Fuer immer du
irgendwie über meine Frustration, die dieser Umzug in mir ausgelöst hatte, hinwegzukommen, dann wollte ich dem Ganzen eine Chance geben.
Ich straffte die Schultern und entspannte mich, konzentrierte mich darauf, ruhig aus- und einzuatmen. Aus und ein. Kein Adrian. Kein Samuel. Und auch meine Mutter schob ich ganz weit weg. Als Erstes nahm ich den Duft von Rosen wahr. Er schien um mich herum zu wabern, wie ein schweres Parfüm. Ich atmete tief ein. Dann sah ich die Blume klar und deutlich vor mir. Sie schwebte aufrecht mitten im leeren Schwarz. Ich hielt an dem Bild fest und dachte daran, dass die Rose so leicht wäre wie eine Gänsedaune. Der Wind kam von irgendwoher, erfasste die Blume und trug sie höher und höher hinauf. Jemand räusperte sich und ich öffnete die Augen.
Alle saßen da wie Statuen und konzentrierten sich. Die Rosen lagen vor ihne n. Nichts hatte sich verändert.
Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht, dass die Blumen sich wirklich vom Boden lösen und vor unseren Gesichtern schweben würden, aber es geschah nichts. Es war einfach nur ruhig und entspannend und fühlte sich irgendwie gut an. Frau Dietrich saß in der Mitte, die Hände im Schoß gefaltet und beobachtete uns. Aus dem Radio drang noch immer leise Musik. Der Duft von Sandelholz stieg mir in die Nase. Ich schloss die Augen wieder und stellte mir Adrians Gesicht vor.
9. Kapitel
S amuel lehnte im Licht der untergehenden Sonne an der Mauer der kleinen Kapelle. Er beobachtete Anna, die mit einer jungen Frau aus dem Dorf tratschte. Adrian beobachtete die Szene aus dem kleinen Dachfenster des Pferdestalls. In den letzten Tagen hatte er das ständig getan. Er musste zugeben, Samuel war ihm gegenüber im Vorteil. Er konnte auch in Annas Nähe sein, wenn Adrian das nicht konnte. Was das Manipulieren der Menschen betraf, war Samuel schon immer der bessere gewesen. Bisher war das auch immer für sie beide von Nutzen gewesen, aber dieses Mal kam er Adrian damit in die Quere. Verdammt, wie sollte er Anna beschützen, wenn die Gefahr viel näher an sie herankam als er?
Seit Samuel aufgetaucht war, hatte Adrian kaum noch eine ruhige Minute. Ständig war er auf der Hut, beobachtete seinen ehemaligen Partner, versuchte schlau aus ihm zu werden. Und je länger er versuchte herauszubekommen, ob Samuel nun sein Feind oder sein Freund war, desto mehr Zweifel kamen in ihm auf. Adrian war hin- und hergerissen. Er konnte es wirklich nicht mit Bestimmtheit sagen. Wenn er sich sicher war, dass etwas anders an Samuel war, dann tat der etwas, das Adrian davon überzeugte, dass er noch immer der Alte war.
Es wäre eigentlich seine Pflicht, Samuels Auftauchen hier zu melden, aber solange er nicht wirklich wusste, ob sein Bruder übergelaufen war, brachte er es nicht fertig, ihn zu verraten. Er hatte Samuel erst in diese Situation gebracht, indem er ihn nicht genügend vor dem Feind geschützt hatte, sodass dieser die Gelegenheit bekam, ihn zu entführen.
Wenn Adrian Samuel melden würde, dann würden ihre Vorgesetzten ihn vielleicht wochenlang foltern, nur um sichergehen zu können, dass er noch auf ihrer Seite war. Als Uriel noch unter ihnen weilte, war so was nicht nötig gewesen. Eine Berührung durch den Erzengel und er konnte sagen, ob jemand Gut oder Böse war.
Adrian blickte auf Anna und seufzte. Sie war seine einzige Hoffnung, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Er konnte nur hoffen, dass sie es schnell tat, denn mit jedem Tag, den Samuel in ihrer Nähe verbrachte, wuchs in Adrian die Stimme, die seinen Bruder schuldig sprach. Adrian selbst merkte, dass er mittlerweile nicht mehr nach Anzeichen für Samuels Unschuld, sondern für seine Schuld suchte. Er wandte sich knurrend ab, als Anna lachend auf Samuel zulief, und ihn umarmte.
Sie hatte ihm zwar gestanden, dass sie eine Tasse nur durch ihre Gedanken durch das Zimmer geschleudert hatte, aber bisher schien dieses eine Ereignis das einzige Aufflammen ihrer Kräfte zu sein. Adrian wartete jeden Tag auf neue Anzeichen, aber entweder brachte sie es nicht über ihr Herz, es ihm zu gestehen, oder ihre andere Seite schlummerte noch immer. Direkt fragen konnte er sie nicht, das könnte ihn verraten. Und wenn er sich verriet, würde er noch schneller abgezogen. Ihm blieb nur abzuwarten und zu beten, dass ihre Kräfte bald erwachten, dann würden sie beide erfahren, ob Samuel noch immer vertrauenswürdig war.
Noch zwei Stunden bis ich Sams Kochkünste kennenlernen durfte. Ich brütete über
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