Für immer, Emily (German Edition)
und Emily kuschelte sich in seine Arme. Er küsste sie aufs Ohr. „Ich hab von dir geträumt. Von dir und diesen Ort hier. Ist schon ein paar Wochen her, als ich noch damit beschäftigt war, meine Gefühle für dich vor mir selbst aufs Heftigste abzustreiten. Wir waren zusammen hier, es war Sommer, du hast mich umarmt und mir gesagt, dass du mich liebst. Du warst so zärtlich und liebevoll, es war wunderschön mit dir. Dann haben wir nebeneinander hier gesessen und ich war einfach nur glücklich. Doch dann warst du plötzlich verschwunden und ich bin aufgewacht. Als mir klar wurde, dass ich das alles nur geträumt hatte, du nicht in meinem Leben warst und mich schon gar nicht liebtest, das hat unglaublich wehgetan. Und das wiederum hat mich total wütend gemacht. Es sollte nicht wehtun, denn ich wollte doch auf keinen Fall etwas für dich empfinden. Ich war jedenfalls ziemlich von der Rolle an diesem Morgen, und ausgerechnet da hat mein Vater mir dann auch noch von Taylor erzählt. Und du musstest es später in der Schule ausbaden. Ich konnte es kaum ertragen, in deiner Nähe zu sein, und doch hat sich alles in mir nach dir gesehnt. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, mit diesem Chaos in mir umzugehen, als dich anzumotzen, damit du mir ja nicht noch näher kamst. Mann, wenn ich so darüber nachdenke, ist es echt ein Wunder, dass du überhaupt noch mit mir geredet hast, ich hab mich unmöglich benommen.“ Er sah Emily zerknirscht an.
Sie musste lächeln. „Hast du, ja. Und ich kann nicht sagen, dass es mich nicht verletzt hätte. Aber manchmal hab ich dich angeschaut, und du hast einsam und unglücklich gewirkt. Und da konnte ich dir nicht böse sein, egal, wie sehr du mich auch angemault hast.“ Sie küsste ihn. „Und du hast von mir geträumt, das ist ja ...“
„Süß?“, unterbrach er sie grinsend.
Sie lachte. „Genau, süß. Ach, Nic, wenn man es genau betrachtet, ist es schon ein Wunder, dass wir zwei uns letztendlich wirklich getraut haben, über unsere Mauer zu klettern und zu unseren Gefühlen zu stehen.“ Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
„Du bist mein Wunder. Ohne dich würde ich immer noch in meinem dunklen Loch sitzen und nichts und niemanden an mich heran lassen. Nur du hast mir den Mut gegeben, endlich nach vorne zu sehen und mit der Vergangenheit abzuschließen“, murmelte er.
Emily hob den Kopf und sah ihn aufmerksam an. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn zärtlich. „Darüber bin ich sehr froh, Niclas. Ich wünsch mir nichts mehr auf der Welt, als dass du glücklich bist.“ Sie schwieg kurz. „Nur für Connor würde ich mir auch so ein Wunder wünschen. Er geht durch die gleiche Hölle aus Schuldgefühlen wie du, und ich weiß nicht, wie ich ihm helfen könnte. Er hört mir einfach nicht zu.“
Niclas schwieg. Er kannte Emilys Bruder nur von ihrer Geburtstagsfeier, und wenn er ehrlich war, hegte er nicht die allerfreundschaftlichsten Gefühle für ihn. Hätte Connor Emily an diesem Abend wie versprochen abgeholt, wäre ihr das entsetzlichste Erlebnis ihres Lebens erspart geblieben. Ihm war durchaus bewusst, dass Connor, genau wie er selbst vor acht Jahren, nicht mit böser Absicht gehandelt hatte, aber es ging hier um Emily, um seine süße, geliebte Emily, und er musste zugeben, es fiel ihm schwer, objektiv zu bleiben, wenn es um sie und diese schreckliche Nacht ging. Dennoch – war er nicht selbst auch überglücklich, dass sein Vater ihm heute keinerlei Vorwürfe gemacht und ihn weiterhin vorbehaltlos liebte, obwohl er seine Frau verloren hatte? Und Emily, sie trug ihrem Bruder nichts nach. Im Gegenteil, es bekümmerte sie sehr, dass er so unglücklich war und gab sich sogar noch die Schuld daran. Wie leicht wäre es für sie gewesen, ihre ganze Wut, ihre Verzweiflung und ihren Hass auf Connor abzuladen. Aber sie tat es nicht. Sie liebte ihn nach wie vor, und hatte ihm verziehen. Wie viel schwerer war es, zu verzeihen, wie viel leichter dagegen, zu hassen. Niclas atmete tief durch. „Em, hör zu. Wenn du möchtest, rede ich mit Connor. Wir werden deine Familie ja sicher zu Weihnachten sehen, dann könnte ich ja mal mit ihm sprechen. Natürlich nur, wenn du willst.“
Emily sah ihn erstaunt an. „Das würdest du tun? Aber du müsstest dafür mit ihm über deine Mom sprechen, und darüber, was damals passiert ist. Und ich weiß doch, wie schwer es dir fällt, darüber zu reden.“ Sie klang bekümmert.
„Ja, das stimmt, aber ich würde es tun. Für dich.
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