Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
so?«
»Schon, aber das ist doch langweilig. Ich weiß was viel Besseres.« Sie öffnet eine schwere Holztür und macht mit der Hand eine überschwänglich einladende Geste. »Wir gehen aufs Dach!«
Unsicher bleibe ich am Fuß der Treppe stehen. Denke an das, was das letzte Mal geschah, als ich dort oben war. »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, sage ich.
Veronique sieht mich an. »Und warum nicht?«
»Ich hab ein bisschen Höhenangst.«
»Na, dann erst recht. Du kannst doch nicht zulassen, dass eine einzige schlechte Erfahrung all deine Leben bestimmt.«
Ich zögere. »Warum kann ich dir die Zeitungsartikel nicht einfach hier unten zeigen?«
Veronique sieht mich an und schürzt die Lippen. Fast könnte man denken, sie schmollt. »Du hast gesagt, du willst unsere Freundschaft von damals wiederhaben. Glaub mir, das Dach ist der perfekte Ort, um von vorn zu beginnen!« Ohne meine Antwort abzuwarten, beginnt sie, die Stufen zu erklimmen, und da ich auch nicht allein hier unten bleiben will, hole ich tief Luft und folge ihr. Ich will das, was zwischen uns steht, ein für alle Mal aus der Welt schaffen.
Schweigend steigen wir die drei Stockwerke hinauf, das einzige Geräusch ist das Knarren unserer Schritte auf den alten hölzernen Stufen. Das aufkommende Gefühl von Beklemmung versuche ich zu besänftigen, indem ich mir sage, dass bei all den schlechten Dingen, die mir in letzter Zeit passiert sind, Veronique immer da war, um mir zu helfen. Daran muss ich mich festhalten, eine andere Wahl habe ich jetzt sowieso nicht mehr.
Als wir den obersten Treppenabsatz erreichen, stehen wir vor einer weiteren Tür. Sie ist schlicht und nicht so aufwendig verziert wie die im Erdgeschoss. Veronique dreht den Knauf herum und stemmt sich mit der Schulter gegen das schwere Holz, bis die Tür nachgibt und wir den grau verhangenen Himmel über uns sehen.
Unschlüssig bleibe ich im Türrahmen stehen. Auch ohne bis an den Rand zu gehen, weiß ich genau, wie hoch wir über der Straße sind. Ich schaue mich um und versuche, ruhig zu atmen. Im Gegensatz zum reich verzierten Inneren des Gebäudes ist das Dach kahl und schmucklos, eine riesige ebene Fläche mit ein paar versprengten Schornsteinen und Dachluken, die ringsumher von einer hüfthohen steinernen Balustrade begrenzt wird. In der Mitte ist ein großes, freies Rechteck, durch das Licht von unten heraufscheint.
Mit der rechten Hand klammere ich mich an den Türrahmen und bringe es nicht über mich, auch nur einen Zentimeter weiterzugehen. »Hör mal, sollen wir uns nicht doch lieber unten irgendeinen leeren Raum suchen?«
»Ach, komm schon. Das hier ist der perfekte Ort!« Mit einer überschwänglichen Geste wirft sie die Arme zur Seite, so als wollte sie die Skyline von San Francisco anpreisen. »Hier sind wir völlig ungestört. Niemand kann hören, was wir besprechen. Du hast doch keine Angst, oder?« Sie kommt einen Schritt auf mich zu. »Du vertraust mir nicht. Du denkst, ich hätte es auf dich abgesehen, so, wie Griffon es dir eingeredet hat. Er hat dich wirklich ganz schön manipuliert.« Ich will nicht, dass sie denkt, ich stünde immer noch unter Griffons Einfluss.
»Nein, es ist nur, weil ich keine besonders guten Erinnerungen an das letzte Mal habe, als ich hier oben war.«
Sie lässt die Arme sinken und sieht mich an. »Gerade darum solltest du endlich von der Tür wegkommen und es einfach mal versuchen. Du weißt doch: Nur wenn wir uns der Vergangenheit stellen, sind wir wirklich bereit für die Zukunft.« Sie grinst. »Okay, das habe ich aus einem Glückskeks geklaut, aber es stimmt trotzdem.« Sie streckt mir ihre Hand hin. Ich zögere noch ein paar Sekunden, dann ergreife ich sie und lasse mich von ihr aufs Dach hinausziehen. Obwohl sich unsere Hände berühren, spüre ich keinerlei Schwingungen. Sie wirkt offen und sogar ein bisschen euphorisch, aber ihr Wesenskern scheint verschlossen. Sie deutet mit dem Kopf auf die Brüstung am gegenüberliegenden Ende des Daches. »Hast du noch weitere Erinnerungen an den Abend hier oben?«
»Nicht wirklich. Brauche ich aber auch nicht.« Ich greife in die Tasche und ziehe die Artikel heraus. »Das hier wollte ich dir zeigen. Ich kann beweisen, dass es kein Unfall war. Und dass ich dich nicht getötet habe.«
Mit einer beschwingten Drehung wendet sich Veronique von den Blättern in meiner Hand ab. »Ach, ich hab jetzt keine Lust, zu lesen.«
Sie wiegt sich wie zu einer Musik, die nur sie allein hören kann. Sie
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