Für immer, Emily (German Edition)
nach der Tasse in ihrer Hand griff.
„Vorsicht, du verschüttest ihn noch.“ Niclas kniete vor ihrem Sessel, nahm ihr die Tasse aus der Hand und stellte sie auf dem Tisch ab. Dann beugte er sich vor und hauchte ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen. „Hey. Was ist denn los mit dir? Tränen? Bist du noch traurig wegen gestern?“ Er strich ihr sanft mit dem Daumen über die Wange.
„Was? Nein, ich bin nicht mehr traurig. Und ich weine doch gar nicht.“
„Doch, tust du.“ Seine Stimme klang zärtlich und besorgt.
Sie fuhr sich mit der Hand über die Wange, die tatsächlich nass war. „Oh. Das hab ich gar nicht bemerkt. So was.“ Sie senkte verlegen den Blick.
Niclas nahm ihre Hände in seine. „Geht‘s dir nicht gut, Emily?“
„Doch, doch. Ich weiß auch nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Und du? Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?“ Sie hob wieder den Blick.
Niclas sah sie forschend an. „Ja, ich habe geschlafen wie ein Stein. Wundert mich selbst, nach dem ganzen Stress gestern. Ich fühle mich ganz gut. Natürlich tut es noch weh, daran zu denken, was meiner Mom passiert ist, und welche Rolle ich dabei gespielt habe. Vielleicht wird es mein Leben lang wehtun, aber es ist immerhin ein Anfang, nicht wahr? Ohne dich hätte ich das niemals geschafft. Du hast mir sehr geholfen, Emily. Und ich werde damit klarkommen ... deinetwegen.“ Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie sanft. Emily legte ihre Hände um seinen Nacken und strich ihm durch die Haare. „Ich bin froh, dass es dir besser geht. Es war schlimm, dich gestern so fertig zu sehen. Ich wünsch mir nur, dass es dir gut geht.“
„Ich weiß. Das wünsche ich mir auch für dich. Und ich glaube, jetzt geht es dir gar nicht gut.“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Rutsch mal ein Stück.“ Sie rutschte ein wenig zur Seite. Niclas setzte sich neben sie in den Sessel und zog sie auf seinen Schoß. Emily schlang beide Arme um seinen Nacken und schmiegte ihr Gesicht in seine Halsbeuge. Sie schloss die Augen und atmete tief seinen Duft ein. Ein leichter Hauch seines Eau de Toilette war noch zu riechen. „Ich mag deinen Duft. Er riecht nach dir.“
Niclas küsste sie auf die Haare. „Ja, besonders jetzt. Vielleicht sollte ich mal duschen gehen.“ Emily lächelte. „Du riechst gut und du siehst süß aus. Niclas pur.“ Sie hob den Kopf, hob die Hand und strich ihm sachte eine Haarsträhne aus der Stirn. „Weißt du, dass ich das schon am ersten Tag gerne gemacht hätte? Du hast im Klassenraum an unserem Tisch gesessen und hast etwas geschrieben, als ich rein kam. Dabei sind dir deine Haare ins Gesicht gefallen und das hat süß ausgesehen. Da war ich zum ersten Mal fasziniert von dir. Und das, obwohl du vorher so brummig zu mir gewesen bist.“
Niclas verzog das Gesicht. „Erinnere mich nicht daran. Ich hab mich echt oft unmöglich benommen.“
Sie lehnte ihren Kopf an seinen und sie saßen eine Weile schweigend da, bis Emily schließlich leise sagte: „Ich denke, ich muss es dir erzählen, was? Das, was mir damals passiert ist.“
Niclas streichelte ihr Gesicht. „Du musst mir nichts erzählen, du sollst nur das tun, was für dich in Ordnung ist und womit es dir gut geht. Ich werde für dich da sein.“
„Ja, das weiß ich. Aber du hast auch darüber geredet, bist du nun nicht froh darüber?“
„Doch, das bin ich. Aber bei mir war es eine ganz andere Ausgangssituation. Ich musste darüber reden, weil ich dich sonst vielleicht verloren hätte. Und ich will dich um nichts in der Welt verlieren, Emily. Ich will ehrlich sein: Ich weiß nicht, ob ich ansonsten den Mut dazu gefunden hätte, wenn es nicht um dich gegangen wäre.“
Emily schwieg und schmiegte sich eng an Niclas. „Ich will dich auch nicht verlieren, Nic. Und ich habe Angst, dass du mich nicht immer verstehen wirst, wenn ich es dir nicht erzähle.“
Er schüttelte heftig den Kopf. „Du wirst mich nicht verlieren, ganz bestimmt nicht. Du musst keine Angst haben, hörst du? Hab keine Angst.“
Sie nickte. „Okay. Im Grunde weißt du ja sowieso schon, was mir passiert ist, nicht wahr? Du weißt es.“
Niclas sah in ihr blasses Gesicht, in ihre Augen, in denen Tränen schimmerten. „Ich kann es mir denken, ja.“ Er wollte sie nicht verletzen und war sich nicht sicher, was er antworten sollte. Sie hatte in der Vergangenheit immer sehr empfindlich und verschlossen auf dieses Thema reagiert, und er konnte sich vorstellen, dass ein
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