Für immer, Emily (German Edition)
hatte schon immer einen großen Gerechtigkeitssinn. Es kann also durchaus sein, dass er deshalb bei dir geblieben ist, denn er kennt unseren Schulmafioso schließlich auch.“ Mara bog auf die Straße ab. „Niclas und Rocco sind nicht gerade die besten Freunde. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Rocco überhaupt Freunde oder nur Leibeigene hat.“ Sie grinste etwas sarkastisch, und Emily musste lachen. Dann jedoch wurde ihre Miene wieder ernst. „Er sieht einem von ihnen ähnlich, Mara. Wirklich sehr ähnlich, ich kann es kaum glauben, dass ich ausgerechnet hier auf so jemanden treffe.“
„Ach nein jetzt, oder? Das glaub ich doch nicht. Das tut mir leid, Süße.“ Maras Stimme klang bestürzt.
„Ja, ich glaube es auch nicht, aber mach dir keine Gedanken, er ist es ja nicht. Ich komme schon damit zurecht.“
Sie holte Ben von ihrer Tante ab, ging mit ihm in ihr kleines Häuschen, zog Schuhe und Jacke aus, und hockte dann zitternd auf dem Wohnzimmerboden, beide Arme fest um den Hund geschlungen, der ganz still hielt. Die so mühsam unter Kontrolle gehaltene Angst drängte wieder einmal mit Macht an die Oberfläche und ließ sie kaum atmen. Sie wollte nicht vor Mara oder Tante Dorothy weinen, denn die würden das vermutlich sofort ihrer Mutter berichten, und die machte sich ohnehin schon genug Sorgen.
Also blieb ihr nur Ben, der sanfte Riese mit den seelenvollen braunen Augen. Braune Augen - sie kannte noch jemanden, der solche schönen dunklen Augen hatte. Niclas ... sie war vorhin so froh, dass er da gewesen war. Und nun fiel ihr auch ein, was sie empfand, wenn er in ihrer Nähe war ... sie fühlte sich sicher, wenn er da war. Es klang verrückt, denn er war wirklich nicht gerade freundlich, im Gegenteil, er redete im Normalfall keine drei Worte am Tag mit ihr. Und doch war es so, er gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Sie verbarg ihr Gesicht in Bens weichem Fell. „Ach, Ben, sag mir, was ich machen soll? Was soll ich machen, damit es aufhört? Es tut weh, und manchmal möchte ich einfach weg sein, verstehst du? Ich wünsche mir, an einem Ort zu sein, an den die Schatten mir nicht folgen können.“ Sie schwieg kurz. „Und was ist das mit Niclas? Wie passt das zusammen? Wie passt das zu mir? Ben, ich kann keine Berührungen ertragen, ich kann kaum jemandem vertrauen, aber bei ihm ... es ist anders bei ihm, und ich weiß nicht, warum. Er mag mich nicht und ich mag ihn nicht. Das ist doch so, oder?“
Der Hund brummte leise, und Emily lächelte leicht in sein weiches Fell. „Ach ja. Dankeschön, mein Süßer für deine Anteilnahme.“ Sie schniefte noch einmal und setzte sich dann auf. „Okay, genug gejammert. Ich habe Mara versprochen, nachher mit ihr und ihren Freunden Eis essen zu gehen, also müssten wir jetzt noch Gassi gehen, denn später wird es zu dunkel sein. Also, gehen wir. Komm schon, reiß dich mal ein bisschen zusammen.“
Ben sah sie an und lachte. Emily streichelte seinen dicken Kopf und sprang auf. Sie zog ihre Schuhe an, und Ben hüpfte begeistert vor der Tür herum.
Nachdem sie von einem schönen Spaziergang am Fluss zurückgekehrt waren, fühlte Emily sich wieder etwas besser. Sie freute sich nun sogar auf das Treffen mit Mara und lief schnell nach oben, um unter die Dusche zu flitzen. Danach zog sie sich rasch an. Schon klingelte es unten an der Tür. Sie bürstete noch einmal schnell ihre Haare durch und rannte dann die Treppe nach unten. „Ich komme, Moment.“ Sie öffnete die Tür und lächelte Mara zu, die sie erwartungsvoll ansah.
„Na, fertig? Geht’s dir besser?“
Emily wühlte in dem Garderobenschrank und nickte. „Ja, danke. Verflixt, wo ist meine blaue Steppweste?“ Sie zog einige Sachen heraus. „Ah, da ist sie ja. Okay, bin fertig. Wir können los. Ben, ich bin bald zurück, sei brav.“ Sie bückte sich und umarmte den Hund.
Mara lachte. „Ihr seid ein echtes Traumpaar. Er liebt dich sehr.“
„Ja, zum Glück. Ich glaube, er vermisst Mom, Dad und Connor schon sehr, aber er ist zufrieden hier bei mir zu sein. Also, wo würde ich einen solchen Typen noch mal finden, der mich über alles stellt?“ Sie verdrehte die Augen und lächelte Mara zu.
Die grinste. „Nun ja, man warte ab.“
Emily sah ihr stirnrunzelnd hinterher, als sie zum Wagen gingen. Was genau meinte Mara wohl damit?
K apitel 8
Niclas saß zuhause über einer neuen Arbeit. Sein Vater hatte ihm extra dafür einen Raum zur
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