Für immer, Emily (German Edition)
Auge zu behalten, denn seiner Meinung nach wurde es höchste Zeit, dass Niclas endlich einmal aus seinem Schneckenhaus herauskam, und es jemanden in seinem Leben gab, dem er sich öffnen und vertrauen konnte, bevor er noch völlig zum emotionalen Einsiedlerkrebs verkam.
Die Clique um Mara Panabaker hatte sich mittlerweile an einem Tisch am Fenster niedergelassen. Kevin beobachtete Emily aus den Augenwinkeln. Sie war hübsch, ohne Zweifel, aber irgendetwas an ihr war anders als bei den meisten anderen Mädchen in ihrem Alter. Er überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass sie viel erwachsener und ernster wirkte, als die meisten. Auch als ihre Cousine, die kichernd am Hals ihres Freundes hing und ihm dauernd irgendetwas ins Ohr flüsterte.
Jennifer Brown richtete ihre rotblonden Locken und ließ den Blick durch das Eiscafé schweifen, um abzuchecken, wer Interessantes da war. Mandy Donaldson saß eng neben Jeffrey Barkley und erzählte ihm etwas, was ihn ganz offensichtlich nicht die Bohne interessierte, denn er starrte die ganze Zeit Emily an. Im Grunde taten sie alle das, was eben normal war.
Nur Emily saß ziemlich steif auf ihrem Platz und sah aus, als ob sie sich nach Timbuktu wünschen würde, oder überall hin, nur nicht hier in dieses Eiscafé. Ihr Blick klebte entweder an der Tischdecke oder sie schaute in Niclas` Richtung, allerdings immer nur ganz kurz, dabei tat sie natürlich so, als ob es rein zufällig sei. Der jedoch saß mit ziemlich mürrischer Miene da und starrte so interessiert in sein Colaglas, als ob er darin plötzlich einen schwimmenden Minielefanten entdeckt hätte. Kevin verdrehte die Augen und stöhnte innerlich auf. Das konnte ja noch heiter werden.
„Nic, sieh mal, hat die Kleine nicht ein Hammerhinterteil?“ Eddie grinste und hielt Niclas das Männermagazin unter die Nase. Der schien allerdings nicht wirklich Lust zu haben, sich das Hinterteil der Blondine anzusehen, sondern schob die Hand seines Freundes eher unwirsch weg. „Ja, super.“ Damit stand er auf und ging Richtung Theke. Dummerweise hatte auch Emily offenbar zur gleichen Zeit dieselbe Idee, denn in der Mitte des Raumes standen die beiden plötzlich unvermittelt voreinander.
„Oh, hi.“ Emily sah Niclas von unten herauf an und lächelte schüchtern. Wieso schaute er schon wieder so düster?
„Hi.“ Seine Antwort klang auch nicht gerade freundlich.
Dabei war er doch vorhin nett gewesen, als er ihr auf dem Parkplatz mit ihren Sachen geholfen hatte. Sie hatte sich auch richtig gefreut, ihn hier zu sehen, aber nun ... Er trat ein wenig zur Seite und deutete ihr an, vorzugehen.
„Danke“, murmelte sie leise und ging mit klopfendem Herzen an ihm vorbei. An der Theke stand Niclas dann hinter ihr, und sie fühlte, wie sehr es sie nervös machte, seinen Blick im Rücken zu spüren. Maria, die Chefin des Eiscafés, fragte freundlich: „Bitte? Was kann ich Ihnen anbieten?“
Das Café war in der kleinen Stadt berühmt für seine hervorragenden Spezialitäten, und Emily hatte sich schon öfter im Vorübergehen ein Eis geholt. Sie liebte das Schokoladeneis mit den besonders großen Schokostückchen darin.
„Oh, ich hätte gerne drei Kugeln von diesem da.“ Emily zeigte auf den entsprechenden Behälter.
Maria lächelte. „Schokoladeneis ist immer gut, stimmt’s? Hilft auch bei Kummer.“ Sie betrachtete das blasse, zarte Mädchen voller mütterlicher Zuneigung, und wandte sich dann an Niclas. „Nun ist dir die junge Lady dieses Mal aber zuvor gekommen, Nic. Antonio muss erst wieder für Nachschub sorgen. Dafür gibt’s beim nächsten Mal eine extra große Portion, einverstanden?“ Sie lächelte ihm zu, kannte sie Niclas schließlich schon, seit er als kleiner Junge mit seiner Mutter hier gesessen und sein Lieblingsschokoladeneis verputzt hatte.
Emily wandte sich zu Niclas um. „Wolltest du auch von diesem Eis haben? Tut mir leid, das wusste ich nicht. Du kannst es haben, wenn du magst, ich kann auch etwas anderes nehmen.“
Zu ihrem Ärger spürte sie, dass ihre Wangen schon wieder heiß wurden, und räusperte sich verlegen.
„Nein, nimm du es, schon okay.“ Seine Stimme klang gleichgültig. Maria warf ihm einen erstaunten Blick zu.
„Nein? Es macht mir wirklich nichts aus, wenn du es nimmst. Du kannst es wirklich gerne haben.“
Niclas atmete tief durch, und sagte schärfer, als er eigentlich wollte: „Nein, danke! Ich will es nicht.“ Für einen Moment versank sein Blick in Emilys Augen und er sah
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