Fuer immer Ella und Micha
letzte Nacht passiert ist oder was ich gesagt oder getan habe.
Vorsichtig, um Ella nicht zu wecken, steige ich aus dem Bett und gehe ins Badezimmer. Der Raum dreht sich um mich, und mein Gehirn fühlt sich an, als würde es jeden Moment explodieren.
Nachdem ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt habe, putze ich mir die Zähne und kehre in mein Zimmer zurück. Ella ist wach und sitzt an das Kopfteil gelehnt im Bett.
»Wie fühlst du dich?« Ihre Augen blitzen amüsiert.
»Findest du mein Elend witzig?« Ich krieche aufs Bett und lege mich auf den Bauch. Trotz Zähneputzen habe ich einen widerlichen Geschmack im Mund. »Was ist denn gestern eigentlich passiert?«
Ihre Fingerspitzen malen Kreise auf meinem Rücken. »Na ja, es fing damit an, dass du eine halbe Flasche Wodka getrunken hast, und endete mit mir in deiner eisernen Umklammerung in deinem Bett.«
Ich hebe den Kopf und sehe sie fragend an. »Haben wir …«
Sie verneint stumm und rutscht tiefer, bis sie neben mir liegt. »Du wolltest mich nicht loslassen. Wenn du so betrunken bist, wirst du ein bisschen fies.«
»Habe ich gemeine Sachen zu dir gesagt?«
»Nein, aber du hast versucht, dich mit Leuten anzulegen.«
»Tut mir leid«, sage ich stirnrunzelnd, »was immer ich auch getan habe.«
Ihre großen grünen Augen sehen mich blinzelnd an. »Ich will keine Entschuldigung von dir. Ich möchte, dass du mir erzählst, was los ist.«
»Nichts ist los«, lüge ich und sehe weg. »Ich bin bloß ein bisschen ausgeflippt.«
»Das ist unfair.« Sie zieht an meinem Arm, und ich sehe sie wieder an. »Du bringst mich immer wieder dazu, dir alles zu erzählen, und wenn ich es nicht will, jagst du mich, treibst mich in die Enge oder kitzelst mich, bis ich aufgebe.«
»Das könntest du jederzeit bei mir versuchen«, sage ich mit meiner tiefen, rauchigen Stimme. »Wäre mal ganz spannend zu sehen, wie es funktioniert. Ja, trau dich doch, es zu probieren.«
Sie verkrampft sich sofort. »Micha, rede mit mir.«
Ich schüttele stur den Kopf. »Versuch, mich zum Reden zu bringen, vielleicht tue ich es dann.«
Sie nagt an ihrer Unterlippe, überlegt und stößt gegen meine Schulter, sodass ich auf den Rücken rolle. Ich könnte dieses Ringen leicht gewinnen, aber darum geht es nicht. Ella setzt sich auf und schwingt ein Bein über mich. Ihr zerzaustes Haar hängt um unsere Gesichter, und ihr Eyeliner ist verschmiert, trotzdem sieht sie fantastisch aus.
Ella strengt sich an, ernst zu bleiben. »Jetzt verrate mir, weshalb du gestern Abend ausgeflippt bist.«
»Nein, das reicht nicht. Ich denke, ich behalte es für mich.«
Sie stemmt die Hände gegen meine Schultern und spannt ihre Beine an meiner Hüfte, wobei sie sich versehentlich an mir reibt. »Bitte, erzähl es mir.« Ihr Augenaufschlag ist anbetungswürdig.
»Na gut, ich sage es dir.« Ich lege die Hände an ihre Hüften und knete sie sanft. »Aber zuerst mal möchte ich festhalten, dass ich bei dir nie mit den Wimpern klimpere.«
Sie lächelt stolz. »Weiß ich. Das ist meine Geheimwaffe. Gegen die warst du schon immer machtlos.«
Meine Hände wandern zu ihrem Hintern. »Soll das etwa heißen, dass du mit mir spielst?«
»Schweif nicht vom Thema ab«, sagt sie, erlaubt mir aber, meine Hände dort zu lassen, wo sie sind. »Erzähl mir, was dich gestern Abend so aufgebracht hat.«
»Mein Vater hat irgendeine komische Krankheit.« Ich atme aus und merke, wie das Gewicht auf meiner Brust weniger wird. »Und er braucht mich für irgend so eine Blut- und Knochenmarkstransplantation.«
Ellas Gesicht wird gespenstisch weiß. »Ist er … Wird er wieder gesund?«
Ich nicke. »Ja, das ist nicht lebensbedrohlich oder so, aber ich …«
»Was aber?«, drängt sie mich fortzufahren und massiert meine Schultern mit ihren Daumen.
Ich wende den Kopf zur Seite und starre einen Riss in der Wand an. »Ich will das nicht für ihn tun. Ich will, dass er leidet, und deshalb fühle ich mich beschissen. Ich meine, was bin ich für ein Arsch, dass ich ihn krank bleiben lasse, weil ich sauer auf ihn bin?«
Sie entspannt sich ein wenig, und ihre Mundwinkel biegen sich nach oben. »Deshalb warst du so hinüber? Weil du ein schlechtes Gewissen hast, dass du wütend auf ihn bist?«
»Wieso klingt es, als würdest du das witzig finden?« Ich sehe sie wieder an. »Das ist nicht lustig.«
»Nein, ist es nicht.« Sie schafft es dennoch kaum, ernst zu bleiben. »Es ist nur … du bist so bezaubernd. Es macht dich fertig, dass du
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