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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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hinterher. Die ließ ihn einfach sitzen hier ... und während er noch immer auf die Tür blickte, die hinter ihr zugefallen war, verwandelte sich seine Wut in Scham. Sie hatte Recht, er benahm sich tatsächlich unmöglich. Was war nur los mit ihm? Er hatte überhaupt nichts gegen Jeffrey. Was war das Problem, wenn er mit Emily redete und sie anflirtete? Tief in seinem Innersten flüsterte ihm eine leise Stimme die Antwort zu, aber er war nicht im Mindesten bereit, dieser Stimme Gehör zu schenken.
     
    Emily lief durch die Flure zur Mädchentoilette und blieb dort heftig atmend stehen. In ihrem Innersten tobte wilder Aufruhr. Was bildete Niclas sich bloß ein? Wieso benahm er sich mit jedem Tag unmöglicher? Warum nur hasste er sie so sehr? Zwar hatte sie von Anfang an geahnt, dass sie ganz sicher nicht der Typ Mädchen war, auf den er stand, aber dass er sie gar nicht ertragen konnte, das tat weh. Und zwar sehr viel mehr weh, als es sollte ... verflixt, Niclas. Sie trat an eines der Waschbecken, drehte den Hahn auf und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Sie fühlte sich elend und müde. In der Nacht hatte sie einen schrecklichen Traum gehabt, die Schatten waren überall gewesen, und sie war schreiend aufgewacht. Den Rest der Nacht hatte sie dann damit verbracht, darüber nachzudenken, warum Niclas laufend wütend auf sie war. Seine Reaktion gestern auf die Artikel hatte sie tief getroffen, und heute schien es genau im gleichen Takt weiterzugehen. Wie sollten sie jemals diese Arbeit fertig bekommen? Sie müssten sich eigentlich nun bald mal zusammensetzen und gemeinsam daran weiterarbeiten. Aber das schien im Moment einfach völlig unmöglich. Sie fuhr sich müde über die Stirn, wandte sich seufzend um und ging in den Saal zurück, die Stunde würde gleich anfangen.
    Sie setzte sich stumm neben Niclas, der sie ebenfalls ignorierte, dann jedoch schob er ihr kurz nach Ende der Stunde seine Unterlagen zu. „Hier, hab ich gestern rausgesucht, vielleicht ist etwas dabei, mit dem wir etwas anfangen können. Und“, sie sah, dass er kurz tief Luft holte, „es tut mir leid, dass ich eben so drüber war. Sorry.“
    Doch noch bevor Emily etwas erwidern konnte, war er aufgesprungen und verschwand zur Tür hinaus. Sie sah ihm nach, und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, denn sie konnte sich denken, dass es ihn ganz schön Überwindung gekostet haben musste, sich bei ihr zu entschuldigen.
    Nach Schulschluss wartete Niclas vor dem Tor auf sie. „Hey, hast du Zeit heute? Wir könnten uns treffen und schon mal ein paar Sachen besprechen.“ Während er sprach, schaute er sie kurz an, dann senkte er den Blick und sah zu Boden, dabei wirkte er irgendwie verlegen und unsicher. Emily musterte ihn, und ein zaghaftes Gefühl von Zuneigung stieg in ihr auf, das sie selbst verlegen machte. Unsicherheit und Niclas – niemals hätte sie gedacht, jemals diese beiden Worte im Zusammenhang zu sehen.
    Er hob den Kopf, und wie so oft fiel ihm diese vorwitzige Haarsträhne in die Stirn, während seine braunen Augen sie fragend ansahen. „Emily?“
    „Ja? Oh ... ja sicher, ich habe Zeit. Wann dachtest du denn?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht, vielleicht in zwei Stunden?“
    „Ja, okay, das passt mir gut.“ Sie nickte und versuchte, ihrer Stimme einen möglichst gelassenen Ton zu geben, was allerdings nicht ganz zu gelingen schien, denn sie hörte selbst, dass sie etwas piepsig klang, und Niclas merkte es vermutlich auch.
    Wenn, ließ er sich jedoch nichts anmerken. „Gut. Wo? Bei dir oder bei mir?“ Dabei sah er sie jedoch nicht an, sondern fixierte interessiert einen unbestimmten Punkt hinter ihr, was ihr kurz vorher aufgeflammtes Gefühl der Zuversicht irgendwie wieder zunichte machte. Das konnte sicher heiter werden.
    „Wenn es dir recht ist, vielleicht bei mir?“
    Endlich wandte er ihr wieder den Blick zu. „Okay. Wenn du mir noch verrätst, wo bei dir ist?“ Sie nannte ihm ihre Adresse. „Ach so, du wohnst in Maras Straße? Ja, da weiß ich Bescheid. Also, dann bis nachher.“ Damit drehte er sich abrupt um und ging zu seinem Motorrad. Emily sah ihm verunsichert nach und wusste nicht genau, ob sie sich nun freuen, dass sie nun endlich ihre gemeinsame Arbeit in Angriff nehmen würden, oder sie diesem Treffen mit Argwohn entgegensehen sollte. Sie seufzte und winkte Mara kurz zu, die bereits ungeduldig neben ihrem Wagen wartete. Vermutlich würde sie sich lieber nicht zu viel versprechen, denn es würde

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