Fuer immer Ella und Micha
Klingelton für dich geändert?«
Sein Lachen weht vom anderen Ende herbei. »Der kam mir heute Morgen passend vor.«
»Kann es sein, dass du mir mit deiner Nachricht und deinem Song eine bestimmte Botschaft vermitteln willst?« Ich nehme eine Flasche vom Fernseher und lasse sie in den Müllsack fallen. »Übrigens bin ich nicht sauer wegen letzter Nacht, okay? Ich war nüchtern genug, dass ich mich erinnere … Du musst kein schlechtes Gewissen haben.«
»Habe ich nicht«, versichert er. Im Hintergrund höre ich Hämmern und Poltern. »Ich bin froh, dass es sie gab. Und der Brief und der Song sind tatsächlich eine Botschaft.«
Ich bücke mich, um einen leeren Bierkarton aufzuheben und in den Müllsack zu werfen, ehe ich ihn zuschnüre und vor die Wohnungstür stelle. Ohne die Tür wieder zu schließen, hole ich meine Tasche, die neben dem Fernseher steht. »Was für eine Botschaft?«
»Das musst du schon selbst herausfinden.«
»Und wenn ich nicht darauf komme?«
»Wirst du«, antwortet er. »Aber ob du es laut aussprichst, ist eine ganz andere Frage.«
Er hat recht. Ich habe sie bereits begriffen, doch es gelingt mir noch nicht, sie auszusprechen.
»Wie kryptisch«, sage ich nur, trete hinaus in den Sonnenschein und schleife den Müllsack die Treppe hinunter, sodass die Flaschen laut gegeneinanderklirren. Unten sehe ich mich auf dem Parkplatz um. »Wie soll ich nach Hause kommen?«
»Du könntest bleiben, bis ich zurück bin«, schlägt Micha vor. »Oder, noch besser, du könntest einfach einziehen.«
Schlagartig wird mein Brustkorb eng, sodass ich kaum Luft bekomme. Michas Worte versetzen meiner Stimmung einen gehörigen Dämpfer. »Ich muss nach Hause. Heute Abend habe ich noch einen Kurs.«
»Seit wann hast du abends Kurse?«, fragt er. »Sagst du das bloß wegen meiner kleinen Bemerkung mit dem Einzug?«
Ich schleife den Müllsack weiter zum Container und hieve ihn hinein. »Nein, ich habe wirklich einen Kurs«, lüge ich. »Ich rufe dich später an, okay? Jetzt muss ich erst mal überlegen, wie ich zum Campus komme.«
»Na gut«, sagt er knapp. »Dann bis später.«
Er legt auf, bevor ich es kann, und es löst ein leeres Gefühl in mir aus, als wäre mir ein Teil von mir genommen worden. Gereizt dränge ich das Gefühl weg und tippe Lilas Nummer in die Tastatur.
»Na schau einer an, wer endlich aufgewacht ist«, meldet sie sich amüsiert. »Schämst du dich auch gebührend?«
»Micha und ich haben nicht miteinander geschlafen, Lila«, erwidere ich schnippisch, fühle mich deshalb aber gleich furchtbar und entschuldige mich. »Tut mir leid. Ich bin bloß verkatert. Und ich muss dringend nach Hause und mich hinlegen, nur weiß ich nicht, wie ich hier wegkomme.«
»Du kannst den Bus nehmen.« Ich höre, wie sie eine Kaugummiblase platzen lässt. »Obwohl ich das nicht empfehlen würde.«
»Wie bist du nach Hause gekommen?« Ich massiere meine Nasenwurzel, denn meine Kopfschmerzen werden allmählich höllisch.
»Ethan hat mich gefahren.« Eine Tür schlägt zu, und ich höre, wie Schlüssel auf eine Platte geworfen werden. »Ich war übrigens gerade mit Parker Mittag essen.«
»Hattest du nicht mit ihm Schluss gemacht?«
»Hey, er wollte unbedingt!«
Ich steuere auf den Ausgang nahe einer Steinmauer zu. »Tja, dann suche ich mal nach einem Bus.«
»Viel Spaß dabei. Und pass auf, dass du nicht abgeschleckt wirst«, scherzt sie mit einem schadenfrohen Kichern. »Schön die Ellenbogen an deiner Seite behalten und nicht ans hintere Busende gehen.«
»Haha, wie witzig! Bis später.«
Müde schlurfe ich zu dem Starbucks an der Straßenecke. Nachdem ich ein wenig Koffein intus habe, springt mein Gehirn wieder an. Aber kaum bin ich zu Hause und erinnere mich, was mich überhaupt dazu brachte, so viel zu trinken, will ich nur noch in mein Zimmer, das Licht ausmachen und für immer schlafen. Der Brief von meinem Dad liegt noch ungeöffnet auf dem Couchtisch.
»Willst du den irgendwann mal lesen?« Lila erscheint in der Tür. Sie trägt ein blaues Kleid und passende Schuhe. Ihr blondes Haar lockt sich um ihr Gesicht und ist mit einigen Diamantspangen festgesteckt.
Ich ziehe meine Sandalen aus, lasse mich auf die Couch fallen und starre den weißen Umschlag an. »Das habe ich noch nicht entschieden.«
Lila klippt sich einen Ohrring an und setzt sich neben mich. »Ella, darf ich dich etwas fragen?«
Achselzuckend lege ich die Füße überkreuzt auf den Tisch. »Meinetwegen.«
Sie hebt den Brief
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