Für immer, Emily (German Edition)
würde. Aber das schien doch nicht so einfach zu sein, wie gedacht.
Emily betrat, mit Ben an ihrer Seite, die Küche. „Ich werde jetzt heimgehen. Danke, dass du auf Ben aufgepasst hast, Tante Dorothy. Mara, sehen wir uns morgen früh?“
Ihre Cousine nickte.
„Schatz, iss doch noch nachher mit uns zu Abend. Was meinst du?“
Emily trat auf ihre Tante zu und umarmte sie kurz.
„Das ist lieb, danke, aber heute nicht. Ich bin wirklich müde und kaputt, ich möchte gerne ein bisschen Ruhe haben. Nicht böse sein, bitte.“
Dorothy strich ihrer Nichte sanft über die blasse Wange. „Natürlich nicht. Gut, dann ruh dich aus. Wenn etwas ist, du weißt ja, einfach anrufen, ich komme jederzeit zu dir rüber.“
Emily nickte. „Ich weiß. Ich danke dir. Bis morgen.“
Sie winkte noch einmal und ging dann, mit Ben an der Leine, hinüber zu ihrem Haus. Später würde sie noch eine Runde mit dem Hund gehen, aber jetzt sehnte sie sich erst einmal nach etwas Ruhe. Niemanden sehen und hören, und den Tag Revue passieren lassen. Doch sie hatte kaum das kleine Häuschen betreten, als das Telefon klingelte. Sie seufzte. Das war ihre Mom, sie wusste es. Wahrscheinlich hatte sie schon seit einer Stunde auf die Uhr geschaut und die Minuten gezählt, bis sie dachte, nun endlich anrufen zu können.
Sie hob ab und meldete sich. Kaum hatte sie ‚Hallo‘ gesagt, prasselte auch schon ein Wortschwall auf sie nieder, dem sie kaum folgen konnte. Ihre Mutter stellte tausende von Fragen, wartete aber in ihrer Nervosität keine einzige Antwort ab. Emily ließ sie reden, bis auf der anderen Seite der Leitung ein tiefes Schnaufen zu hören war und Kate vorsichtig fragte: „Schatz, bist du noch dran?“
Emily musste lachen. „Ja, ich habe noch nicht aufgelegt, obwohl du es vermutlich nicht mal bemerkt hättest.“
„Oh, Liebling, entschuldige bitte. Ich warte schon den ganzen Tag ungeduldig auf deinen Bericht, und nun sind wohl die Pferde ein wenig mit mir durchgegangen. Ich lasse dich nicht mal zu Wort kommen. Folglich bin ich nun genauso schlau wie vorher.“ Sie seufzte.
Emily musste schmunzeln. „Na ja, Mom, so viel habe ich nun auch nicht erlebt heute, dass du direkt etwas verpasst hättest. Es war okay. Ich habe einige von Maras Freunden kennen gelernt, sie sind nett. Und die Lehrer scheinen auch okay zu sein, zumindest die, die ich heute hatte. Nur der Mathelehrer ist nicht so mein Fall, ich fürchte, ich werde bei ihm nur Bahnhof verstehen.“ Sie dachte mit Unbehagen an den kleinen Mann mit dem stechenden Blick, und vor allem daran, dass sie sich fast zu Tode blamiert hätte, wenn Niclas nicht die Colaflasche umgeworfen hätte. Das war ein unglaublicher Zufall, der für sie genau im passenden Moment kam.
„Emily, bist du noch dran?“
„Hm? Oh ja, entschuldige, Mom.“ Sie lauschte den Worten ihrer Mutter und drehte dabei an einer Haarsträhne. Ob Niclas die Flasche absichtlich umgeworfen hatte? Aber warum hätte er das tun sollen? Nein ... Unsinn. Ach, schon wieder Niclas. Würde sie heute noch an etwas anderes denken können?
„Sitzt du neben jemand Nettem?“
Emily verdrehte die Augen. Das war so klar, dass ihre Mutter das fragen würde, das hatte sie früher schon immer wissen wollen, als Emily noch ein kleines Mädchen gewesen war. Und seitdem stellte sie in jedem neuen Schuljahr die gleiche Frage.
„Ich sitze ja in verschiedenen Kursen neben verschiedenen Leuten, Mom.“ Sie merkte selber, wie ausweichend ihre Antwort klang.
Schon hakte ihre Mutter nach. „Ja, das weiß ich doch, aber meistens wirst du doch neben Mara sitzen, oder?“
„Nein, Mara und ich haben nicht so viele Kurse zusammen, und wenn, sitzt sie neben Thomas. Du weißt schon, ihrem Freund.“
„Ach, ich dachte, sie würde sich ein wenig um dich kümmern.“ Kate klang etwas pikiert. Emily fühlte sich bemüßigt, ihre Cousine zu verteidigen. „Das tut sie ja auch. Sie kümmert sich sehr um mich, wirklich. Ich habe ihr angeboten, neben Thomas zu sitzen, es ist doch nichts dabei. Ich sitze in Mathe neben Jennifer, das ist eine Freundin von Mara. Sie ist sehr nett.“ Sie ging hinüber ins Wohnzimmer, wo sie sich mit angezogenen Beinen auf die Couch setzte und auf die nächste Frage ihrer Mutter wartete, die prompt kam.
„In Mathe? Und sonst?“
Emily kraulte Ben, der sich zu ihren Füßen niedergelassen hatte, und merkte, wie das Pochen in ihrem Kopf sich allmählich verstärkte. „Ich sitze neben Niclas.“ Mehr sagte sie nicht,
Weitere Kostenlose Bücher