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Fuer immer Ella und Micha

Fuer immer Ella und Micha

Titel: Fuer immer Ella und Micha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Sorensen
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hoch und sieht sich die Rückseite an. »Wovor hast du solche Angst? Vor diesem Brief? Vor Micha? Vor dem Leben?«
    »Davor, alles zu fühlen – und alles zu verlieren«, antworte ich und verziehe das Gesicht. »Es ist nichts. Ich bin mir bloß nicht sicher, was mein Dad mir schreibt, und das ist mir irgendwie unheimlich.«
    Lila weiß nichts von meiner Mutter. Sie weiß, dass sie tot ist, aber nicht, wie sie starb. Einzig mein Dad, Dean und Micha kennen das schaurige Geheimnis, und so soll es auch bleiben.
    Nun reiße ich doch den Umschlag auf, atme tief durch und falte das Papier auseinander. Ich rede mir zu, dass ich mit dem umgehen kann, was in dem Brief stehen mag. Dass ich stärker bin als früher.
    Ella May,
    zunächst einmal möchte ich mich bei dir entschuldigen, für alles. Und das meine ich ernst. Ich bin jetzt seit fast einem Monat nüchtern, und sie haben meine Medikamente abgesetzt. Mein Kopf ist klar, und mir gefällt nicht, was da drin steckt, vor allem nicht das, was dich betrifft.
    Gestern sollte ich in der Therapie alles aufschreiben, was ich bedauere, und es schien bei allem um dich zu gehen. Mir kommt es vor, als hätten wir anderen unseren Müll angesammelt, damit du ihn aufräumst. Und so hätte es nie sein dürfen. Je mehr ich schrieb, umso klarer wurde mir, dass du eigentlich nie eine Kindheit hattest. Aus purer Selbstsucht habe ich viel zu viel Zeit in der Kneipe verbracht. Ich bin ein schrecklicher Vater, habe alles meiner Tochter aufgebürdet, bloß weil ich nicht erwachsen sein wollte.
    Was in jener Nacht geschah, ist nicht deine Schuld. Du warst siebzehn, und ich war der Erwachsene. Ich hätte dich niemals mit ihr alleine zu Hause lassen dürfen, aber mir war der Jack Daniels wichtiger, weil ich mit dem leichter klarkam.
    Ich weiß, wie schlimm sie war, und das besser, als du jemals verstehen wirst. Und tief im Innern wusste ich schon damals, wie falsch es von mir war, dir in der Nacht die Verantwortung aufzuzwingen. Jetzt, da ich klarer denke, kann ich mir ungefähr vorstellen, wie schwer es dir fallen muss, damit fertigzuwerden. Wie viel Schmerz du fühlen musst. Ich muss immerzu an den Schmerz in deinen Augen denken, als ich dich das letzte Mal sah, und es frisst mich auf.
    Es tut mir leid, Ella. Mir tut unendlich leid, dass ich deine Kindheit zerstört habe, dir dein Glück nahm und dir wahrscheinlich auch deine Zukunft ruiniert habe.
    Ich liebe dich,
    Dad
    »Was zur Hölle soll ich damit anfangen?« Meine Hände zittern, als ich den Brief festhalte, und Tränen laufen mir aus den Augen, während ich mich zwinge, weiter ein- und auszuatmen. Um mich herum stürzen sämtliche Wände ein.

Kapitel 15
    Micha
    Ich weiß nicht, warum ich morgens am Telefon so sauer auf Ella wurde. Manchmal scheint mir das mit uns schlicht aussichtslos. Ich liebe sie und weiß, dass sie mich liebt, nur eben ab und zu anscheinend nicht genug. Und es tut mir weh, darüber nachzudenken.
    An dem Abend packe ich und gehe früh ins Bett. Ich bin enttäuscht, dass Ella nicht mit mir kommt. Seit wir fünf Jahre alt waren, haben wir jedes Jahr die Feiertage zusammen verbracht. Es war die einzige Art, wie wir sie überhaupt feiern konnten, denn ihre Familie gab im Grunde nichts auf Weihnachten, und meine Mom konnte es sich nicht leisten, viel zu machen. Sie hat es allerdings versucht, hat das Haus geschmückt und Ella und mir ein schönes Weihnachtsfrühstück zubereitet. Und sie packte immer ein paar kleine Geschenke für uns ein. Es war nichts Besonderes, aber schön.
    Ich schlafe schon eine ganze Weile, als mein Handy mich weckt. Blind taste ich auf dem Nachttisch danach und stoße die Lampe um, bis ich es endlich gefunden habe. Im Halbschlaf blinzele ich auf das Display und sehe Ellas Namen.
    Ich nehme sofort an. »Was ist?«
    Sie klingt heiser. »Kannst du mich bitte reinlassen? Ich wollte nicht klingeln und Ethan aufwecken.«
    »Bist du hier?« Ich reibe mir die Augen und blicke auf die Uhr.
    »Ja, ich stehe vor deiner Tür.«
    Ich stürze aus dem Bett und laufe in Boxershorts zum Eingang, das Handy noch am Ohr. Nachdem ich das Verandalicht eingeschaltet habe, reiße ich die Tür auf. Die Lampe beleuchtet Ellas geschwollene Augen und die roten Streifen auf ihren Wangen, die von getrockneten Tränen stammen. Sie trägt gestreifte Shorts und Flip-Flops. Ihr Haar ist zu einem zerzausten Dutt gebunden. Unter ihrem dünnen Trägertop hat sie keinen BH an, sodass ich ihre Nippel durch den Stoff sehen kann.
    »Was

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