Für immer, Emily (German Edition)
war nun Schluss. Sie war hier, um ein schreckliches Erlebnis zu verkraften und einen guten Abschluss zu machen, trotz allem. Und nicht, um sich von einem hübschen, unmöglichen Typen noch mehr durcheinander bringen zu lassen, als sie es sowieso schon war.
Die letzten Schulstunden vergingen für Emily quälend langsam. Sie war erschöpft und wünschte sich nur noch, Ben zu sehen und vielleicht endlich einmal wieder eine ruhige Nacht zu verbringen. Sie ging neben Mara zum Auto und fühlte, wie ein leiser Schmerz in ihrem Kopf zu pochen begann. Auch das noch. Neben dem kleinen Wagen stand ein schwarzes Motorrad und daneben Niclas. Er zog gerade den Helm über den Kopf. Emily schaute verlegen zur Seite, weil sie das Gefühl hatte, der Blick seiner braunen Augen bohrte sich direkt in ihr Herz.
Er stieg auf und ließ den Motor an, hob kurz die Hand und brauste davon. Mara winkte ihm nach und wandte sich dann zu Emily. „Er sieht schon gut aus, hm? Und das Motorrad ist auch toll. Ach ja.“ Sie seufzte. „Alles in Ordnung?“, fragte sie Emily.
„Ja, ich bin müde, das ist alles. Können wir bitte fahren?“ Mara nickte und gleich darauf waren sie auf dem Weg nach Hause.
K apitel 6
Ben freute sich sehr, Emily zu sehen, und sie war mindestens genauso glücklich.
„Hey, mein Pelztierchen, wie geht es dir? Warst du brav und hast dich anständig benommen?“
Sie kniete sich zu dem Hund auf den Boden, und er legte ihr begeistert die Pfote auf die Schulter. Dorothy lachte. „Oh ja, er war sehr brav, aber er hat dich vermisst. Meistens hat er an der Tür gelegen und gehorcht ob du kommst.“
Emily kraulte Bens Ohr. „Ich hab ihn auch vermisst.“
Sie streichelte weiterhin das weiche, seidige Fell.
Dorothy folgte ihrer Tochter in die Küche. „Wie ist es gelaufen für Emily? Sie sieht müde aus.“
Mara schenkte sich ein Glas Wasser ein und wandte sich dann ihrer Mutter zu. „Ja, das ist sie wohl auch. Es war anstrengend für sie. Die vielen Leute, die ganzen neuen Eindrücke. Mit dem Unterricht scheint sie klarzukommen soweit, man das jetzt schon sagen kann. Außer in Mathe, aber na ja, das hat sie sich ja schon gedacht. Aber“, sie trank einen Schluck und fuhr dann fort, „sie sitzt neben Niclas. Ich hab dir schon von ihm erzählt, Mom. Niclas Delaney, erinnerst du dich?“
Dorothy überlegte einen Moment. „Hm, das ist der Junge, der erst seit zwei Jahren in deiner Klasse ist, stimmt’s? Der mit seinem Vater in Europa war?“
Mara nickte. „Ja, genau der. Für Emily ist es nun nicht so toll, neben ihm zu sitzen.“ Sie verdrehte leicht die Augen.
„Wie meinst du das? Weil es ein Junge ist, oder weil es Niclas ist?“, fragte sie nach.
„Na ja, eigentlich wegen beidem. Emily tut sich ja sowieso schon sehr schwer mit allem was männlich ist, was ja auch kein Wunder ist, aber Nic, nun ja, er ist nicht gerade ein Ausbund an Feinfühligkeit und Freundlichkeit. Er kann unglaublich arrogant sein und ist auch gleich bei Em damit ins Fettnäpfchen getreten.“ Sie schüttelte den Kopf.
Dorothy runzelte die Stirn. „Inwiefern?“
Mara zuckte die Schultern. „Nun ja, er hat sie Püppchen genannt. Das kam wohl nicht so gut an bei ihr.“
„Aha. Hm, ja, das kann ich mir denken. Warum hat er sie so genannt?“
Mara zuckte wieder mit den Schultern. „Ach, das ist eben Niclas. Keine Ahnung. Bei ihm weiß man nie genau, was kommt.“ Mara sah ihre Mutter nachdenklich an. „Aber dennoch, wenn du mich fragst, spukt unser hübscher Mädchenschwarm ganz schön in Emilys Köpfchen herum. Sie geht mir zwar gleich an die Gurgel, wenn ich nur etwas in der Richtung andeute, aber trotzdem.“
Dorothys Miene war nun eher skeptisch. „Glaubst du wirklich? Ich weiß nicht. Und du sagst, Niclas ist ein Mädchenschwarm? Eben hast du noch gesagt, er wäre nicht gerade nett.“
„Hm, nun ja, das ist er auch nicht. Also, ich habe gerade vorhin zu Emily gesagt, er ist schon irgendwie in Ordnung, aber ich habe immer das Gefühl, er will auf keinen Fall, dass ihm jemand zu nahe kommt. Zumindest, na ja, kein Mädchen eben. Ach, ich weiß auch nicht, vielleicht bilde ich mir auch alles nur ein.“
Dorothy schüttelte den Kopf. „Also irgendwie gefällt mir das nicht. Emily ist sehr verletzlich, ich möchte nicht, dass ihr jemand wehtut.“ Sie wandte sich seufzend ab. Sie hatte ihrer Schwester versprochen, auf Emily zu achten, und sie hatte sich fest vorgenommen, dafür zu sorgen, dass sie hier zur Ruhe kommen
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