Für immer, Emily (German Edition)
wieder über ihr Buch.
Niclas lehnte sich leicht irritiert zurück. Wow, so wütend hatte Emily ihn ja noch nie angefunkelt. Ihre blauen Augen hatten geradezu Blitze verschossen. Er konnte sich nicht helfen, aber es gefiel ihm, sie ein wenig durcheinander zu bringen. Zumindest gefiel es ihm besser, als wenn sie ihn ständig ignorierte. Oder? Ach Gott ... ging das schon wieder los? Er wollte nicht mehr über dieses Mädchen nachdenken, sie machte ihn noch komplett verrückt.
„Es wäre wirklich nett, wenn mir hier jemand zuhören würde, denn was ich zu sagen habe, ist wichtig.“ Dr. Smith‘ Stimme klang leicht ungeduldig. Niclas riss sich zusammen und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Lehrer, der vorne neben dem Pult stand. Die meisten Schüler mochten Dr. Smith, und er bildete da keine Ausnahme. Der Lehrer war immer fair, er war engagiert und sein Unterricht interessant.
„Gut, wo nun so ziemlich jeder aus dem morgendlichen Tiefschlaf erwacht zu sein scheint, möchte ich kurz etwas zu unserem anstehenden Projekt sagen. Wir haben in den letzten Tagen ja ausführlich über die Thematik gesprochen, und nun denke ich, sind wir soweit, dass die einzelnen Themen verteilt werden können. Wie die meisten von Ihnen hier wissen, gab es bei der letzten Arbeit dieser Art ein tagelanges Gerangel darum, wer mit wem zusammenarbeitet, was beinahe länger gedauert hat als die Arbeit an sich. Um dem aus dem Weg zu gehen, habe ich mich entschlossen, die Paare dieses Mal selbst festzulegen, und zwar werde ich die Arbeiten nach Tischen verteilen.“
Gemurmel erklang, und Dr. Smith hob abwehrend die Hand. „Ja, mir ist durchaus bewusst, dass das nicht bei allen auf ungeteilte Zustimmung trifft, aber, Herrschaften, ich habe nicht vor, mich noch einmal auf so ein Theater wie beim letzten Mal einzulassen, deshalb gibt es darüber auch keine Diskussionen. Die Anzahl der Schüler geht genau auf, es können also lauter Zweierpaare gebildet werden ohne dass jemand übrig bleibt, und jeder wird mit seinem Tischnachbarn ein Team bilden. Ende der Durchsage!“
Jeder hier kannte Dr. Smith gut genug, um zu wissen, dass er seine Meinung nicht ändern würde, denn so freundschaftlich er auch im Umgang mit seinen Schülern war, so war er dennoch konsequent und ließ sich nicht auf der Nase herumtanzen.
Emily hatte den Kopf gesenkt und voller Unbehagen den Worten ihres Lehrers gelauscht. Das durfte doch nicht wahr sein! Nun musste sie diese, für sie wirklich wichtige Arbeit gemeinsam mit Niclas durchführen, und das konnte ja nur in einem Desaster enden. Es fiel ihr schwer, sich in seiner Nähe zu konzentrieren, nicht nur, weil er männlich war und es ihr immer noch unsagbar schwer fiel, locker mit Männern umzugehen, sondern eben vor allem, weil er Niclas war. Sie seufzte leise und hob den Blick. Niclas‘ braune Augen ruhten auf ihr, und wieder einmal konnte sie den Ausdruck darin nicht deuten. Sie konnte sich nicht erinnern, dass jemand sie schon mal so nervös gemacht hätte, wie er es tat. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, dann werden wir wohl sehen müssen, dass wir miteinander zurecht kommen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ja, werden wir wohl müssen. An mir soll‘s nicht liegen.“
Sie überlegte gerade, wie er das wohl wieder meinen mochte, ob er die Verantwortung, wenn alles schief gehen sollte, jetzt schon auf sie abwälzen wollte, oder ob er es nur so dahin gesagt hatte, als Dr. Smith‘ Stimme sie aus ihren Gedanken riss. Er stand vor ihrem Tisch. „Emily, Sie waren ja vor den Ferien noch nicht hier bei uns, haben also die Vorbereitung auf diese Arbeit nicht mitbekommen. Ich werde Ihnen also einige Unterlagen geben, die Sie sich bitte durchlesen. Sie können Ihre Arbeit dann einige Tage später abgeben als die anderen, damit Sie sich entsprechend vorbereiten können. Aber Sie haben ja tatkräftige Unterstützung. Nicht wahr, Niclas?“ Sein Blick richtete sich auf Niclas, der etwas schief lächelte und nickte. Emily wusste, dass er vermutlich genauso wenig davon begeistert war, mit ihr ein Team bilden zu müssen, aber es blieb ihnen ja nichts anderes übrig.
Nachdem alle Arbeitsblätter verteilt waren, fuhr Dr. Smith mit seinem regulären Unterricht fort, während Emilys Gedanken sich allerdings nur um die bevorstehenden Stunden drehten, die sie mit Niclas würde verbringen müssen. Plötzlich erschien es ihr völlig unmöglich, diese Arbeit gemeinsam mit ihm zu bewältigen. Wie sollte sie vor ihm
Weitere Kostenlose Bücher