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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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nächsten Brücke gesprungen wäre. Tage, an denen ich sah, wie einsam mein Vater war, wie sehr er meine Mutter vermisst hat. Und ich stand da und wusste, warum alles so gekommen war.“
    Emily streichelte zärtlich sein Gesicht, während Tränen in ihren Augen schimmerten. „Es tut mir leid, dass du all das so lange ertragen musstest. Es tut mir leid, dass eurer Familie so etwas Entsetzliches passiert ist. Dir, deinem Dad und deiner Mom. Aber du wirst sehen, jetzt wird alles besser. Es kann nicht mehr so werden, wie es vor acht Jahren war, aber es wird vielleicht auf eine andere Art wieder gut.“ Sie beugte sich vor und schlang beide Arme um Niclas. Sie hielten sich fest, dabei drückte sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge und flüsterte: „Irgendwie wird alles wieder gut, ich helf dir dabei.“
    Sie saßen noch lange so da, und irgendwann fragte Niclas: „Emily?“
    „Ja?“
    „Möchtest du meinen Lieblingsplatz sehen? Ich zeige ihn dir, wenn du willst.“
    Emily rückte ein klein wenig von ihm ab. „Wirklich? Ja, ja, natürlich, ich würde mich freuen. Ich weiß, dass niemand außer dir diesen Platz kennt, und ich freu mich wirklich sehr, dass du ihn mir zeigen willst, aber du musst das nicht tun. Ich meine, ich versteh das, wenn du gerne einen Ort hättest, den sonst keiner kennt und an den du dich zurückziehen kannst, wenn dir danach ist.“
    Niclas sah in ihr Gesicht und musste lächeln. Süße Emily. Immer dachte sie zuerst daran, dass es ihm gut ging. Er strich ihr zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Nein, ich brauche keinen Ort, an den ich mich von dir zurückziehen kann. Ganz bestimmt nicht. Ich würde mich wirklich freuen, dir diesen Ort zeigen zu können. Vielleicht wird es ja unser gemeinsamer Lieblingsplatz.“
    „Das wäre schön. Okay, dann los, die Sonne scheint.“ Emily stand auf und zog Niclas an der Hand mit sich hoch.
    Er betrachtete sie, ihre zarte Gestalt, das Leuchten in ihren Augen, das Lächeln auf ihrem Gesicht, und wusste, sie hatte Recht. Die Sonne schien ... endlich schien sie wieder.
     
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    K apitel 29
     
    Eine halbe Stunde später parkte Niclas die Maschine an der üblichen Stelle, an der er immer hielt, wenn er hierher kam. Dieser Ort hatte ihm schon so manches Mal in den letzten Jahren eine Zuflucht geboten, wenn er sich einsam und verzweifelt gefühlt hatte. Heute jedoch war alles anders. Emily war mit ihm hier, er hatte ein klärendes Gespräch mit seinem Vater geführt und fühlte sich froh und glücklich. „Wir müssen noch ein paar Schritte gehen, es ist nicht weit“, sagte er, und hielt Emily seine Hand hin. So schlenderten sie langsam den schmalen, gewundenen Weg entlang, bis zu der Stelle, von wo aus man einen wunderschönen Ausblick über das Tal hatte. „So, hier ist es.“
    Emilys Blick schweifte über das weite Tal, über die Wiesen, die Bäume, die zum Teil schon ihre Blätter verloren hatten, teilweise aber auch noch in ihrem bunten Herbstkleid leuchteten. Über den kleinen Fluss, dessen Wasser in der milden Sonne glitzerte. Niclas war hinter sie getreten und hatte beide Arme um sie gelegt.
    Sie lehnte sich an ihn. „Es ist wunderschön hier, Niclas. Wirklich wunderschön. Kannst du dir vorstellen, irgendwo in der Großstadt zu leben, ohne die Möglichkeit, so etwas sehen zu können? Ich nicht. Ich möchte niemals in diesen grauen Häuserschluchten leben.“
    Niclas lehnte sein Kinn an Emilys Schläfe. „Ich auch nicht. Weißt du, dieser Ort hier ist für mich in den letzten Jahren eine Art Zuflucht gewesen. Hier konnte ich sicher sein, dass niemand mich findet, nicht mein Dad, nicht Kevin. Ich hab oft stundenlang hier gesessen und es gab nur mich. Den Geruch des Waldes und des Grases. Die Geräusche der Natur. Ich kann das gar nicht wirklich beschreiben, aber es hat mir einfach Trost gegeben, hier zu sein. Es war mein Platz. Und nun ist es unser Platz.“
    Emily legte ihre Hände auf seine und atmete tief durch. Die Luft roch würzig, nach Laub, Herbst, und sie bildete sich ein, sogar die bunten Farben riechen zu können. „Danke, dass du mich mit hierher genommen hast. Es bedeutet mir wirklich sehr viel.“
    Niclas nickte. Sie standen eine Weile schweigend da, schließlich sagte er: „Komm, setzen wir uns ein wenig da vorne auf den großen Stein.“ Er breitete die Decke, die er mitgebracht hatte, auf dem Felsen aus. Sie setzten sich nebeneinander

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