Für immer, Emily (German Edition)
sondern zählte innerlich bis drei.
Schon sprudelte Kate, nach kurzer Überraschung, hervor: „Niclas? Ein Junge? Also, Emily, das geht doch nicht. Das schaffst du nicht, soweit bist du noch nicht. Wie kam denn das nur?“
Emily strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Ja, ein Junge, wie man am Namen hören kann.“ Gleich darauf tat es ihr aber schon wieder leid, denn sie wusste, dass es für ihre Mutter auch nicht leicht war. „Tut mir leid, Mom, ich hab Kopfschmerzen und bin müde. Also, er sitzt neben mir, weil er zu spät kam und sonst kein Platz mehr frei war. Aber mach dir keine Sorgen, ich komme klar damit. Er scheint auch absolut kein Interesse an mir zu haben, also muss ich mich nicht weiter mit ihm befassen.“
„Wie, er scheint kein Interesse an dir zu haben?“ Das klang nun wieder, als wäre Kate dieses auch nicht recht.
Emily verdrehte die Augen. „Oh, Mom, ich kenne ihn doch kaum, und er mich auch nicht. Er hat nichts groß mit mir geredet, das wollte ich damit sagen. Bitte, können wir uns morgen weiter unterhalten? Ich muss noch mit Ben rausgehen und bin wirklich kaputt. Sei nicht böse, okay?“
Kate seufzte. „Nein, natürlich nicht. Entschuldige bitte, dass ich dich so ausquetsche. Ich soll dich von Dad und Connor grüßen.“
Emily nickte, obwohl ihre Mutter das ja nicht sehen konnte. „Danke, grüße sie lieb von mir zurück. Ich denke an euch und liebe euch alle. Gib ihnen einen Kuss von mir. Ciao, Mom. Ich rufe dich morgen an.“
Nachdem sie aufgelegt hatte, betrachtete sie nachdenklich das Telefon in ihrer Hand. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Connor sie gegrüßt hatte. Seit dem Vorfall war er auf Distanz zu ihr gegangen. Er schämte sich so sehr, dass er ihr kaum in die Augen sehen konnte, obwohl sie ihm oft genug gesagt hatte, dass es nicht seine Schuld sei. Sie machte ihm keine Vorwürfe, aber er kam damit nicht zurecht.
Sie beschloss, eine halbe Stunde zu dösen und dann mit Ben spazieren zu gehen. Die frische Luft würde ihr sicher gut tun.
K apitel 7
Niclas ließ seinen Rucksack im Flur zu Boden fallen und warf einen Blick ins Wohnzimmer.
„Dad? Bist du da?“ Keine Antwort. Nun, das war zu erwarten gewesen. Sein Vater war eigentlich nie zuhause um diese Uhrzeit. Im Gegenteil, es wurde meist sehr spät am Abend, das war schon zur Normalität geworden.
Er ging in die Küche und holte eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank, dabei schweiften seine Gedanken zu der neuen Mitschülerin. Sie war wirklich ... anders. Er konnte es nicht beschreiben, aber er war sich sicher, noch niemals zuvor ein Mädchen wie Emily Alexander getroffen zu haben. Eigentlich war er es gewohnt, dass die Mädchen recht schnell von ihm angetan waren, aber bei Emily schien geradezu das Gegenteil der Fall zu sein. Sie schien alles andere als begeistert, dass sie neben ihm sitzen musste, noch dazu schien sie sehr nervös und ängstlich zu sein. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie sorgsam darauf achtete, dass er ihr ja nicht zu nahe kam. Sie rutschte sofort ein Stück von ihm weg, wenn er sich zufällig in ihre Richtung lehnte, als ob sie Angst hätte, er könnte sie flüchtig berühren. Sie war wirklich seltsam. Dabei sah sie eigentlich sehr hübsch aus, und na ja, wie ein Püppchen wirkte sie auch nicht. Im Gegenteil, sie kam sehr natürlich und überhaupt nicht eitel oder gar zickig rüber. Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Er stellte die Flasche zurück und ging ins Wohnzimmer, wo er den Fernseher anschaltete und sich auf die Couch fallen ließ. Er hatte keine Lust mehr, über Emily nachzudenken, sie spukte ihm eindeutig zu viel im Kopf herum, was ihm ganz und gar nicht gefiel.
Sein Blick fiel auf ein Foto, das auf der Kommode an der Wand stand. Ein leichtes Lächeln glitt über sein Gesicht, dann wandte er sich dem Fernseher zu und versuchte, seine Gedanken auf die Krimiserie zu konzentrieren.
Die nächsten Tage vergingen für Emily ohne nennenswerte Ereignisse, sie lernte Maras Freunde besser kennen, saß in den Pausen meistens bei ihnen, auch im Unterricht kam sie gut mit, nur mit Mathe hatte sie nach wie vor ihre Probleme.
Mr. Emmerson hatte sie zum Glück bis jetzt nicht mehr nach vorne holen wollen und mit ihren ausgefüllten Fragebögen war er anscheinend einigermaßen zufrieden gewesen.
Niclas und sie redeten nur das Nötigste, was sich meistens auf ‚Hi‘ und ‚Bye‘ beschränkte, was ihr sehr recht war, und auch er schien damit zufrieden zu
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