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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia J. Omololu
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Griffon an meiner Seite kann mich kein noch so tolles Angebot verlocken. Ab und zu berühren sich unsere Körper in dem Gedränge, aber er macht keine Anstalten, meine Hand zu nehmen, also versuche ich, mich auf andere Dinge zu konzentrieren.
    »Können wir hier kurz reingehen?«, frage ich, als wir an einem großen Schallplattenladen vorbeikommen. »Mein Dad hat in ein paar Wochen Geburtstag und er sammelt alte Platten. Wäre schön, ihn zur Abwechslung mal mit einem Geschenk zu überraschen, das ihm gefällt.«
    Der Laden ist so vollgestopft mit Schallplatten, dass ich einen Moment brauche, um mich wenigstens grob zu orientieren.
    »Welche Art von Musik mag dein Dad denn?«, fragt Griffon, während sein Blick durch die endlosen Reihen alter Aufnahmen wandert.
    »Meistens hört er Rock.« Ich wünschte, ich hätte mir seine Sammlung mal ein bisschen genauer angeschaut. »Pink Floyd, Led Zeppelin, den ganzen Kram aus den Siebzigern.«
    »Dann hab ich eine Idee«, sagt Griffon, geht zu einem Regal und beginnt, die Alben durchzublättern. »Die hier ist gut. Und die«, sagt er und gibt mir zwei LPs. »Gott, das ist eine Ewigkeit her.«
    Ich schaue mir die beiden Cover an. »MC5? The Stooges? Nie gehört.«
    »Sie sind fantastisch. Vertrau mir. Denkst du, er hat sie vielleicht schon?«
    »Glaube ich nicht. Welche ist denn besser?«
    »Hm, wenn er Led Zeppelin mag, würde ich MC5 nehmen. Geht so in Richtung Protopunk, ziemlich intensiv, aber trotzdem cool.« Er beugt sich zu mir herüber und flüstert: »Ich hatte die Platte damals auch.« Er lacht leise. »Wäre doch witzig, wenn das hier tatsächlich meine  wäre, oder? Vielleicht ist sie auf irgendeinem Weg in diesen Laden gelangt und jetzt stehe ich hier und halte sie wieder in den Händen. Wäre doch möglich.«
    Ich betrachte seinen Rücken, als er weiter den Gang entlanggeht, und überlege, wie ich mich wohl fühlen würde, wenn mir ständig Dinge aus meiner Vergangenheit begegneten. Dann schaue ich wieder auf das Plattencover und frage mich, ob ich vielleicht auch in den Siebzigern schon gelebt habe. Und wenn ja, ob ich mich wohl jemals daran erinnern werde.
    »Janine hat gesagt, dass es manchmal viele Jahre dauert, bis man zurückkehrt«, sage ich leise, als ich wieder neben ihm stehe. »Aber du klingst, als hättest du die Siebziger miterlebt.«
    »Hab ich auch. Mein letztes Leben war 1986 vorbei. Herzinfarkt mit 42.« Er sieht mich an. »Wann oder wo wir zurückkehren, das sind Dinge, die wir nicht wissen. Manchmal dauert es nur ein paar Jahre, manchmal Jahrzehnte. Scheint ziemlich wahllos zu sein.«
    Ich frage mich, ob ich mich mit der immer länger werdenden Liste an Fragen, auf die es keine Antworten gibt, jemals anfreunden werde.
    Griffon ist vor einem Ständer mit Singles stehen geblieben und schaut ganz versunken auf die erste davon.
    Ich lese das Label. »Strange Fruit?«
    »Billie Holiday«, antwortet er ein bisschen traurig. Er rührt sich nicht, nimmt sie nicht in die Hand, sondern starrt die kleine, schwarze Schallplatte nur an.
    »Möchtest du sie kaufen?«, frage ich leise.
    Er schüttelt den Kopf. »Zu viele Erinnerungen.« So, wie er das sagt, klingt es nicht, als wären es allzu glückliche. Er schaut sich um, als hätte er ganz vergessen, wo wir eigentlich sind. »Orte wie dieser gehen einem manchmal ganz schön nah.« Er atmet tief durch und lächelt mich dann an.
    »Also, nimmst du die MC5?«
    »Ja, ich denke, sie wird ihm gefallen. Hab nämlich einen heißen Tipp bekommen, dass sie sehr gut sein soll«, versuche ich, ihn ein wenig aufzumuntern.
    An der Kasse steht ein älterer Kerl mit langen, weißen Haaren hinter uns. Er lächelt und zeigt auf die Schallplatte in meiner Hand. »MC5«, sagt er und zieht die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, ihr Kids mögt nur dieses ätzende Hip-Hop-Zeug, das einem überall aus den Autos entgegendröhnt.«
    »1968 haben die Leute wahrscheinlich das Gleiche über MC5 gesagt«, kontert Griffon.
    Der Kerl lacht. Ein Lachen, das irgendwo tief aus seinem ziemlich dicken Bauch kommt. Dann nickt er. »Da hast du vermutlich recht.« Wenn er lächelt, sind die Fältchen um seine Augen herum noch deutlicher zu erkennen. »Aber sie waren wirklich gut. Und das da ist ihr bestes Live-Album, Detroit 1968.«
    »1969 gab es ein fantastisches Konzert im Fillmore East«, sagt Griffon und lächelt mir verstohlen zu.
    »Im Fillmore? Ich kann mich nicht an Live-Aufnahmen aus New York erinnern«, sagt der Typ und runzelt die

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