Fuer immer du
weil du sie geliebt hast?«, tastete ich mich langsam weiter vor.
Adrian blickte mich zögernd an, seine Lippen fest aufeinander gekniffen. Ich sah ihm an, dass dieses Thema ihm Schmerzen bereitete. »Anfangs habe ich es gemieden, hier herzukommen. Nach dem Tod von Annas Vater habe ich dieses Gut gekauft, konnte es aber nie betreten. Doch dann … Ich wollte einfach nicht, dass Annas Zuhause weiter verfällt.«
Ich nickte verstehend. »Es verfallen zu lassen, würde bedeuten, auch deine Erinnerungen an sie verfallen zu lassen. Deswegen richtest du die Marienhöhe wieder her.«
Adrian stimmte mir mit einem Blick zu.
»Nach einhundert Jahren hast du noch immer nicht aufgehört, sie zu lieben? Ich kann mir das nicht vorstellen. Vielleicht sin d es nur deine Schuldgefühle, die dich glauben lassen, dass du sie noch immer liebst.« Sprach da die Eifersucht aus mir? Mein Herz hämmerte schmerzhaft gegen meine Brust und ich fühlte die Hitze in mein Gesicht steigen.
»Vielleicht hast du recht und es ist nur die Schuld, die mich noch immer an sie bindet, aber diese Schuld werde ich niemals loslassen, denn sie hindert mich daran, den gleichen Fehler wieder zu begehen.« Sein Blick durchbohrte mich für den Bruchteil einer Sekunde, lange genug, um mir eine Stahlschlinge um die Brust zu schlingen. Er meinte damit mich.
»Bist du deswegen so abweisend zu mir? Weil du Angst hast, wieder einen Fehler zu begehen?« Der Druck in meiner Brust machte mich wütend und ich wollte Adrian mindestens genauso wehtun. »Vielleicht hab ich ja Glück, und all diese Gefühle, die ich für dich von Anfang an empfinde, sind gar nicht meine, sondern die von Anna.« Ich warf ihm diese Worte mit so viel Hass wie mir nur möglich war entgegen. Zu wissen, dass er mich so behandelte, weil er in mir von Beginn an nur einen eventuellen Fehler sah, verletzte mich zutiefst und ich musste das Zittern, das in mir brodelte und an die Oberfläche wollte, mit aller Kraft zurückhalten.
Aber warum machte mich das so wütend? Ich war früher schon von Jungen abgewiesen worden. Aber niemals hatte es so wehgetan. Adrian hatte mir gerade eben begreiflich gemacht, dass niemals etwas zwischen uns sein würde. Aber wo sollte ich dann mit all diesen Gefühlen hin, die ich für ihn empfand? Gefühle, die vielleicht nicht einmal meine waren, wie ich gerade herausgefunden hatte?
» Ich denke, du vermutest richtig«, sagte Adrian. »Das, was du glaubst für mich zu empfinden, sind nur Annas Erinnerungen. Diese Gefühle sind nicht echt.« Er sagte das so trocken. Nichts regte sie in seinem Gesicht. Dabei hatte ich ihm gerade gestanden, dass ich ihn liebte. Auch, wenn ich Adrian glauben wollte, dass es wirklich nur Annas Erinnerungen waren, die das in mir hervorriefen, schnürte es mir doch die Kehle zu. Ich griff nach dem Strohhalm, den er mir geboten hatte und klammerte mich an der Hoffnung fest, dass nur Anna an diesem Chaos in mir schuld war.
»Du willst also behaupten, du fühlst dich nicht zu ihr hingezogen?« Ich zuckte erschrocken zusammen, als Sams Stimme hinter mir ertönte. Er lehnte im Rahmen der Tür und wirkte ähnlich wüten d wie ich es war.
Adrian warf mir einen Blick zu, den ich nur als Mitleid deuten konnte. » Ja.«
Als Adrian das sagte, zerbrach etwas in mir. Aber hatte er nicht doch recht? Wie konnte ich so starke Gefühle für ihn haben, wo ich ihn kaum kannte? Es mussten also Erinnerungen aus einem früheren Leben sein. Und doch ließ der Schmerz mich aufspringen und hinausrennen.
» Rede dir das nur weiter ein«, hörte ich Sam sagen, bevor ich das Haus verließ, damit keiner der beiden die heiß brennenden Tränen auf meinen Wangen sehen konnte. Seit wann bitte war ich zur Heulsuse geworden?
15. Kapitel
A drian riss die schwere Eichenholztür zu der kleinen Kapelle auf. Die Szene im Inneren konnte ihn nicht schockieren. Nicht der Geruch von Blut, der sich metallisch auf Adrians Zunge legte. Nicht das blutige Pentagramm an der Wand, an der bis gestern noch ein großes hölzernes Kreuz hing. Und auch nicht Samuel, der neben dem Altar stand, einen silbernen Kelch in den Händen. Was ihm aber Angst einjagte, ihn regelrecht erstarren ließ, war das Mädchen, das eingehüllt in nachtschwarzen Stoff vor Samuel auf dem Altar lag. Anna, das Mädchen, das Gefühle in Adrian geweckt hatte, von denen er geglaubt hatte, dass er sie niemals empfinden würde.
Adrian schüttelte die Starre von sich und heftete seinen Blick auf seinen ehemaligen
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