Für immer, Emily (German Edition)
mal.“
Emily fühlte sich plötzlich traurig und enttäuscht, ihre Euphorie war wie weggeblasen. „Nun gut, wenn das alles ist, was du dazu zu sagen hast.“ Sie schob die Blätter zusammen und packte sie wieder in ihre Tasche.
Niclas sah ihr zu. „Ja, was soll ich denn dazu sagen? Wir werden schon etwas hinbekommen, mach doch keinen Stress.“
Sie hob den Kopf und fühlte, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals bildete. Bloß nicht weinen vor ihm. „Ich mache keinen Stress! Ich wollte dir nur zeigen, was ich gefunden habe, das ist alles. Dieses Projekt ist wichtig für mich, ich muss mich hier doch erst noch beweisen. Und nachdem das ja schließlich auch dein Projekt ist, dachte ich eben, es würde dich interessieren.“
Seine dunklen Augen blitzten sie missmutig an. „Entschuldige bitte, wenn ich nicht vor Begeisterung an die Decke gesprungen bin. Was hätte ich tun sollen? Eine Lobeshymne singen?“, fragte er unwirsch.
Sie starrte ihn an und drehte sich dann wortlos um, um sich auf ihren Platz zu setzen. Sie wusste, wenn sie jetzt noch ein einziges Wort sagen würde, würde sie die Tränen nicht mehr zurückhalten können. Wieso war Niclas so gemein? Anscheinend war es ihm noch mehr zuwider, mit ihr zusammen diese Arbeit fertigen zu müssen, als sie gedacht hatte.
Niclas stand etwas unschlüssig neben dem Tisch, dann setzte er sich ebenfalls und packte seine Unterlagen aus. Er fühlte sich unglaublich mies, und zu allem Überfluss spürte er Kevins Blick, der sich missbilligend in seine Seite bohrte. Emily saß stumm neben ihm und hatte sich tief über ihr Buch gebeugt, dabei ließ sie ihre Haare wie einen Vorhang zwischen sich und ihn fallen, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Und er konnte sich auch denken, warum. So, wie er sie angeschnauzt hatte, kämpfte sie nun sicher mit den Tränen.
Seit er sie kannte, war sie meistens still und verschlossen gewesen, und nun hatte sie sich heute zum ersten Mal ein wenig geöffnet und sich für etwas begeistert, und er reagierte wie die Axt im Walde. Und das nur, weil er mit sich selbst, seinen Gefühlen und Wünschen nicht zurechtkam. Er war ein unglaublicher Idiot. Er warf einen vorsichtigen Blick in ihre Richtung und überlegte, was er sagen könnte, um seine harschen Worte abzuschwächen.
Leider betrat genau in diesem Moment Dr. Smith den Raum, und somit musste eine Entschuldigung verschoben werden. Auch später in den Pausen ergab sich keine Gelegenheit, und schließlich war der Schultag vorbei, ohne dass er Emily gesagt hätte, dass es ihm leid tue.
Zuhause setzte er sich gleich an den Computer und begann mit einer gründlichen Suche nach geeigneten Artikeln. Die wollte er Emily am nächsten Morgen zeigen und hoffte, sie würde das als eine Art Entschuldigung akzeptieren.
Doch als er das Klassenzimmer am darauf folgenden Morgen betrat, saß Jeff Barkley auf seinem Platz und redete auf Emily ein, die ihn lächelnd ansah, während Niclas plötzlich einen schmerzhaften Stich im Herzen verspürte. Was wollte denn dieser Lackaffe von ihr? Der hatte sie doch neulich in Antonios Eisdiele schon so angeschmachtet. Und wie sie lächelte. So hatte sie ihn noch nie angelächelt. Er fühlte Zorn in sich aufsteigen und kam sich plötzlich unglaublich dumm vor. Da setzte er sich stundenlang hin und suchte Artikel für diese dämliche Arbeit heraus, weil Madame gesagt hatte, es sei wichtig für sie, und nun saß sie hier und flirtete mit diesem Fatzke.
Er trat neben seinen Stuhl. „Verschwinde, aber schnell!“, zischte er Jeffrey an.
Der hob erstaunt den Kopf. „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“ Er wechselte einen Blick mit Emily, die mit den Schultern zuckte. „Schon gut, Jeff. Danke für deine Hilfe, ich melde mich dann bei dir.“
Jeffrey nickte und stand auf. „Hier, bitteschön.“ Er sah Niclas herausfordernd an, doch als er das wütende Funkeln in dessen Augen sah, drehte er sich schnell um und ging zu seinem eigenen Platz.
Niclas ließ sich auf seinen Stuhl fallen und warf einen wütenden Blick zu Emily, die ihn vorwurfsvoll anschaute. „Ist was? Bist du sauer, weil ich neben dir sitze und nicht dieser Lackaffe?“ Seine Stimme klang aggressiv, und er sah, wie sie zusammenzuckte.
„Nein, bin ich nicht. Ich bin sauer, weil du dich unmöglich benimmst.“
Er starrte sie überrascht an und setzte zu einer scharfen Erwiderung an, doch Emily stand einfach auf, drehte sich um und verließ den Raum. Niclas starrte ihr verdutzt
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