Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Hauptattraktion.
Kaum haben die Spieler das Feld verlassen, löst er sich von der Gruppe und kommt in meine Richtung. Unter dem Basecap springen seine Locken wild in alle Richtungen, und ich sehe, dass sein Hals schweißnass ist. Ich frage mich, ob er mich vor all den Leuten hier küssen würde – falls Küssen überhaupt noch auf dem Plan steht.
Auf die Antwort muss ich nicht lange warten. Als er bei mir angekommen ist, lässt er seine Tasche auf den Boden fallen und drückt mir einen innigen Kuss auf die Lippen. Er glüht von der Hitze des Spiels und seine Lippen schmecken salzig. Mein Herz rast wie wild. Er streicht mir kurz über die Hand und richtet sich dann wieder auf.
»Ich bin so froh, dass du gekommen bist«, grinst er mich an.
Da steht er in seiner eng anliegenden, grauen Hose und dem dunkelblauen Shirt, und es fällt mir wirklich schwer, noch sauer auf ihn zu sein. »Wäre ich beinahe aber nicht.«
»Wirklich? Warum?«, fragt er erschrocken.
»Zum Beispiel weil du mich geküsst und so nette Sachen zu mir gesagt hast und dann die ganze Woche einfach abgetaucht bist.«
»Tut mir leid«, sagt er und sieht mir direkt in die Augen. »Ich konnte nichts dafür. Es gab einen Notfall, um den ich mich kümmern musste.«
Ich blicke forschend in sein Gesicht, wünsche mir, dass er die Wahrheit sagt und es tatsächlich einen Notfall gab. Natürlich nichts wirklich Schlimmes –, aber das ist besser als der Gedanke, dass ihm nicht genug an mir liegt, um anzurufen. »Was ist denn passiert?«
Griffon senkt den Blick. »Ich kann nicht darüber reden. Ich habe da mit einer Sache zu tun … Niemand durfte wissen, wo ich bin oder wie man mich finden kann.«
»Was für eine Sache? Du bist immerhin erst in der Highschool.«
»Stimmt. Trotzdem gibt es noch andere Dinge, um die ich mich kümmern muss.« Er blickt auf die sich leerenden Ränge. »Ich erklär’s dir später genauer.« Er beugt sich zu mir herunter, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich, diesmal ganz sanft. »Verzeihst du mir?«
Ich schaue ihm in die Augen und weiß, dass ich gar nicht anders kann. »Nur noch dieses eine Mal.«
Unsere Gesichter sind sich noch eine Weile ganz nah, dann richtet Griffon sich auf und nimmt meine Hand. »Hast du Hunger?«
»Und wie.« Den ganzen Tag war ich zu aufgeregt zum Essen.
»Dann weiß ich genau das Richtige.« Er führt mich von der Tribüne herunter und zu dem roten Pick-up, den ich in Berkeley schon gesehen habe.
»Kein Motorrad heute?«
»Janine hat mir den Pick-up geliehen. Ist praktischer, wenn ich die ganzen Sportsachen mitschleppen muss«, sagt er und wirft seine Tasche auf den Rücksitz.
Er startet den Motor und plötzlich nehme ich ganz deutlich den Duft von gebratenem Reis wahr. Mein Herz beginnt, wild zu pochen – bitte keine Vision, nicht jetzt.
Griffon sieht mich von der Seite an. »Alles okay?«
Ich schlucke. »Ich weiß nicht, da war plötzlich dieser Geruch«, sage ich und kann die Panik in meiner Stimme nicht verbergen.
»Nach chinesischem Essen?«
»Ja. Gebratener Reis.«
Griffon lacht. »Das ist der Pick-up. Biodiesel. Janine hat ihn vor ein paar Jahren umrüsten lassen, er fährt mit altem Speiseöl. Sie bekommt es umsonst von einem chinesischen Restaurant auf der Shattuck Street. Darum riecht es hier drin immer nach chinesischem Essen. Sorry, ich hätte dich vorwarnen sollen.«
Erleichtert lache ich los. Ich will nicht noch einmal vor seinen Augen irgendeine verrückte Vision haben und ihm ohnmächtig in die Arme sinken. Zumindest vorerst nicht. »Wenn das mein Auto wär, würde ich ganz schnell zehn Kilo zunehmen.« Mein Magen knurrt so laut, dass Griffon es bestimmt hören kann.
Obwohl der Nachmittag bereits fortgeschritten ist, sind noch überall Schüler unterwegs, gehen shoppen oder hängen einfach rum. An jeder Ecke gibt es Verkaufsstände mit Ketten oder Batik-Shirts und auf wellige alte Pappe gemalten Preislisten. Aus den verschiedenen Hippie- und Klamottenläden dröhnt laute Musik, sodass es sich im Vorbeigehen anhört, als würde man im Radio den richtigen Sender suchen.
Nach ein paar Blocks bleibt Griffon vor einem Restaurant stehen. Es hat eine breite Glasfront, sodass man beim Essen das Straßenleben sozusagen gleich dazuserviert bekommt.
»Hier ist es«, sagt er und hält mir die Tür auf.
Drinnen ist es noch lauter als auf dem Gehweg. Ich studiere die handgeschriebene Speisekarte auf der Tafel hinter dem Tresen und frage mich, was wohl die richtige
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