Für immer, Emily (German Edition)
schwatzende Schülerschar.
Es war keine besonders große Schule, und nur am ersten Tag erschien es einem wohl so, als ob Gott und die Welt sich genau hier versammelt hätte.
Vor dem Sekretariat herrschte der von Mara bereits angekündigte Ansturm, und sie mussten eine Weile warten. Schließlich aber waren sie doch dran, und die Schulsekretärin begrüßte Emily mit einem freundlichen Lächeln. „Ah, Miss Alexander, richtig?“ Emily nickte schüchtern. „Ich bin Mrs. Baker, ich werde Ihnen erst einmal alles erklären.“
Es dauerte eine Weile, bis Emily alle Formulare ausgefüllt, unterschrieben und auch die Vollmacht ihrer Eltern abgegeben hatte. Dorothy und Bob waren von ihnen berechtigt worden, in der Zeit von Emilys Aufenthalt hier die Entscheidungen für sie zu treffen, die sie noch nicht selbst treffen durfte, bevor sie achtzehn wurde.
Schließlich hatte sie jedoch alles erledigt und hielt eine Mappe mit den Stundenplänen und eine Buchliste in den Händen. Sie verabschiedete sich von der netten Mrs. Baker und folgte Mara, die geduldig neben ihr gestanden hatte, nach draußen auf den langen Flur.
„Oh mein Gott, ich dachte schon, wir werden nie fertig. Komm, deinen ersten Kurs hast du leider nicht mit mir, aber ich zeige dir den Saal.“
Emily nickte etwas beklommen. Sie fühlte, wie ihre Hände feucht wurden bei der Vorstellung, gleich im ersten Kurs ohne Mara auskommen zu müssen. Die schien ihre Gedanken erraten zu haben und legte ihr beruhigend den Arm um die Schultern.
„Mach dir keine Sorgen, Em. Du hast Dr. Smith in Geschichte. Er ist sehr nett. Da musst du dir keine Gedanken machen. Er wird dich der Klasse vorstellen. In der Pause stelle ich dich auch ein paar Leuten vor, dann bist du gleich nicht mehr so fremd. Wir hätten das ja schon früher machen können, aber das wolltest du ja nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern.
„Ja, ich weiß. Es fällt mir schwer, weißt du“, murmelte Emily.
„Ja, ich weiß. Schon okay. Du wirst meine Freunde schon noch alle kennen lernen. Sie werden dich mögen, das weiß ich. So, hier sind wir. Warte nach der Stunde hier auf mich, ich hole dich ab, dann gehen wir gemeinsam zum nächsten Kurs, okay?“
Emily nickte. „Ja, mach ich. Bis nachher, Mara.“
Sie waren spät dran, im Sekretariat hatte es so lange gedauert, dass Mara sich nun beeilen musste, rechtzeitig zu ihrem eigenen Kurs zu kommen. Sie lief eilig los, drehte sich noch einmal um und winkte Emily zu, die etwas verzagt lächelnd zurückwinkte.
K apitel 3
Emily blieb einen Moment stehen, atmete tief durch und betrat zögernd den Klassenraum. Eine bunt gemischte Schar Jungen und Mädchen saß bereits an den Tischen. Sie unterhielten sich und niemand beachtete den Neuankömmling. Emily ließ ihre Blicke nervös durch den Raum schweifen und genau in dem Moment betrat der Lehrer den Saal und warf die Tür schwungvoll hinter sich ins Schloss.
Alle Köpfe wandten sich zur Tür. Emily fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden, denn automatisch hefteten sich nun auch alle Augenpaare auf sie.
„Guten Morgen, meine Herrschaften, ich hoffe, Sie hatten angenehme Ferien und sind nun bestens aufgelegt für ein paar interessante Reisen in die Vergangenheit.“
Dr. Smith warf seine Mappe ebenso schwungvoll auf das Lehrerpult, wie er eben die Tür zugeworfen hatte, und wandte sich Emily zu. „Aha, unser Neuzugang nehme ich an.“ Er lächelte. Emily lächelte automatisch zurück. Dr. Smith war ungefähr Mitte vierzig, sein Haar begann sich bereits zu lichten. Er war ein großer, schlanker Mann, der ihr nun seine Hand hinstreckte, die sie zögernd ergriff. „Ich bin Dr. Smith, Ihr Geschichtslehrer. Miss Alexander?“
Emily nickte. „Ja. Guten Morgen.“
Der Lehrer schüttelte ihre Hand, dann wandte er sich an die Klasse. „Nun, Herrschaften, das ist Ihre neue Mitschülerin Emily Alexander. Herzlich willkommen bei uns, Emily. Ich hoffe, Sie werden sich hier wohl fühlen und schnell mit dem Stoff zurechtkommen.“
„Ja, das hoffe ich auch. Vielen Dank.“ Emily bemerkte, wie leise und zaghaft ihre Stimme klang, sie hätte sich am liebsten dafür geohrfeigt. Die neugierigen Blicke der neuen Mitschüler ruhten auf ihr. Sie zwang sich zu einem kurzen Lächeln in ihre Richtung. „Hallo.“
Alle Tische waren bereits besetzt, bis auf einen, der leer war.
„Dort hinten können Sie sich hinsetzen, Emily. Am besten machen Sie sich heute nur ein paar Notizen
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