Für immer, Emily (German Edition)
wohl schon an ein Wunder grenzen, wenn Niclas und sie es schaffen würden, ein oder zwei Stunden im gleichen Raum zu sein, ohne dass es dabei zu Ärger und Frust kam.
K apitel 11
Mara bog vom Parkplatz auf die Straße ab, dann wandte sie Emily den Blick zu.
„Was? Niclas kommt zu dir nach Hause? Wegen der Arbeit? Hm, also hör mal, ihr könnt euch auch bei uns treffen, wenn dir das lieber ist. Ich meine ... na ja, wäre es denn überhaupt okay für dich, mit ihm alleine zu sein?“
Emily hob die Schultern und sah aus dem Fenster. „Ja ... nein ... ach, ich weiß nicht. Doch, ich denke schon, dass es okay ist. Ich meine, das ist Niclas, nicht irgendein Fremder. Aber danke, dass du mir anbietest, zu euch zu kommen.“
„Aber das möchtest du nicht?“ Mara setzte den Blinker und bog erneut ab.
„Nein, ich glaube nicht. Ich weiß, du meinst es gut, aber, deine Mom, sie wird uns ständig im Visier haben und mich mit Argusaugen bewachen. Versteh mich nicht falsch, ich bin euch sehr dankbar für alles, aber, ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich werde bald achtzehn und ich ... ich wünsche mir so sehr wieder mehr Normalität in meinem Leben, verstehst du? Einerseits bin ich froh, dass ihr für mich da seid, wirklich, aber andererseits möchte ich gerne ganz einfache Dinge wieder alleine hinbekommen. Ich möchte im Dunkeln durch das Haus gehen können, ohne dabei vor Angst zu sterben. Ich möchte durch die Stadt laufen, ohne dauernd das Gefühl zu haben, jemand folgt mir. Mara, ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie das ist, wenn du immer ein ungutes Gefühl hast. Wirklich immer! Ich gehe mit diesem Gefühl ins Bett und wache damit wieder auf. Es ist immer da. Dieses Gefühl, dass ich nicht sicher bin, dass mir jederzeit aus einer Situation heraus, in der ich mich völlig sicher fühle, etwas Schlimmes geschehen kann.“ Sie senkte den Kopf. „Ich rede Unsinn, vergiss es einfach. Ich kann es nicht erklären.“
Mara sah ihre Cousine bedrückt an. „Doch, ich verstehe ganz gut, glaube ich. Und ein Treffen mit Niclas in deinem Haus gehört dazu, nicht wahr? Zu den Dingen, die du gerne alleine hinbekommen würdest?“
Emily biss sich auf die Lippen. „Ja, wenn du so willst, ja. Das gehört dazu. Mara, du weißt, dass ich sehr vorsichtig bin im Umgang mit Männern und Jungs, aber Niclas, ich weiß, es klingt vielleicht verrückt, er ist nicht gerade nett zu mir, aber ich vertraue ihm. Ich muss doch einfach mal wieder jemandem vertrauen.“
Der letzte Satz war für Mara kaum zu verstehen, so leise war er, und es schmerzte sie zutiefst, die Verzagtheit in Emilys Stimme zu hören. Dennoch sagte sie munter: „Du hast völlig Recht, meine Süße. Und Niclas, na ja, er ist manchmal zwar nicht gerade Mister Charming persönlich, aber ich denke auch, dass du ihm vertrauen kannst. Also, er ist nicht der Typ, der dir zu nahe treten würde oder so. Im Gegenteil, er hat ja selber so eine Art Stacheldraht um sich herum gezogen.“Sie grinste, und Emily musste lachen.
„Ja, das stimmt. Und ich hab mir schon ein paar Mal den Finger ziemlich blutig gestochen an seinem Stacheldraht.“ Sie rollte die Augen. Mara fasste nach ihrer Hand und pustete auf ihren Zeigefinger. Sie mussten beide lachen. „Em, nicht sauer sein, aber kann es sein, dass du, nun ja, dass Niclas dir nicht völlig gleichgültig ist? Verzeih, ihr zickt euch zwar dauernd an, aber ich hab das Gefühl, ihr beide wollt damit das ein oder andere verbergen. Kommt mir jedenfalls so vor.“ Sie brach ab.
Emily sah etwas verlegen aus dem Fenster. „Ich weiß es auch nicht, Mara. Wirklich ... ja, irgendwie mag ich ihn, obwohl er ein echter Stoffel ist. Meistens jedenfalls. Aber dann ist er plötzlich ganz anders. Immer nur ganz kurz, und sobald es ihm auffällt, macht er wieder dicht und zieht sofort seine Abgrenzungslinie nach.“ Sie überlegte kurz. „Aber nicht, dass du jetzt denkst, ich mag ihn nur, weil er gut aussieht. Das ist es nicht, das spielt für mich keine Rolle.“ Sie drehte an einer Haarsträhne. „Obwohl er schon süß ist. Ich mag seine Haare. Und er hat ein hübsches Gesicht. Und ein süßes Lächeln.“ Sie brach ab und sah Mara verlegen an. „Und ich rede mich hier grad um Kopf und Kragen. Du darfst nicht denken, dass ich was von Niclas will. Das würde ja sowieso nicht funktionieren. Nicht mit ihm und
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