Fuer immer Ella und Micha
dass er nie und nimmer in den Wagen einsteigt. Auf keinen Fall! Aha. Je weiter der Abend voranschreitet, umso deutlicher wird, dass seine Wut einen tieferen Grund hat und Micha den Wagen lediglich vorschiebt.
Als Ethan auf den Parkplatz fährt, beschließe ich, dass das Karma mich hasst, denn dies hier ist das Restaurant, an dem wir Blake vorhin abgesetzt haben. Er arbeitet hier.
Ich setze mich auf der hinteren Bank des Trucks weiter nach vorn und verschränke die Arme auf der Mittelkonsole. »Hier will ich nicht essen.«
»Warum nicht?« Micha sieht zur Neonschrift und grellen Deko an der Dachkante des Restaurants. Seine Augen sind blutunterlaufen, und er spricht langsam, was normalerweise heißt, dass er entweder müde oder betrunken ist. »Ich finde, das sieht gut aus.«
»Das Essen ist richtig scheußlich«, mischt Lila sich ein und löst ihren Gurt. »Im Stadtzentrum gibt es einen Laden mit wirklich guten Spareribs. Die Fahrt dahin dauert höchstens eine Viertelstunde.«
Micha schüttelt den Kopf, und ich könnte schwören, dass er absichtlich schwierig ist. »Nein, ich finde, dass das hier gut aussieht.«
Lila und ich wechseln einen besorgten Blick, während Micha und Ethan aus dem Wagen steigen und die Türen zuschlagen, sodass wir allein im Dunkeln zurückbleiben.
»Das ist gar nicht gut«, murmele ich. Ich sehe, wie Micha hinter den Truck geht, seinen Kopf in den Nacken beugt und einen Schluck aus einer Flasche nimmt. »Vor allem nicht mit seiner miesen Laune.«
»Ich glaube, er ist betrunken«, flüstert Lila, als ich schon die Tür öffne. »Mir war so, als hätte ich eine Fahne bei ihm gerochen.«
Ich atme laut aus. »Ja, ist er ziemlich sicher. Und das bedeutet, dass uns ein mittleres Drama blüht.«
Lila rutscht über die Rückbank, um auf meiner Seite auszusteigen. »Bist du sicher, dass Blake noch arbeitet?«
Ich nicke. »Wir sollen ihn doch nachher abholen, schon vergessen?«
Zu viert gehen wir über den Parkplatz zum Eingang. Es ist bereits dunkel genug, dass erste Sterne am Himmel funkeln, und in der Ferne sieht man die fluoreszierenden Lichter der Spielcasinos. Micha schwankt leicht und stolpert über seine Füße, als er hochspringt, um die Oberkante des Türrahmens zu berühren. Beim Landen verdreht er sich den Knöchel.
»Ja, uns blüht definitiv ein Drama«, raune ich leise, während Ethan die Tür aufzieht.
Die Beleuchtung im Restaurant ist dämmrig und die Luft stickig. Es ist voll und laut, aber einige der Sitznischen sind noch frei. Über den Tischen baumeln kleine Laternen, und aus den Lautsprechern dringt Country-Musik.
Blake steht hinter der Bar und serviert einer Gruppe eher rau aussehender Typen Shots. Ich räuspere mich, sehe zu Lila und nicke unauffällig in Blakes Richtung. Sie folgt meinem Blick und zieht eine Grimasse.
»Wartet mal, ich habe eine Idee.« Sie tänzelt zur brünetten Tischanweiserin in weißer Bluse und schwarzer Hose. Diskret schiebt sie ihr ein Trinkgeld zu und kommt mit einem breiten Lächeln zu uns zurück.
»Alles klar«, sagt sie leise. »Und, ja, ich weiß, dass ich die wunderbarste Freundin aller Zeiten bin.«
»Was hast du gemacht?«, frage ich, doch Lila grinst nur breit.
Als die Kellnerin uns zu unserem Tisch führt, begreife ich, dass Lila sie bestochen hat, uns eine Ecknische zu geben, von der aus man die Bar nicht sieht. Ich möchte sie umarmen, aber das wäre komisch, also setze ich mich, und Lila rückt neben mich.
Ethan bleibt vor dem Tisch stehen. »O nein, ich setze mich garantiert nicht neben Micha. Lila kann auf meiner Seite sitzen.«
Lila sieht mich an. »Ist das okay für dich?«
Meine Nerven flattern, wie man leider auch an meiner unsicheren Stimme hört. »Ich denke, ich …«
»Mir ist scheißegal, wo ich sitze.« Michas Augen wandern zum Ende des Mittelgangs. »Und ich will sowieso lieber an die Bar.«
Lila springt auf und huscht auf die andere Seite, um sich neben Ethan zu setzen. Sie schiebt sich einige Haarsträhnen zurück unter das Stirnband. Micha lässt sich neben mich auf die Bank fallen und streckt seinen Arm auf der Rückenlehne aus. Da er ein kurzärmeliges graues Hemd trägt, fühle ich seine warme Haut in meinem Nacken. Sein Gesicht ist gerötet, und sein Atem stinkt nach Wodka.
Ich halte mir die Speisekarte vor, beuge mich zu ihm und flüstere: »Du bist besoffen.«
Er blinzelt mich unschuldig an. »Wie kommst du denn darauf?«
»Weil du nach Wodka riechst«, spreche ich aus, was für alle
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