jetzt hatte ihn jeder Lebensabschnitt seiner geliebten Tochter mit Stolz erfüllt. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Der Ausflug, ein paar Tage später, entpuppte sich als alles andere als erfreulich. Seine Schwestern stritten sich selbst während des Mittagessens, das er bezahlte. Eigentlich waren sie sich nie grün gewesen – abgesehen vom kurzen Waffenstillstand zum Zeitpunkt der Beerdigung. Sarahs manische Beschäftigung mit den Problemen ihrer Ehe war sicher enervierend, aber Margaret war auch keine Hilfe. Sie tat ihre Missbilligung dadurch kund, dass sie eisern schwieg, was Sarah veranlasste, sich nur noch schneller im Kreis zu drehen.
»Ich weiß, Whoopee liebt mich«, insistierte sie. »Ich weiß, ich werde immer die wichtigste Frau in seinem Leben sein. Er wirft das alles doch nicht einfach fort, oder?«
»Natürlich nicht«, murmelte Robert hinter dem Steuer – auch wenn sein Schwager, solange er ihn kannte, stets nur Verachtung für diejenigen übriggehabt hatte, die er »miese kleine, auf Sicherheit bedachte Spießer« nannte.
Margaret spitzte nur die Lippen und starrte aus dem Fenster.
»Was sagst du?«, fragte Sarah panisch.
Aber Margaret antwortete auch darauf nicht.
»Meine Schöne«, hatte der Vater Margaret sie in ihrer aller Jugend genannt, und Sarah war immer »der Clown« gewesen. Als Robert jetzt, vierzig Jahre später, über seine Schwestern nachdachte, erkannte er, dass Margaret mittlerweile wie jede andere Frau mittleren Alters aussah, und Sarah vorübergehend (und nicht gerade überraschend) jeden Humor verloren hatte.
Die Ankunft bei dem Rechtsanwalt war eine willkommene Erleichterung.
Rodney Cartwright hieß sie mit gutmütiger Herzlichkeit in seiner plüschigen Kanzlei willkommen. Er erkundigte sich, ob sie eine angenehme Fahrt gehabt hätten, was sie eifrig und undeutlich murmelnd bestätigten. Dann erkundigte er sich nach all den übrigen Familienmitgliedern, obwohl er sie erst vor drei Wochen auf der Beerdigung getroffen hatte. Umgekehrt versicherten sie ihm mit noch strahlenderem Lächeln, dass sich alle bei bester Gesundheit befänden und es ihnen, dankeschön, ausgezeichnet gehe. Niemand informierte ihn darüber, dass Whoopee aus der ehelichen Wohnung ausgezogen und Miranda durch einen Samenspender aus dem Internet schwanger geworden war.
»Na gut. Dann kommen wir gleich zum Geschäftlichen«, erklärte Rodney, nachdem seine Sekretärin (die sie seit Jahren kannten) ein Tablett mit Tee und einigen ausgesprochen leckeren Schokoladenkeksen hereingebracht hatte. Dennoch zögerte er, anzufangen, und alle glaubten, den Grund nur zu gut zu kennen. Als Freund der Familie musste die Rolle als Überbringer schlechter Nachrichten eine Qual für ihn sein. Schließlich würde er ihnen eröffnen, dass nichts übrig geblieben war.
Besonders hart würde das Sarah treffen. Sie und Whoopee waren stets knapp bei Kasse gewesen – auch wenn er so getan hatte, als tangiere ihn das nicht. Falls er sich dauerhaft mit seiner Geliebten zusammentun wollte, musste das Haus verkauft werden. Robert hatte Sarah bereits gesagt, er wünschte, ihr helfen zu können. Tatsache war, dass der Inhalt des Testaments lediglich Margaret, die mit einem reichen Mann verheiratet war, kaum berührte.
»Ich darf euch gratulieren«, eröffnete Rodney Cartwright ihnen. »Zu einer so ungewöhnlich talentierten Mutter.«
Sie verbargen ihre Ungeduld gut. Was sie nicht wussten, war, dass für Rodney Cartwright trotz seiner jahrelangen Erfahrung, mit trauernden Familien über Geld sprechen zu müssen, das Szenario heute etwas Neues war, das er auszukosten gedachte. Sosehr er die Geschwister auch mochte, er konnte sich das Vergnügen nicht verkneifen, sie so lange wie möglich auf die Folter zu spannen.
»Desaster«, erklärte Robert Mel, als er nach Hause kam. Er erhaschte einen Blick auf sein Spiegelbild über dem Kamin im Wohnzimmer, resigniert, wenn auch empfänglich für jede mögliche tröstliche Zuneigung. »Berge von Schulden. Endlos. Da bleibt nichts übrig. Ist noch schlimmer, als wir dachten.«
Mel schnappte entsetzt nach Luft, hatte sich jedoch sofort wieder unter Kontrolle – genauso, wie er erwartet hatte. »Wir schaffen das«, versicherte sie ihm. »Deshalb geht die Welt nicht unter.«
»Nein?« Er hielt den Kopf gesenkt, als brächte er es nicht fertig,
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