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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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automatisch beschützt und geborgen fühlte. Er war Leiter der hiesigen Feuerwehrdienststelle, und Emily hätte sich keinen passenderen Job für ihn vorstellen können.
    Ihre Gedanken schweiften ab zu sich nach Hause, zu ihrer Familie. Ihre Mom … sie wusste, sie machte sich schreckliche Sorgen um sie. Es hatte ihr das Herz gebrochen, was ihrem Baby, wie sie Emily manchmal immer noch nannte, in dieser Augustnacht widerfahren war. Seitdem neigte sie dazu, überängstlich zu sein und sich selbst mit Vorwürfen zu überschütten. Ihr Dad, Jack, war verstummt vor hilflosem Zorn, und sie konnte mit ihm kaum noch normal reden. Alle litten auf ihre Weise, am schlimmsten Connor. Connor, ihr großer Bruder, den sie abgöttisch liebte. Ihr hübscher, gescheiter, lebenslustiger Bruder, der sie hätte abholen sollen an diesem Abend, und es wegen eines Streits mit seiner Freundin verschwitzt hatte.
    Ihr Vater brachte es seitdem kaum fertig, ein Wort mit seinem Sohn zu reden. Die Enttäuschung in seinen Augen war schlimmer, als würde er seine Wut herausschreien. Er wusste durchaus, dass es Connor gegenüber nicht fair war, denn er war sonst immer, wirklich immer, zuverlässig gewesen. Jack sah, wie sehr sein Sohn es bereute, doch er kam nicht gegen den Aufruhr in seinem Innersten an. Es herrschte monatelang eine angespannte, bedrückte Atmosphäre, in der jeder versuchte, irgendwie den Schein zu wahren, und das, was passiert war, zu verdrängen. Als wäre es nie geschehen, als wären sie noch eine ganz normale glückliche Familie. Für Emily wurde es in dieser Umgebung immer unerträglicher. Bis sie es schließlich nicht mehr aushielt. Sie wollte nur noch raus, weg, endlich vergessen.
    Und hier war sie nun. Sie war hierher gekommen, mit dieser Last im Gepäck, die sie nicht einfach irgendwo ablegen konnte, mit fast unerträglicher Angst im Herzen, die nicht weichen wollte und sie manchmal an den Rand der Verzweiflung brachte. Sie fürchtete die Nacht, die Dunkelheit und andere Menschen. Sie seufzte leise, während Mara auf den Parkplatz der Middletown High fuhr, auf der sie nun das letzte Schuljahr absolvieren wollte. „Alles okay?“ Mara sah sie prüfend an.
    Emily nickte. „Ja … ja. Ich bin froh, dass du dabei bist, Mara.“
    Und das stimmte. So hatte sie früher schon empfunden, wenn sie sich gegenseitig besucht hatten. Wenn die lustige, quirlige, selbstbewusste Mara bei ihr war, fühlte sie sich sicherer und weniger angreifbar. Manchmal konnte sie sich ihre scheue, wenig selbstbewusste Art selbst nicht richtig erklären. Sie hatte eine behütete Kindheit verbracht, hatte Eltern, die sie liebten, sich um sie sorgten und bei denen sie sich immer hatte geborgen fühlen können.
    Sie hatte einen großen Bruder, der sich nie gescheut hatte, wenn es Ärger gab, die Fäuste für seine kleine Schwester fliegen zu lassen. Er war zwei Jahre älter als sie und schon immer ein bildhübscher Junge gewesen. Er hatte dieses gewisse Etwas, das die Menschen in seinen Bann zog ... und als er älter wurde, ganz besonders die Mädchen.
    Er war witzig und charmant und der beste Bruder, den man sich hätte wünschen können. Natürlich stritten sie sich auch mal, aber im Grunde waren sie immer füreinander da. Und nun konnte er ihr kaum noch in die Augen sehen, weil er sich die Schuld an dem gab, was ihr passiert war.
    Emily schüttelte energisch den Kopf. Sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Nicht jetzt. Sie war hierher gekommen, um Abstand zu gewinnen, um nach vorne zu blicken. Und genau das würde sie jetzt versuchen.
    Mara hatte inzwischen einen Parkplatz gefunden. Sie stiegen aus. Emilys Blick schweifte hinüber zu dem Gebäude aus dunklem Sandstein. Es war ein relativ altes Gemäuer und sah ziemlich imposant aus. Mara warf sich ihre Tasche über die Schulter. „So, ich gehe nun erst mal mit dir zum Sekretariat. Dort bekommst du alle deine Unterlagen und siehst, wann du welche Kurse hast.“
    Andrea war inzwischen mit einem „Ciao, bis später“ an ihnen vorbeigeflitzt und im Gewühl der vielen jungen Leute verschwunden. Emily folgte Mara durch die hohe, geschwungene Eingangstür und hatte dabei ein ziemlich flaues Gefühl im Magen. Drinnen sah die Schule fast genauso aus, wie ihre alte zuhause. Weiß gestrichene Wände, lange Flure. Überall gingen Türen ab. Vermutlich sahen alle Schulen des Landes irgendwie gleich aus. Schüler hasteten an ihnen vorbei, kleine Gruppen standen zusammen, Lehrer drängelten sich durch die

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